„Maisons relais“ / Bei der Betreuung von Grundschülern herrscht Personalmangel
Eltern stellen sich viele Fragen in Bezug auf die „Rentrée“ in den Grundschulen. Viele werden auf die „Maison relais“ angewiesen sein, weil dann nämlich der Sonderurlaub „Congé pour raisons familiales“ wegfällt. Der Regionaldirektor für die Grundschulen der Region Sanem, Philippe Kloos, spricht von einem enormen Aufwand, die Betreuungseinrichtungen nach den Vorgaben des Bildungsministeriums zu betreiben. Insbesondere der bestehende Personalmangel sei noch nicht geklärt.
Am 25. Mai öffnen die Grundschulen wieder. Der „Congé pour raisons familiales“, der für viele Eltern bislang ein regelrechter Segen war, ist ab jenem Tag hinfällig. Die Kinder gehen eine Woche zur Schule, wo sie neuen Lernstoff erlernen und bleiben anschließend eine Woche zu Hause, wo sie diesen wiederholen und vertiefen. Soweit der Plan des Bildungsministeriums. Arbeitende Eltern werden dadurch gezwungen, ihr Kind in der sogenannten Übungswoche in eine Betreuungseinrichtung wie die „Maisons relais“ zu geben. Viele Fragen bleiben offen.
Wie viele Kinder werden dann tatsächlich in die „Maisons relais“ gehen? Dürfen sehr kleine Gruppen mit anderen sehr kleinen Gruppen vermischt werden? Was passiert mit einer Gruppe, wenn ein Kind positiv auf Covid-19 getestet wird? Ist das Ganze überhaupt rentabel? Wäre es für den Staat nicht günstiger, den „Congé pour raisons familiales“ einfach weiterlaufen zu lassen? Oder wird er gerade deswegen abgeschafft? Was ist mit den Eltern, die sich beruflich bewusst so organisiert haben, dass sie die „Maison relais“ gar nicht oder nur sehr wenig nutzen? Vielleicht aus Überzeugung, selber für ihre Kinder da zu sein. Das wird in drei Wochen nicht mehr möglich sein.
Auf einige dieser Fragen konnte uns Philippe Kloos, Regionaldirektor der Grundschulen für die Region Sanem, eine Antwort geben. Kloos ist zurzeit sehr beschäftigt. Bis zum 25. Mai sollte alles stehen. „Es sind äußerst lange Tage. Ich muss aber sagen, dass die Motivation sehr groß ist. Weil wir ein Licht am Ende des Tunnels sehen.“ Auch für ihn stehen immer noch Fragen offen. Es seien aber weniger als noch vor einigen Wochen.
Knackpunkt Sonderurlaub
Kloos unterscheidet zwischen der rein schulischen Organisation und dem „Drumherum“, wie er sagt. „Das Schulische allein, das bekommen wir gestemmt“, so Kloos. „Wir haben schon früh probiert, mit den Daten, die wir nach dem Lockdown hatten, uns so aufzustellen, dass wir das hinbekommen.“ Zum rein schulischen Bereich gehören ab dem 25. Mai sowohl die Kinder, die tatsächlich in der Schule sitzen und neuen Stoff lernen, als auch jene, die auf Distanz beschult werden. Zu den Letzteren gehören die Kinder in der Übungswoche genauso wie jene, die aufgrund einer Gefährdung zu Hause bleiben müssen.
Zum „Drumherum“ gehören die Kinder, die nicht zu Hause bleiben können und in der „Maison relais“ betreut werden müssen. Also all jene, für die bislang der „Congé pour raisons familiales“ genehmigt wurde. Und genau hier befindet sich der Knackpunkt. Kloos sagt, es gehe nun darum, genug Personal zu haben für die Kinder, die nicht mehr zu Hause betreut werden können. Sowohl morgens als auch mittags. Die Eckdaten seien hier noch zu definieren.
