Verbrechen / Englische Polizei jagt dreifachen Frauenmörder
Großangelegte Mörderjagd auf der Insel: Mit Helikoptern, Polizei-Hundertschaften und bewaffneten Spezialeinheiten durchkämmten die Sicherheitskräfte am Mittwoch den Speckgürtel nördlich der britischen Hauptstadt London. Die Großfahndung galt einem 26-jährigen früheren Soldaten: Kyle Clifford steht im dringenden Verdacht, am späten Dienstagnachmittag seine Ex-Freundin sowie deren Mutter und Schwester getötet zu haben. Offenbar diente dabei eine Armbrust als Mordwaffe. Am Abend gelang die Festnahme des verletzten Flüchtigen. Der Polizei zufolge wurde dabei nicht von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.
Polizeidirektor Jon Simpson von der örtlichen Hertfordshire Constabulary beschrieb das Tatgeschehen in Bushey, rund 30 Kilometer nordwestlich von London, als „grauenhaft“ und warnte die Öffentlichkeit ausdrücklich davor, sich dem Gesuchten zu nähern. Es handele sich offenbar um eine Beziehungstat, fügte der Beamte hinzu und appellierte direkt an den Flüchtigen: „Kyle, wenn Sie dies sehen oder hören, sollten Sie in Kontakt mit der Polizei treten.“
Am Mittwoch stürmte ein Spezialkommando Cliffords Wohnung im Nord-Londoner Stadtteil Enfield. Später galt eine intensive Suche dem benachbarten Friedhof von Hilly Fields. Offenbar wurde Clifford dort gestellt. Zuvor hatten verhängten örtliche Schulen vorsorglich einen begrenzten Lockdown, um die Sicherheit der Kinder sicherzustellen. Die örtliche Lokalverwaltung forderte die Bevölkerung nach Absprache mit der Polizei aber zu normalem Verhalten auf: Es gebe „keine Bedrohung der Öffentlichkeit“.
Ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei sowie britischen Medienberichten zufolge war der Tatverdächtige in einer Beziehung mit Louise Hunt, 25. Diese sei vor einigen Tagen turbulent zu Ende gegangen, berichtete ein Nachbar dem Telegraph. Die junge Frau sei so emotional aufgewühlt gewesen, dass sie ihr Auto gegen den Telegrafenmasten nahe dem Wohnhaus ihrer Eltern in der Straße Ashlyn Close gesetzt habe.
Am Dienstag waren Nachbarn zufolge abends gegen 18.30 Uhr schrille Schreie zu hören. Offenbar wurden wenig später die drei Frauen gefunden. Augenzeugen sahen ein bewaffnetes Spezialkommando die Straße stürmen, die Siedlung wurde in Lockdown versetzt. Auf einer nahegelegenen Wiese landete ein Rettungshubschrauber. Vergeblich: Die herbeigerufenen Ärzte konnten nur noch den Tod des Trios feststellen.
Die ermordeten Frauen Carol Hunt, 61, sowie ihre Töchter Hannah, 28, und Louise, 25, gehören zur Familie eines prominenten Journalisten: John Hunt, 58, kommentiert seit rund 20 Jahren für den BBC-Sender R5Live Pferderennen. Zuvor war er Polizist gewesen. Die Chefredaktion der beliebten Radiostation bezeichnete die Nachrichten als „absolut niederschmetternd“. Man werde dem Kollegen und seiner Familie alle mögliche Unterstützung zukommen lassen.
Armbrust selten als Waffe genutzt
Die Chefin des britischen Pferdesport-Verbandes, Julie Harrington, beschrieb Hunt als „guten Freund vieler Menschen in unserem Sport“. Der ITV-Kommentator Matt Chapman wandte sich in einer emotionalen Nachricht an die Öffentlichkeit: „Ich möchte John wissen lassen, dass wir ihn lieben, der Galoppsport liebt ihn. Er ist ein herausragender Radiojournalist und ein liebenswerter Kerl.“
Tötungsdelikte mit einer Armbrust stellen auf der Insel eine Seltenheit dar. Im Jahrzehnt bis 2021 kam es nach Darstellung des Innenministeriums zu „weniger als zehn“ Tötungen mit der archaischen Waffe. Erst zu Jahresbeginn hatte die damalige konservative Regierung die bestehenden Rechtsvorschriften auf den Prüfstand gestellt und Experten um Stellungnahme gebeten. Die dabei gesammelten Erkenntnisse würden jetzt von der neuen Innenministerin Yvette Cooper „zügig geprüft“. Anschließend werde entschieden, ob es neuer Gesetze bedarf.
Auch der bisher spektakulärste Fall der jüngsten Vergangenheit basierte auf einer Beziehungstat. 2018 schoss ein 51-Jähriger seiner 16 Jahre, im achten Monat schwangeren Frau einen Pfeil in den Bauch. Die 35-Jährige verstarb, ihr Sohn konnte gerettet werden. Den Mörder schickte das Krongericht lebenslänglich ins Gefängnis.
Eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes verbüsst seit sechs Jahren auch der drei Jahre älterer Bruder des Tatverdächtigen von Bushey. Der damals 23-jährige Klempner Bradley Clifford war in einer Enfielder Bar mit zwei jungen Männern, 18 und 19 Jahre, in Konflikt geraten, die daraufhin Cliffords Ford Mustang mit einer Flasche traktierten. Der empörte Autobesitzer verfolgte das Moped des Duos 20 Minuten lang, ehe er mit seinem Auto absichtlich in das Zweirad raste. Anschließend prügelte er auf den sterbenden 18-Jährigen ein, dessen 19-jähriger Begleiter entkam mit schweren Verletzungen.
Der flüchtige Clifford dürfte in seiner militärischen Ausbildung unter anderem darin unterrichtet worden sei, wie man der Verfolgung feindlich gesonnener Kräfte entgeht. Das machte selbst für die Profis von Scotland Yard sowie der örtlichen Polizei die Suche nach dem Tatverdächtigen besonders schwierig.
- Sandy Artuso macht mit „Queer Little Lies“ Esch zum queeren Kultur-Hotspot - 26. November 2024.
- Gewerkschaften und Grüne kritisieren „Angriffe der Regierung“ auf Luxemburgs Sozialmodell - 26. November 2024.
- Sozialwohnungen statt Leerstand: Was die „Gestion locative sociale“ Eigentümern bieten kann - 26. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos