Forum / Erst der Piks, dann die Party: Beim Impfen müssen alle Verantwortung tragen – auch die Jugend
Dass in Luxemburg und in seinen Nachbarländern mittlerweile zwischen 40 und 45 Prozent der Bevölkerung vollständig Covid-geimpft sind, kann man als Zwischenerfolg werten. Damit aus der Halbzeitführung am Ende auch ein Sieg werden kann, sollte die Abwehr jetzt von der Dreier- auf eine Viererkette umgestellt werden, um es im Fußballerjargon auszudrücken.
Angesichts der neuerdings stark um sich greifenden Delta-Variante und der Tatsache, dass die meisten Länder unserer Großregion aktuell über mehr Impfstoff verfügen, als es weitere Impfwillige zu geben scheint, müsste es auf der Hand liegen, dass nun massiv auch diejenigen Altersgruppen immunisiert werden, die bis dato quasi „außen vor“ geblieben waren, sprich die jungen Erwachsenen und die minderjährigen Jugendlichen. Einerseits ist jetzt laut Experten wohl eine Impfquote von ca. 80 Prozent der Bevölkerung(en) nötig, um einer sog. Herdenimmunität zumindest nahezukommen. Andererseits handelt es sich bei den angesprochenen Alterszugehörigen um genau den Teil der Gesellschaft, der die meiste Interaktion, die meisten (und dichtesten) Kontakte untereinander aufweist. Die Viren freut es.
Gerade die junge Generation im Schul- und Studentenalter beklagte sich häufig über die schwer zu ertragenden Corona-Einschränkungen der letzten knapp anderthalb Jahre. Sie möchten jetzt wieder „Party machen“ – feiern, mehr Freunde sehen usw. Ein wenig Spaß haben möchte allerdings jeder und auch die Erwachsenen mussten in den abgelaufenen 15 Monaten vieles ertragen, so manche Schwierigkeiten bewältigen und Opfer bringen, bis sie – jetzt zum großen Teil geimpft – wieder ein normaleres Leben führen konnten.
Ermüdende Diskussion über ein Scheinproblem
Schon viel zu lange wird mittlerweile darüber diskutiert (wir Mitteleuropäer sind Weltmeister darin), wie sinnvoll eine Impfung für die Jugendlichen überhaupt sein möge. Für die Jugendlichen, wohlgemerkt – der gesamtgesellschaftliche Nutzen (das französische „bénéfice“ wäre noch treffender) wird dabei seltsamerweise stets ausgeklammert. Wenn wir jedoch in einer wirklich solidarischen Gesellschaft leben möchten, darf das nicht bedeuten, dass sich lediglich genügend Erwachsene impfen lassen sollen, um die Jugend mitzuschützen – Solidarität ist keine Einbahnstraße.
Seit Impfstoffe bereitstanden, wurden prioritär die Ältesten und Vulnerablen geimpft, weil unter ihnen die Sterblichkeit am höchsten war. Es folgten schrittweise die anderen Erwachsenen-Generationen – es ging um die Entlastung der Krankenhäuser, den Schutz der Menschen und den Schutz der ganzen Gesellschaft.
Was die junge Population anbelangt, wurde stets nur die Frage in den Raum gestellt, ob die unter 20-Jährigen überhaupt ernsthaft krank würden durch SARS-CoV-2. Seltsamerweise schienen viele Eltern mehr Angst vor den eventuellen Nebenwirkungen einer Impfung für ihre Sprösslinge zu haben als vor einer tatsächlichen Covid-Erkrankung ihres Nachwuchses. Womit am jüngeren Ende der Gesellschaft für den allgemeinen Fortschritt zur Bekämpfung der Pandemie plötzlich ziemlich irrationale Hindernisse aufgebaut wurden. Diese zögerliche Haltung – leider mitgetragen von der deutschen „Stiko“ (Ständige Impfkommission), die sich nicht zu einer Impf-Empfehlung für Jugendliche durchringen kann – ist jedoch genau das, was wir zurzeit angesichts der zunehmenden Reise-(und Feier-)Tätigkeit sowie im Hinblick auf den Schulbeginn im Spätsommer/Herbst nicht gebrauchen können. Stiko-Chef Mertens setzt hier das falsche Signal.
