Santé-Bilanz / Erstmals wieder mehr Neuinfektionen als in der Vorwoche in Luxemburg
Wie jeden Mittwoch blickt das Gesundheitsministerium auf die Corona-Lage der vergangenen Woche zurück. Davon, wie sich die neuen Virenvarianten in Luxemburg entwickeln, ist in dem Bericht keine Rede. Klar ist jedoch: In der vergangenen Woche ist die Zahl der Neuinfektionen erstmals seit langem wieder gewachsen.
Es geht wieder aufwärts mit den Infektionszahlen. Das ist zumindest eine Erkenntnis, die man aus der Corona-Wochenretrospektive gewinnen kann, die die „Santé“ am Mittwochabend an die Presse versendet hat. Exakt 999 Neuinfektionen hat das Gesundheitsministerium in der vergangenen Woche gezählt. Der Wert liegt zwar noch immer weit unter dem Höchststand der letzten Oktoberwoche, als 4.702 Neuinfektionen gezählt wurden. Aber es ist das erste Mal seit Anfang Dezember, dass die Zahl gegenüber der Vorwoche wieder gestiegen ist. Da wurden insgesamt 156 Neuinfektionen weniger verzeichnet.
Woran das liegt, ist unklar. Anders als bei den Wochenberichten in der Vergangenheit hat die Gesundheitsdirektion dieses Mal darauf verzichtet, dem Bericht eine erklärende Pressemitteilung beizufügen. Auch welche Rolle die neuen Virus-Varianten spielen, wurde noch nicht kommuniziert. Stand vergangener Woche wurde in Luxemburg in insgesamt 36 Coronatests die britische Virenvariante B.1.1.7 festgestellt – und in dreien sogar die südafrikanische. Auch das Luxemburger Gesundheitslabor (LNS) hat sich zu den neuen Varianten in dieser Woche noch nicht geäußert (Stand Mittwoch, 22 Uhr). Grund dafür sind laut Tageblatt-Informationen unter anderem Umstellungen bei der IT-Infrastruktur im LNS, das derzeit in Sachen Sequenzierung aufrüstet.
Keine Daten statt nackter Zahlen
Ebenfalls unklar ist noch immer, wie viele Infektionen durch das Contact-Tracing-Team aufgedeckt werden. Denn auch im Bericht für die Woche 4/2021 ist in der entsprechenden Tabellenspalte anstatt nackter Zahlen zu lesen: „Données reprises dans le total“. Das ist seit Mitte November so, als die Pandemie in Luxemburg ihren bisherigen Höhepunkt erreichte.
Die Gesundheitsdirektion erklärte den Schritt anfangs so: „Angesichts der hohen Zahl von Neuinfektionen und Neukontakten ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, diese Daten differenziert anzugeben. Sie sind in der Gesamtzahl der Neuinfektionen enthalten.“ Mehr Details gab „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit auf einer Pressekonferenz Anfang Dezember preis. Er erklärte: Das Problem sei, dass die Tests, die auf Initiative des Contact Tracing gemacht werden, aufgrund der großen Menge nicht nachverfolgt werden könnten. „Das sind Leute, die vom Contact Tracing identifiziert sind – aber das Tracing von den Tests, die danach gemacht werden, ist ein bisschen komplexer in dieser Situation als das Contact Tracing selbst.“
Sprich: Die Fahnder spüren zwar Kontakte auf – aber die positiven Tests, die auf diese Initiative hin gemacht werden, werden nicht mehr dem Contact Tracing zugeschrieben, sondern landen unter dem Reiter „sur ordonnance“. Wenn die Zahlen „runtergingen“, würde man wieder zum normalen System übergehen, sagte Schmit im Dezember.