„Die ‚Maisons relais‘ sind sicherlich der Hauptakteur dabei“, so Kloos. Diese seien aber ganz unterschiedlich in ihrem Personalschlüssel aufgestellt. Das müsse lokal geschaut werden. Kloos wirft folgende Fragen auf: „Was haben wir an Ressourcen? Wie kriegen wir die Löcher, die wir da haben, gestopft?“
Das wird ein enormer Aufwand, den wir da haben werden. Wir müssen auf sehr viele Details achtgeben, weil die Vermischung der Kinder nie stattfinden darf. Wir müssen um die bei der Halbierung der Klasse entstandene Gruppe eine ganze Struktur aufbauen, damit diese Kinder zusammenbleiben.Regionaldirektor für Grundschulenregion Sanem
Laut Aussage des Bildungsministers Claude Meisch (DP) dürfen die Gruppen niemals vermischt werden. Das heißt konkret, dass jene Kinder, die in der A-Woche in die Schule gehen müssen, in der B-Woche in genau der gleichen Gruppe betreut werden müssen. Wenn sich also nach dem Splitting in einer Klasse noch sechs bis acht Schüler befinden und nur zwei davon in der Übungswoche nicht zu Hause betreut werden können, dann müsste nach Meischs Anweisung eine Betreuungsperson für diese zwei Kinder eingesetzt werden. „Da braucht man sehr viel Personal“, schlussfolgert Kloos.
Keine Vermischung der Gruppen
„Das wird ein enormer Aufwand, den wir da haben werden. Wir müssen auf sehr viele Details achtgeben, weil die Vermischung der Kinder nie stattfinden darf. Wir müssen um die bei der Halbierung der Klasse entstandene Gruppe eine ganze Struktur aufbauen, damit diese Kinder zusammenbleiben.“ Auf die Frage, ob das denn wirklich machbar sei, antwortet Kloos: „Wir müssen basteln. Ich bin ein Optimist.“ Hinzu komme, so Kloos, dass die Einteilung der Gruppen nicht den Vorstellungen eines jeden entsprechen werde.
Was würde denn passieren, wenn sich bei der „Rentrée“ herausstellt, dass ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet wurde? Muss dann die ganze Gruppe in Quarantäne? Auf diese Frage hat auch Kloos keine Antwort. „Das weiß ich zurzeit nicht. Wir haben noch keine Vorgehensweise dazu erteilt bekommen. Es ist auch schwierig, darüber zu spekulieren.“ Bis zum 25. Mai seien es noch drei Wochen. Zurzeit werde im Wochentakt geschaut, wo man dran sei. Dementsprechend werde wohl auch auf diese Weise entschieden werden, was gemacht wird, wenn solche Fälle auftreten. „In den nächsten Tagen wird sich viel tun“, sagt Kloos.
Und wie soll das Problem der benötigten Räumlichkeiten gelöst werden? „Das war die erste Frage, der wir nachgegangen sind“, so der Regionaldirektor. Es handele sich dabei um eine technische Frage, die schnell zu lösen sei. „Wir haben uns mit den fünf Gemeinden, die zur Region Sanem gehören, an einen Tisch gesetzt. Wir brauchen plus minus zwei Räume pro Klasse. Das ist viel.“ Kloos macht klar, dass es sich hierbei nur um die Region Sanem handele. Das könne man nicht eins zu eins aufs ganze Land übertragen. Dennoch sei die Region Sanem eine der größten im Land und deshalb könne man sich trotzdem durch diese Angaben ein kleines Bild der Situation machen. „Das mit den Räumlichkeiten kriegen wir hin. Da sehe ich kein Problem“, so Kloos. Allerdings musste viel Mobiliar umgestellt werden. Insbesondere Tische und Stühle. Umbauten seien keine notwendig.
Es wird kein Stau auf den Toiletten entstehen. Da wird es klare Regeln geben, wie man sich verhalten soll. Wir haben in den Gebäuden mehr als eine Toilette. Das ist machbar.Regionaldirektor für Grundschulenregion Sanem
Allerdings muss die Laufrichtung in den Gebäuden definiert und markiert werden. Damit sich die Schüler nicht kreuzen. Dazu müsse man Pfeile malen oder ankleben und Plakate aufhängen, damit die jeweils notwendigen Vorschriften ersichtlich seien und eingehalten werden, so Kloos. Davon betroffen seien Flure, Treppen und Eingangstüren. „Bei Letzteren stellt sich die Frage, welche wir überhaupt nutzen und wie wir sie nutzen.“ Das werde lokal ganz unterschiedlich gehandhabt werden. Je nach Anzahl von Eingangstüren kann die Laufrichtung anders sein als in anderen Schulen. Auch die Anordnung der sanitären Anlagen sei ein wichtiger Punkt für die Laufrichtung.
