Esch/Schifflingen / Erinnerung an vergangene Tage: „De Schmelzaarbechter“ stellt jetzt auch im „Pompelhaus“ aus
Von der einst so stolzen Luxemburger Stahlindustrie ist heute nicht mehr viel zu sehen. Dank einer kleinen Zahl an unermüdlichen Freiwilligen lebt im Museum „De Schmelzaarbechter“ die Erinnerung an diese Zeit weiter. Mittlerweile stellen sie ihre Stücke auch im „Pompelhaus“ aus.
In ein paar Jahren wird dort, wo einst Tausende Arbeiter im Stahlwerk Esch-Schifflingen malochten, ein neues Viertel entstehen. Rund 10.000 Menschen werden dann dort wohnen und arbeiten. Doch um die Erinnerung an die Stahlindustrie aufrechtzuerhalten, bleiben einige der alten Gebäude erhalten und werden in das moderne Viertel eingebunden. Eines dieser Gebäude, das erhalten bleiben soll, ist das sogenannte „Pompelhaus“, das neben dem bereits denkmalgeschützten Wasserturm auf der Schifflinger Seite steht. Wie der Name es schon erahnen lässt, wurden hier Millionen Liter Wasser mithilfe von mehreren leistungsfähigen Pumpen zu den Hochöfen befördert, um diese zu kühlen.
„Das ,Pompelhaus‘ lief rund um die Uhr. Sieben Tagen die Woche. Über drei Schichten verteilt, war immer ein Maschinist vor Ort. Einmal im Jahr erhielten wir dann Hilfe aus der Schweiz, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Diese dauerten dann drei Wochen und alle Schalter mussten ersetzt und die Filter gereinigt werden“, erinnert sich Victor Merens, der seinerzeit diese Wartungsarbeiten als Hochspannungselektroniker begleitete. Die dicken grünen Rohre, die noch heute erhalten sind, konnten bis zu 800 Kubikmeter Wasser befördern. Um ausreichend Druck erzeugen zu können, wurde das Wasser in zwei Wassertürmen zwischengelagert. Zwei Pumpstationen leiteten das Wasser dann bis zu den 1,5 Kilometer entfernten Hochöfen. Auf ihrem Weg dorthin musste ein Höhenunterschied von rund 21 Metern überwunden werden.
Mehr Besucher als die Jahre davor
„Hätte das ,Pompelhaus‘ die Hochöfen nicht konstant mit Wasser beliefert, wären diese aufgrund der enormen Hitze sofort kaputtgegangen“, so der ehemalige Hochspannungselektroniker. Merens, der sich seit 21 Jahren im Ruhestand befindet, verbringt auch heute noch viel Zeit an seiner alten Arbeitsstelle. Er hat sich der „Schmelzaarbechter Asbl.“ angeschlossen, die das gleichnamige Museum betreibt. Seit einigen Jahren stehen diesem drei Räume neben der ehemaligen Krankenstation auf dem ArcelorMittal-Gelände kostenlos zur Verfügung. Von der Drehbank aus dem Jahr 1932 über die verschiedenen Helme von Arbed und ArcelorMittal bis hin zu unzähligen benutzten Werkzeugen und alten Fotos wird alles ausgestellt, was die Erinnerung an die Stahlindustrie weiterleben lässt. Die Entwicklungsgesellschaft Agora hat der Vereinigung nun zusätzlich das „Pompelhaus“ zur Verfügung gestellt. „Wir haben eine Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestages des Generalstreiks auf die Beine gestellt. Gezeigt werden alte Fotos. Doch wir haben auch mit Familienangehörigen, die damals Opfer zu beklagen hatten, zusammengearbeitet. Zudem fand die Gedenkfeier dieses Jahr zum ersten Mal am Originalschauplatz statt, dort, wo einst Hans Adam die Sirene des Hüttenwerks läutete“, erklärt Alain Günther vom „Schmelzaarbechter“.
Die diesjährige Saison wird Anfang November mit einem „Mullen-Owend“ abgeschlossen, dort wird dann auch das von der Asbl. herausgegebene Malbuch präsentiert. Durch die Ausweitung ihrer Ausstellung in das „Pompelhaus“ und die Nähe zur temporären Kunstgalerie „Metzeschmelz“ konnte die Vereinigung dieses Jahr viel mehr Besucher begrüßen als in den Jahren davor. Sorgen um den Nachwuchs müsse man sich nicht machen. „Wir haben einige junge Leute, die gerne mitarbeiten. Das Interesse an der Stahlindustrie hat in den vergangenen Jahren nachgelassen. Jetzt kommen allerdings die Enkel der ehemaligen Arbeiter, die sich für die Geschichte ihrer Großeltern und deren Arbeitsplätze interessieren“, so Merens.
Der Eintritt zum Museum ist kostenlos, unterstützen können die Besucher es mit einer Spende. Geöffnet ist an den Wochenenden.
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