/ Noch viel zu tun in Differdingen: Beobachtungen aus der kleinsten Fußgängerzone des Landes
Die jüngsten Diskussionen über den Zustand des Einzelhandels, die in Städten wie Esch, Ettelbrück und Düdelingen geführt werden, kennen die Differdinger schon seit Jahrzehnten. Wir haben uns vor Ort ein eigenes Bild der Lage gemacht.
Von Marc Gatti
Seit der Stahlkrise in den 1980er Jahren hat das ehemals florierende Geschäftsleben in Differdingen stetig abgenommen, und dies nicht nur im Zentrum. Verfügte Oberkorn einst über drei Bäckereien, zwei Metzgereien, eine Apotheke, zwei Banken, ein Zeitungsgeschäft sowie zwei Gemischtwarenläden, so müssen sich die Oberkorner heute mit nur noch einer Bäckerei und einem Geldautomaten abfinden. Auf „Fousbann“ und in Niederkorn gibt es zwar keinen Metzger mehr, doch sind dort wenigstens noch Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte zu finden.
Sämtliche Bürgermeister der vergangenen Jahrzehnte – von Nic Eickmann über Marcel Blau und Claude Meisch bis Roberto Traversini – waren stets bemüht, dem etwas entgegenzusetzen. Bei einem Spaziergang durch das Zentrum von Differdingen fällt uns an einem ruhigen Montagmorgen, wenn mehrere Geschäfte traditionell ihren Ruhetag haben, trotzdem nicht nur Negatives auf. Auch wenn in den letzten Jahren viele Läden den Besitzer gewechselt haben und in den Hauptgeschäftsstraßen viele Lokale zum Verkauf oder zur Miete leer stehen, gibt es Einzelhändler, die sich im Laufe der Zeit behaupten konnten.
Über die Jahre einen Namen gemacht
Dazu gehört das Schuhgeschäft Calderoni, das seit 1913 in Familienbesitz ist und nun schon in dritter Generation geführt wird. Das Fotogeschäft von Jos Glauden ist seit 1977 in Differdingen ansässig. Seit 28 Jahren hält sich das Restaurant San Marino von Francisco da Ascençao Dias da Costa und seinem Bruder Manuel. Für Haushaltsgeräte und Fahrräder ist das Haus Janeczko die traditionelle Adresse in der Differdinger Geschäftswelt. Seit Jahren steht die mutmaßlich kleinste Fußgängerzone des Landes in der Diskussion. Bei unserem Rundgang stellen wir fest, dass nur bei der Eisdiele, dem Fotogeschäft, dem Friseurladen, dem Massagesalon, dem Zeitungsgeschäft, dem Kebab-Fastfood und in einer In-Kneipe einige Leute sind. Die zwei Banken, zwei Immobilienhändler, das Blutabnahmestudio, die kleine Galerie und das Sozialamt tragen wahrscheinlich nicht dazu bei, dass die Geschäfte in der Fußgängerzone florieren.
In den vergangenen Jahren gab es seitens der Gemeindeverantwortlichen einige Bemühungen, um das Geschäftsleben zu fördern. So erwarb die Gemeinde mehrere Immobilien im Zentrum, um Leben in den Ortskern zu bringen. Der vom CIGL geführte Laden mit gebrauchten Fahrrädern ist in einem von der Stadt erworbenen Lokal untergebracht. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung Lokale angemietet, um sie dann weiterzuvermieten. Dazu gehört das Hotel „De klenge Casino“ am Marktplatz, das bald unter der Leitung des Roten Kreuzes stehen wird.
Kritik an der Parkplatzpolitik
Wenig förderlich aber sind die Unstimmigkeiten innerhalb des Geschäftsverbandes. Ein neuer City-Manager soll sich in Kürze der Probleme der Geschäftswelt annehmen. Neben der traditionellen ACOMM („Association des commerçants de Differdange“) gibt es nun mit der LCAD („Ligue des commerçants dynamiques de Differdange“) noch eine weitere Vertretung.
Oft hört man von alteingesessenen Differdingern, dass die Hauptschuldigen für das Sterben des Einzelhandels die Einkaufszentren sind. Andere wiederum geben der Politik die Schuld. Einerseits würde die Gemeinde leer stehende Geschäftslokale aufkaufen, um sie zu erschwinglichen Preisen weiterzuvermieten, anderseits aber würden die gleichen Politiker die Kunden mit ihrer zum Teil konfusen Parkplatzpolitik vergraulen. So erzählt uns Romain aus Sanem: „Sie werden doch nicht glauben, dass ich samstags nach Differdingen komme, um innerhalb der Parkzeitbegrenzung von nur 90 Minuten meine Einkäufe zu tätigen und dann auch noch während dieser Zeit einen Restaurantbesuch einzuplanen. Dann gehe ich lieber sofort in ein großes Einkaufszentrum oder in eine der Nachbargemeinden, wo dieses unlogische Zeitlimit nicht besteht.“
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Der Handel ist tot, kein City-Manager wird daran was ändern.