Klare Regeln für die Kinder
„Es wird kein Stau auf den Toiletten entstehen“, versichert der Regionaldirektor. „Da wird es klare Regeln geben, wie man sich verhalten soll. Wir haben in den Gebäuden mehr als eine Toilette. Das ist machbar.“ Was das Händewaschen anbelangt, werden ebenfalls Regeln ausgearbeitet. Am ersten Tag werde man mit den Kindern die Grundregel genau durchgehen, wann, wie und wo sie das tun sollen. „Wir werden auch Piktogramme aufhängen, um das den Kindern anschaulicher zu machen.“
Was die Hygiene in den Gebäuden betrifft werden, wie Kloos angibt, die Gemeinden das nötige Personal zur Verfügung stellen, das während eines Schultages mehrmals dort putzen und desinfizieren wird. Insbesondere Türklinken, Handläufe, Lichtschalter und Toiletten seien wichtig. Das werde mehr als einmal täglich durchgeführt. Genaue Putzpläne seien in der Ausarbeitung.
Eine Sache werde überall gleich gemacht: Die Kinder gehen zeitversetzt in die Pause. Wie genau, das hänge von der Größe der jeweiligen Schule ab. „Wir werden es auch hinkriegen, dass morgens kein Stau in den Treppen entsteht“, versichert Kloos. „Wir arbeiten genaue Pläne aus, wie wir mit den Kindern hochgehen und wie wir mit ihnen wieder herunterkommen.“ Wie die Pausenhöfe genau umgestaltet werden, hänge ebenfalls von der Größe ab. An manchen Schulen biete sich die Möglichkeit, die Kinder in getrennte Schulhöfe zu schicken. An anderen werde etwas auf dem Boden aufgezeichnet oder Absperrungen aufgestellt.
Seit vergangener Woche gibt es laut Kloos die Möglichkeit, einzelne Schüler, die Schwierigkeiten beim Homeschooling haben, in die Schule zu holen. Diese sei zwar geschlossen, jedoch könne man vereinzelte Kinder einmal oder mehrmals in der Woche gezielt fördern. Insgesamt 13 Schüler in der Region Sanem seien von dieser Maßnahme betroffen. Die Entscheidung, welche Kinder eine solche Förderung brauchen, liege beim Klassenlehrer, so Kloos. Man müsse aber strikt trennen zwischen diesen Schülern, jenen „à besoin spécifique“ und den „enfants vulnérables“. Schüler mit spezifischen Bedürfnissen sind beispielsweise Autisten oder haben eine körperliche Behinderung. „Unsere Psychologen und Pädagogen in der Regionaldirektion schauen Fall für Fall mit den einzelnen Eltern, was genau gemacht wird, wenn nun die Schule wieder aufgeht.“ Die „enfants vulnérables“ wiederum seien gefährdet, wenn sie sich mit dem Covid-19-Virus infizieren. Diese können sich ein Attest vom Arzt ausstellen lassen und weiter im Homeschooling beschult werden.
15 Regionaldirektionen
Die Inspektion von Luxemburgs Grundschulen ist in 15 Regionaldirektionen unterteilt. Jede Direktion hat einen Direktor und je nach Größe zwei bis vier Vizedirektoren. Diese Teams übernehmen die pädagogische Verwaltung und das Monitoring der Schulen. Philippe Kloos ist Direktor der Region Sanem, zu der die Gemeinden Leudelingen, Monnerich, Reckingen, Sanem und Schifflingen gehören.
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„Wir müssen basteln. Ich bin ein Optimist.“ Elo hun mer eis Kanner gutt a gesond iwwert déi Zeit bruecht – an lo muss gebastelt gin well den Här Meisch gären puer Suen spuert! Losst der einfach den „congé“ fir déi Elteren an hallt op Optimistesch rondrëm ze bastelen. Et geet em eis Kanner