Aktive Generation braucht aktiven Schutz
Wir erinnern uns: In der großen „dritten Welle“ Herbst/Winter 2020-’21 gehörten zahlreiche Cluster in Schulen zu den Haupttreibern des Infektionsgeschehens. Eine abzusehende Entwicklung, die von Minister Meisch lange heruntergespielt wurde. Für die Freiheiten, welche die Jugend jetzt gerne wieder genießt, ist es, glaube ich, nicht zu viel verlangt, wenn sich junge Menschen nun nicht nur zum Selbstschutz, sondern als solidarische Gegenleistung an die gesamte Gesellschaft impfen lassen. Laut Pressemeldungen von voriger Woche haben übrigens bislang immerhin 50 Prozent der luxemburgischen Jugendlichen ihren Willen, sich immunisieren zu lassen, bekundet. Diesen jungen Leuten muss man zu ihrer verantwortungsvollen Entscheidung gratulieren.
Zu wünschen wäre, dass noch weitere zur Überzeugung gelangen, dass sie, wenn sie guten Gewissens mehr Freiheiten mit Freunden, Bekannten und Familie genießen möchten, den kleinen Piks über sich ergehen lassen sollten. Die Impfstoffe, allen voran die neuen mRNA-Vakzine, sind nach bisherigen Erkenntnissen in allen Altersgruppen gut vertragen worden – und wenn vereinzelte Nebenwirkungen auftraten, so waren sie für die meisten Personen ohne ernstere Vorerkrankungen nicht so schwer oder anhaltend, dass auf das Impfen hätte verzichtet werden sollen.
Gesundheits- und Pflegeberufler in der Pflicht
Frankreichs Präsident Macron gab dieser Tage angesichts der drohenden Delta-Welle klar die Richtung vor: Wenn wir nicht wieder das Damoklesschwert neuer Einschränkungen oder Ausgangssperren über uns schweben sehen wollen, dann müssen wir gerade jetzt das Impfen wieder forcieren – ohne Ausnahmen und Extrawürste. Besonders ins Visier werden in Frankreich jetzt die erstaunlich vielen Gesundheitsberufler genommen, die sich, Corona-Lage hin oder her, dem Impfen bislang völlig verweigern: Sie werden ab September gezwungen sein, sich impfen zu lassen, sonst droht ihnen gar Berufsverbot. Die gleiche Maßnahme ergreift nun auch Lettland. Über solch drastische Methoden kann man wohl streiten, doch angesichts der Renitenz vieler Angestellter gerade in den Sektoren Gesundheit und Altenpflege (ein Phänomen, das übrigens auch hierzulande existiert) erscheint es verständlich, wenn die Politik Wege sucht, um den Druck zu erhöhen.
Das breite Volk scheint Macrons Message jedenfalls verstanden zu haben: Wollen die Menschen in nächster Zeit frei Restaurants, Bars, Konzerte usw. besuchen, müssen sie einen Impfnachweis vorlegen. Das, was manche Erpressung nennen – ich würde eher von wachgerütteltem Lebensinstinkt sprechen –, hat in kürzester Zeit bei unseren gallischen Nachbarn die Impfanträge in die Höhe schnellen lassen.
Glücklicherweise gibt es hierzulande aktuell kaum Corona-Tote – hier zeigt sich der Erfolg der Impfkampagne beim älteren Teil der Bevölkerung –, doch die seit Nationalfeiertag wieder steigenden Inzidenzen von 120-130 führen uns vor Augen: Ungeschütztes, „ungeimpftes“ Feiern ist ein gefährlicher, ein falscher Weg. Das Virus wird nur durch einen gemeinsamen Akt der Verantwortungswahrnehmung entscheidend zurückzudrängen sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im solidarischen Schließen der letzten Impf-Lücken. Diesen Schlüssel haben jetzt die jungen Menschen in der Hand – indem auch sie sich impfen lassen. Erst der Piks, dann die Party, so muss die Devise lauten.
