Luxemburg-Stadt / Entschärfung von Weltkriegsbombe: Evakuierte Gebäude, gesperrte Straßen und Zugausfälle
Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde am Montag gegen 11.30 Uhr bei Ausbauarbeiten des Bahnhofsgeländes in Luxemburg-Stadt in unmittelbarer Umgebung der Buchler-Brücke gefunden. Menschen wurden evakuiert, zahlreiche Straßen gesperrt und es gab Ausfälle beim öffentlichen Transport. Wohl nicht zuletzt dank des guten Wetters schien das die Menschen vor Ort nicht allzu sehr aus der Fassung zu bringen.
Die Sonne scheint, keine einzige Wolke ist am strahlend blauen Himmel zu sehen und viele Menschen haben es sich auf den Parkbänken im „Rousegäertchen“ gemütlich gemacht. Sie nutzen an diesem Montagmittag ihre Mittagspause, um einige Sonnenstrahlen zu tanken. Nur eine Lautsprecheransage zur Störung des Tramverkehrs lässt darauf schließen, dass die Dinge an diesem Tag nicht ganz ihren gewohnten Gang nehmen. Denn nicht einmal 500 Meter vom „Rousegäertchen“ entfernt stehen zahlreiche Wartende vor einem rot-weißen Absperrband der Polizei und blicken auf den menschenleeren Bahnhofsplatz.
Gegen 11.30 Uhr wurde kurz zuvor nämlich bei Ausbauarbeiten nahe der Buchler-Brücke eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Ein Sicherheitsperimeter zwischen 350 und 500 Metern – die Angaben der Polizei dazu variieren – wurde eingerichtet; Büros und Wohnungen rund um den Fundort der Bombe umgehend evakuiert. „Ich war noch Tacos essen und wollte um 13.21 Uhr eigentlich hier den Zug nach Differdingen nehmen. Jetzt muss ich wohl schauen, was passiert“, erklärt Carina Carvalho gefasst. Wie viele andere Menschen auch steht die 17-jährige Schülerin vor dem abgesperrten Bereich am Bahnhofsplatz. Sorgen macht sie sich laut eigener Aussage nicht.
Auch für Thierry Linden und seine Arbeitskolleginnen heißt erst einmal abwarten. Er sitzt auf einer Mauer auf der place de la Gare und erzählt: „Wir kümmern uns um die Reinigung der Züge. Gegen 12.00 Uhr kam dann der Alarm, dass alles wegen einer Bombe evakuiert wird. Normalerweise ist unsere Schicht um 14.00 Uhr zu Ende, aber unsere Sachen liegen noch im Spind. Ich muss zudem mit dem Zug nach Bettemburg“, so der 57-Jährige, dem es die gute Laune allerdings nicht verdorben hat. Er freut sich über das schöne Wetter und das Eis, das ein Kollege gerade bringt. Viele Menschen in Anzug oder Uniform verbringen die notgedrungene Arbeitspause auf einer Terrasse in der Sonne. Andere wurden nach der Pause von den Vorgesetzten ins Homeoffice geschickt.
Von Beamten evakuiert
Ortswechsel: 14.45 Uhr in Bonneweg. In den Straßen bilden sich lange Autoschlangen, überall trifft man auf wartende Menschen – wie Adrienne Franck. Als Freiwillige hilft sie bei „Médecins du monde“ und sollte sich in den Räumlichkeiten des „Dernier Sol“ um 14.00 Uhr mit Patienten treffen. „Die Kollegin hat mir aber dann Bescheid gegeben, dass das Haus evakuiert wurde“, berichtet die 69-Jährige. Die Angestellte Sylvie Masson war in dem Gebäude, als die Beamten kamen, um die Mitarbeiter hinauszubegleiten. „Ich hatte keine Angst, denn die Polizei war ja da und hat ihre Arbeit gemacht“, stellt die 56-Jährige fest und bedauert allerdings, dass die Patiententermine nun verschoben werden.
Auch Patricia Ferreira blickt von der rue de Hesperange in Bonneweg auf ein Haus in nur wenigen Metern Entfernung zu ihr, das im abgesperrten Bereich in der route de Thionville steht. „Wir haben gegen 11.40 Uhr die Wohnung verlassen, um mit dem Kleinen zum Arzt zu gehen. Da waren schon Polizeiwagen unterwegs, aber wir haben uns nichts dabei gedacht“, sagt die 25-Jährige, die neben ihrem Sohn und ihren Eltern steht. Gegen 12.30 Uhr habe dann die Tante angerufen, die im gleichen Haus wie die Familie wohnt, und gesagt, dass die Polizei die Bewohner evakuiert habe. „Man hat dann schon schlechte Gedanken und macht sich Sorgen“, erklärt Patricia Ferreira, während sich ihr Sohn auf dem Schoss des Großvaters an einen Teddybären klammert.
Rund eine Stunde später, gegen 16.00 Uhr, steht die Familie an diesem Tag noch immer auf dem Bürgersteig und wartet auf Neuigkeiten. Zu dem Zeitpunkt wissen sie nicht, dass der Kampfmittelräumdienst der Luxemburger Armee bereits seit 15.30 Uhr an der Entschärfung der Bombe arbeitet – wie ein Polizeisprecher dem Tageblatt später mitteilt. Um 17.00 Uhr meldet die Polizei dann, dass die Fliegerbombe nur einige Minuten zuvor vom „Service de déminage“ kontrolliert gesprengt wurde und die Anwohner wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkönnen. Auch der unterbrochene Zugverkehr wird danach schrittweise wieder aufgenommen. Verletzte werden an diesem Tag keine gemeldet.
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