Ferien / Erlebnisreisen, Südtirol oder Nepal? – Das sind die aktuellen Reisetrends in Luxemburg
Endlich wieder normal reisen können! Doch ganz so wie es vor der Corona-Pandemie war, ist es nicht. Das hat das Tageblatt im Gespräch mit drei luxemburgischen Reiseveranstaltern erfahren. Fazit: Es gibt großen Reisenachholbedarf – und die Kunden stellen zum Teil viel mehr Fragen zum Urlaubsziel.
Man merkt es an den Flughäfen: Es wird diesen Sommer wieder so viel verreist wie seit langem nicht mehr. Das ist nicht verwunderlich, da etliche Länder ihre Corona-bedingten Einschränkungen wesentlich gelockert oder aufgehoben haben. Alles wieder wie früher also? Nicht ganz: Die Reisegewohnheiten der einheimischen Kunden scheinen sich seit Sommer 2019, dem letzten Sommer vor Corona, etwas verändert zu haben.
„Ein wesentlicher Unterschied ist, dass die Kunden jetzt kurzfristiger buchen“, sagt Lydia Heinisch, Direktorin der ULT („Union luxembourgeoise du tourisme“). Sie war es vorher gewohnt, dass die meisten Kunden ihren Urlaub Monate im Voraus buchten. Daraus sind jetzt wenige Wochen geworden. Als Kunde sollte man aber wissen, warnt Heinisch, dass man in dem Fall nicht immer das Angebot erhält, das man sich wünscht.
Jordanien und Nepal sind ausgebucht
Insgesamt werde wieder mehr gebucht. Es herrsche ein großer Reisenachholbedarf. Besonders beliebt sind derzeit Reisen innerhalb Europas. Fernreisen hinken etwas hinterher, was aber nicht bedeutet, dass sie komplett abgeschrieben seien. „Einige unserer Fernreisen im Herbst sind voll ausgebucht, zum Beispiel Reisen nach Jordanien oder nächsten Monat nach Nepal“, verrät Heinisch. Doch es sei etwas schwieriger in dem Segment. „Für nächstes Jahr haben wir trotzdem wieder mehr Fernreisen geplant.“
Da in den Medien häufig über diverse Probleme an den Flughäfen und auch über die oft wechselnden Corona-Bestimmungen berichtet werde, stelle man auch einen verstärkten Trend zum Verreisen mit dem eigenen Auto fest, sagt die ULT-Direktorin und fügt hinzu: „Nachdem man zwei Jahre nur sehr eingeschränkt verreisen konnte, wollen die Menschen jetzt von diesem Moment profitieren, wo es wieder möglich ist.“
Kunden wenden sich wieder an Reisebüros
Ein europäisches ULT-Ziel, das dieses Jahr sehr gut bei den Kunden ankommt, ist Südtirol. „Wir bieten einen direkten Flug nach Bozen an, was sehr vorteilhaft ist, mit dem Wagen ist man doch lange dorthin unterwegs. Als Ferienziel ist es außerdem sehr beliebt, zum einen aus Sprachgründen und zum anderen weil die Qualität der angebotenen Dienstleistung dort sehr hoch ist.“ Außerordentlich schnell ausgebucht sei dieses Jahr auch ein ganz bestimmter Mini-Trip gewesen: eine Pilgerreise nach Lourdes. Laut der ULT-Chefin hat es dieses Jahr zudem eine verstärkte Nachfrage nach Aktivurlaub, zum Beispiel Wanderreisen, gegeben.
Eines hat sich aber nun herauskristallisiert: die Tatsache, dass die von manchen totgeglaubten Reisebüros doch sehr nützlich sind. Vor allem bei den Problemen auf internationalen Flughäfen und den sich ändernden Reisebedingungen sei es sehr hilfreich, die professionelle Hilfe eines Reiseveranstalters in Anspruch nehmen zu können, sagt Heinisch. „Da viele Zubringerflüge zu Flughäfen wie Frankfurt und Brüssel ausfielen, haben wir, um einen stressfreien Urlaub anbieten zu können, von vorneherein Busse dorthin organisiert. Wir empfehlen zwar jedem Kunden, stets eine Reiseversicherung abzuschließen, doch wenn man über ein Reisebüro seinen Urlaub bucht, genießt man sowieso immer mehr Sicherheit, falls etwas schiefläuft.“
Jeder möchte wieder reisen. Dieses Jahr verzeichnen wir eine Rekord-Buchungsrate, sogar bei den Last-Minute-Reisen.LuxairTours
Fragen über Fragen
Olivier Lamoral, Vizepräsident für den Verkauf bei LuxairTours, kann die meisten der oben erwähnten Aussagen bestätigen. „Jeder möchte wieder reisen. Dieses Jahr verzeichnen wir eine Rekord-Buchungsrate, sogar bei den Last-Minute-Reisen.“ Ein spezifisches Reiseziel, das besonders hervorsticht, gebe es bei LuxairTours nicht. „Alle Angebote laufen gut, auch wenn manche Kunden eben das nehmen müssen, was noch übrigbleibt.“
Auch Lamoral stellt fest, dass die Kunden ihre Buchungen länger hinauszögern. Vor Corona stünde bei den meisten Kunden bereits im Februar, nach der „Vakanz“-Messe, fest, wohin es für den Sommerurlaub gehen würde. Dieser Moment habe sich nun in den April verlagert. Für diese Sommerferien hätten die meisten Kunden keine langfristigen Pläne gemacht, allerdings sei bereits für die Winterferien gebucht worden.