* Guido Romaschewsky ist Editor in der Redaktion des Tageblatt
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„doch angesichts der Renitenz vieler Angestellter gerade in den Sektoren Gesundheit und Altenpflege“
Aber WARUM sind genau sie „renitent“? Liegt es daran, dass sie eventuell mehr wissen als wir oder ist (war) es deshalb, weil man Gefahr lief, ein mehr oder weniger verrufenens Impfmittel zu erhalten?
@ein mehr oder weniger verrufenens Impfmittel zu erhalten?
Was ist ein verrufenes Impfmittel ist ihre Meinung nur angelesen oder eigene Erfahrung ???
Ich bin zweimal mit AstraZeneca geimpft und keine Probleme, es ist wie bei allen Medikamenten die einen vertragen es die andern nicht des wegen kann man aber nicht sagen das diese Mittel schlecht sind.
Was die steigenden Infektionszahlen betrifft kann ich nur sagen das es an der impertinenten Hochnäsigkeit der einzelnen Personen liegt die meinen sie wären Schlauer als die Ärzte ich kann diese Menschen nur bedauern und hoffen das sie irgendwann zur Vernunft kommen ohne sich und andere weiter in Gefahr zu bringen.
@Leila: Eine wirklich ärgerliche Sache, denn im Gegensatz zu den Angestellten im Gesundheitssektor lassen sich praktisch alle Ärzte und andere Medizinwissenschaftler impfen. Die kennen aber sicher mehr von Medizin als ein Kranken- oder Seniorenpfleger.
Noch nie soviel Mist in einem Artikel gelesen!!!
„Stiko-Chef Mertens setzt hier das falsche Signal.“ Geht es um Signale setzen oder um Abzuwägen was für KINDER gefährlicher ist?????
Werter Laird Glanmore / 18.7.2021 – 19:19
So oft, wie Sie Ihre Erfahrungen mit Zeneca und Ihre Verhaltensweisen während der Pandemie runterleiern, fängt zu langweilen an! Ich brauche und will Ihre Belehrungen ganz bestimmt NICHT!
@Leila
ich will sie mit Sicherheit nicht belehren ich denke mal sie sind ja ein erwachsener Mensch aber ihre Kommentare langweile auch manchmal, es erweckt den Eindruck als wenn sie keine eigene Meinung haben sondern nur etwas nachplappern was sie mal aufgeschnappt haben.
Wenn sie meine Kommentare langweilen dann lesen sie die doch nicht und da wir Meinungs – und Redefreiheit haben und das Tageblatt diese dann auch veröffentlicht scheint ja alles in Butter zu sein in diesem Sinne wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag und bleiben sie Gesund mit besten grüßen Laird Glenmore.
Wer will denn heute noch Verantwortung tragen,
Vernunft und Respekt existiert nicht mehr,
das menschliche Verhalten muss sich drastisch ändern,
ohne dies kann das nix werden.
Ich bin mit Biontech durchgeimpft, habe das ohne Nebenwirkungen überstanden . Meine Kinder und Schwiegerkinder wurden teilweise mit Astra geimpft, auch ohne schlimme Nebenwirkungen👍👍👍
Etliche Pflegekräfte lassen sich durch Halbwissen nicht impfen, die Ärzte in den Krankenhäusern und Pflegehäusern lassen sich impfen.
Ich vertraue da eher dem Mediziner!
@Miette
Ich vertraue da eher dem Mediziner!
vollkommen richtig, wenn wir schon anfangen den Medizinern nicht mehr zu glauben wem denn dann .