Mitte November wurden Höchstwerte von bis zu 891 Neuinfektionen pro Tage gemeldet. Spätestens Anfang Januar war die Situation aber einer andere. Seit der Kalenderwoche 1 liegen die Neuinfektionen durchschnittlich unter der Zahl von 150 pro Tag. Bis zu diesem Wert soll eine „optimale Effektivität des Contact Tracing“ gewährleistet sein, wie unter anderem aus einem internen Papier der „Santé“ hervorgeht. Bei einer Pressekonferenz am 6. Januar sagte „Santé“-Chef Schmit zudem, dass das Contact Tracing mittlerweile wieder funktioniere. Nur: Zahlen, wie viele positive Fälle durch das Team aufgedeckt werden, gibt es in den Berichten der „Santé“ noch immer nicht. Warum? Das kann das Gesundheitsministerium seit Wochen und auch auf mehrmalige Anfrage des Tageblatt nicht erklären.
R-Faktor steigt, LST-Positivrate sinkt
Darauf, dass die Pandemie in Luxemburg wieder anzieht, gibt es im Bericht von Mittwoch noch einen weiteren Hinweis: Der Reproduktionsfaktor stieg von 1,05 auf 1,1 – jeder Wert über 1 deutet darauf hin, dass sich wieder mehr Menschen infizieren. Die Positivrate, also der Anteil der positiv ausgefallenen Tests, steigt im Wochenschnitt dagegen nur leicht von 1,90 auf 1,95 Prozent. Gegen ein größeres Wiederaufflammen der Pandemie spricht, dass die Positivrate beim Large Scale Testing (LST), bei dem auch Personen ohne Symptome getestet werden, gesunken ist: von 0,44 Prozent auf 0,37 Prozent. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Herbstwelle kletterte sie stellenweise auf über 6 Prozent.
Bei den Krankenhäusern ist der Trend noch immer klar: Die Zahl der belegten Betten geht im Wochenvergleich zurück – und zwar sowohl bei denen auf den Normalstationen als auch auf den Intensivstationen. 55 Menschen mussten in der Woche vom 25. bis zum 31. Januar das Bett auf einer normalen Krankenhausstation hüten – in der Woche zuvor waren es noch 62. Bei Patienten in intensivmedizinischer Pflege waren es 13 in der vergangenen Woche gegenüber 15 in der Vorwoche. In der vergangenen Woche sind 14 Menschen an einer Covid-19-Infektion gestorben, fünf mehr als in der Vorwoche.
Luxemburgs Corona-Hotspot ist noch immer der Kanton Esch. Dort wurden in den vergangenen drei Wochen insgesamt 1.028 Neuinfektionen verzeichnet. Zweiter in dieser Liste ist die Stadt Luxemburg mit 434 neuen Fällen, auf Platz drei folgt der Kanton Diekirch mit 216 Neuinfektionen.
Einen Höchstwert kann die „Santé“ in Sachen Impfungen vermelden. In der vergangenen Woche wurden abermals mehr Menschen geimpft als in der Woche zuvor. Insgesamt erhielten 4.715 Menschen die Injektion – 436 davon waren sogar schon zum zweiten Mal dran und erhielten die finale zweite Dosis. In der Woche zuvor erhielten insgesamt 3.956 Menschen eine Impfdosis.
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Der Tsunami aus Portugal schwabt über! Der Krieg geht in eine neue Phase.In den Kläranlagen nimmt die Virenpräsenz ab.Alles wird gut wenn es weiter regnet!
„…finale zweite Dosis“
hört sich ja fast tödlich an!
Wenn ich geimpft bin, könnt ihr mir alle wieder eure Liebe ins Gesicht pusten. Ich freu mich drauf.
interessante fragen die der autor aufwirft. bin gespannt auf die antworten der santé, v.a. was die virusvarianten angeht.
generelles thema (desaströse) kommunikation: jeder wochenbericht ging bisher mit einer pressemitteilung einher. dieser auf einmal nicht, einfach so, ohne angaben von gründen??
fakt ist dass sich bei den unter-19-jährigen (schule…) was zu tun scheint, relativ plötzlicher anstieg auf 22,1% aller aktiven infektionen.