Bei LuxairTours habe man einen gesteigerten Informationsbedarf der Kunden festgestellt, was aber nicht unbedingt mit Corona-Regeln zu tun habe. „Der Kunde möchte viel mehr über sein Reiseziel und über sein Hotel wissen, er hat viel genauere Reisekriterien als vorher und erkundigt sich mehr über Details“, sagt Lamoral. „Man bemerkt ein Verlangen des Kunden, gut informiert zu werden.“
Luxemburg als Abflugland beliebt
Dass der Reiseveranstalter mehr mit Fragen zum Reiseziel konfrontiert werden, hat auch damit zu tun, dass eine Kategorie von Reisenden zwar nicht ganz verschwindet, aber dennoch sehr an Bedeutung verliert: Es gebe immer weniger Kunden, die über Jahrzehnte hinweg stets am gleichen Ort Ferien machen, stellt Lamoral fest. Er glaubt auch, dass einige Kunden Internet-Reiseorganisatoren den Rücken gekehrt haben und wieder lieber bei einem professionellen Reiseveranstalter vor Ort ihre Ferien buchen. „Es ist eben einfacher und sicherer, einen einzigen Ansprechpartner zu haben, vor allem wenn es Probleme gibt, beispielsweise mit abgesagten Flügen.“
Von den Problemen an Flughäfen wie Frankfurt und Amsterdam war LuxairTours nicht betroffen, allerdings hätten dieses Jahr vermehrt Kunden aus dem Ausland Luxemburg als Abflugort gewählt, um eben den Schwierigkeiten an den großen Flughäfen aus dem Weg zu gehen. Als Beispiel nennt Lamoral eine verstärkte Kundschaft aus dem Raum Lüttich: „Die Zahl der Kunden aus der Region ist um rund 50 Prozent gestiegen, obwohl man von Lüttich in einer Stunde am Flughafen Zaventem in Brüssel ist, nach Luxemburg aber zwei Stunden fahren muss.“
Tendenz zu längerem Urlaub
Emilie Pierron, Verantwortliche der Voyages-Flammang-Agentur auf Belval, sieht ihrerseits einen ganz klaren Trend zu mehr Erlebnisreisen und zu maßgeschneidertem Urlaub. 2019 seien noch klar die klassischen Pauschal- und Badereisen die Favoriten unter ihren Kunden gewesen.
Diese würden nun noch mehr Qualität bei den angebotenen Dienstleistungen verlangen, erst danach werde nach dem Preis geschaut. Die meisten Kunden würden jetzt nicht unbedingt kürzer Urlaub machten, was man wegen der Krise annehmen könnte. Stattdessen sieht Pierron eine Tendenz zu noch längeren Reisen.
Die starke Nachfrage bei den Last-Minute-Reisen bestätigt sie, doch da hätten sich einige Kunden wohl verrechnet, da die Preise für solche Reisen nicht etwa gesunken seien und auch die Auswahl am Ende doch viel geringer war. Auch einen Trend zum späteren Reservieren und nicht wie vorher schon im Februar nach der „Vakanze-Foire“ kann die Vertreterin von Voyages Flammang bestätigen. Sie fügt allerdings hinzu: „Das scheint sich wieder zu normalisieren.“
Mit der Sommersaison 2022 ist Pierron auf jeden Fall zufrieden. Die Menschen sind reisefreudig wie eh und je – und auch bei Voyages Flammang wird bereits der Winterurlaub reserviert.
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Ja, blast CO2 in die Luft, wir brauchen noch trocknere Sommer, das hier ist doch Pippifax.