Alternative Wohnformen / Es fehlt der politische Wille – Ein Gespräch mit den Gründern der Initiative Adhoc
Für viele wird Haus, Stellplatz für das Auto und ein bisschen Grün drumherum ein Traum bleiben. Es gibt zu wenig Bauland und wenn, dann ist es utopisch teuer. Alternative Wohnformen müssten in diesem Kontext Hochkonjunktur haben. Haben sie aber nicht. Initiativen wie Adhoc sind selbst zehn Jahre nach der ersten Versammlung, der Gründung als „Société d’impact sociétal” (SIS), viel ehrenamtlicher Vorarbeit und einem fast realisierten Projekt nicht viel weiter. Warum?
Die Geschichte der Non-Profit-Iniative Adhoc zeigt, warum genossenschaftliches Wohnen den exotischen Nischenstatus hat, den es hat. Sie beginnt mit Gedanken, die so oder so ähnlich viele kennen. „Nach den ersten Berührungen mit dem Wohnungsmarkt fragt man sich als junger Mensch, muss ich jetzt zum Staat gehen?“, sagt Cedric Metz (34), Gründungsmitglied und aktueller Präsident der Kooperative Adhoc.
Und das, obwohl die aktuelle Regierung es sich seit 2017 auf die Fahnen beziehungsweise ins Koalitionsprogramm („Accord de coalition“, S. 30) geschrieben hat, alternative Wohnformen zu fördern. Adhoc ist eine Privatinitiative. Nach 1.000 Stunden ehrenamtlicher Vorarbeit scheitert das erste Projekt zum partizipativen Wohnen auf dem Kirchberg. 35 Wohneinheiten sollten im Réimerwee auf dem Kirchberg entstehen. Die Kooperative und nicht ein „Promoteur” wäre Bauherr gewesen.
Statt Miete zahlen die Bewohner ein „Nutzungsentgelt”, in dem die Baukosten zum Selbstkostenpreis anteilsmäßig zur Wohnfläche enthalten sind sowie Nebenkosten und Rücklagen für eventuell anfallende Reparaturen. Einen Gewinnanteil für die Vermieter – das Gebäude gehört allen Mitgliedern der Kooperative – gibt es nicht. Streitpunkt ist der Erbpachtvertrag über das Gelände mit dem Fonds du Kirchberg. Er will eine Einmalzahlung, die die Kooperative nicht aufbringen kann.
Das erste Projekt scheitert am Geld
Letztendlich baut wieder ein Promoteur, das übliche Prozedere. „Wenn Wohnen zur Spekulation wird, dann geht es nicht um Wohnraum, sondern um Geld”, sagt Metz. Er selbst ist betroffen, hatte sein Leben auf diese Karte gesetzt. Ende der Geschichte? Nein. Die Initiative ist dabei, ihr zweites Projekt im Osten des Landes auf die Beine zu stellen. Privatleute haben sich gemeldet und wollen Bauland zur Verfügung stellen. Mehr soll noch nicht gesagt werden, denn Adhoc geht erst an die Öffentlichkeit, wenn alles steht.
Warum ist das erste Projekt gescheitert? – „Es fehlt an den politischen Stellen Knowhow und der Wille, Non-Profit-Akteure zu unterstützen“, ist das Fazit des Adhoc-Präsidenten. „Wir müssen oft erst einmal erklären, was eine Kooperative ist.“ Nicht nur Adhoc-Forderungen, wie Bauland nach dem besten Wohnkonzept zu vergeben anstatt nach Profit, klingen fremd. Das gilt auch für die kooperativeneigene Vorgabe von gemeinschaftlichem Besitz der Immobilien und für die Mieten, die auch in zehn Jahren noch niedriger sein sollen als die marktüblichen.
Preiswertes Wohnen wollen auch staatliche Institutionen wie die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) oder der „Fonds du logement“. „Deren Wartelisten sind aber lang“, sagt Metz und weist auf etwas Wichtiges hin, das den entscheidenden Unterschied zwischen den staatlichen und den privaten Akteuren ausmacht: Der Wille, sich auf Gemeinschaft einzulassen, ist das Motiv aller Wohnvorhaben dieser Enthusiasten. Häufig wirkt sich gerade das auf das umliegende Quartier aus und dient damit dem Gemeinwohl.
Leben in Gemeinschaft
Gemeinschaftsräume ergänzen schon bei der Planung die privaten Räume und schaffen eine Ebene, sich zu begegnen – ganz abgesehen von gewollter Hilfe untereinander. „Die Kinder mal zum Nachbarn geben, wenn ich ungeplant zum Arzt muss, abends zusammen kochen oder in den Gemeinschaftsgarten vor der Tür gehen”, zählt Metz nur einige der Vorteile auf. Ganz davon abgesehen, dass im Zusammensein Ideen für andere soziale Projekte aufkeimen. „Das ist doch fast zu schön, um wahr zu sein, oder?”, sagt Metz.
Genau das will auch Victor Kraus (40). Der Musiker im Staatsdienst und Vater von zwei Kindern stellt ein Drittel der „Société civile“ aus drei Familien, die am 1. November 2023 in Bonneweg in ein partizipatives Wohnprojekt einzieht. Die Stadt hat es als Pilotprojekt gestartet und das Grundstück als „Bail emphytéotique“ abgegeben – ein Lichtblick im Sumpf der Spekulation zwischen Luxuswohnungen und denen, die mangels Geld auf der Strecke bleiben. Ein zweites solches Projekt entsteht in Belair. Kraus und seine Mitstreiter hatten 2016 das beste Konzept und bekamen den Zuschlag.
„Wir sind alle drei Gründungsmitglieder von Adhoc, wir wussten, wie es geht, und einer von uns ist Architekt”, sagt er zu den Gründen für die Zusage. Seine persönlichen Gründe, so wohnen zu wollen, sind: „Ich will nicht später auf 250 Quadratmetern vereinsamen, ich brauche Leute um mich und habe jetzt fantastische Nachbarn“, sagt er. Kraus war Teil der Manpower, die am ersten Projekt auf Kirchberg gearbeitet hat, um Antworten auf das Wohnproblem in Luxemburg zu liefern.
Kooperativen liefern Antworten
„Das müsste eigentlich ein gefundenes Fressen für Politiker sein, die etwas verändern wollen”, sagt er. „Kirchberg ist am politischen Willen gescheitert”. Gleichzeitig betont er: „Unser Projekt ist fortschrittlicher als andere Wohnangebote, aber konservativer als kooperatives Wohnen”. Warum? Mit „konservativ” meint er die Tatsache, dass er nicht „Genosse” ist, wo die Immobilie der Gemeinschaft insgesamt gehört, sondern Eigentümer. Fortschrittlicher ist es, weil er beim Bau genau wie die anderen beiden Parteien seine Bedürfnisse einbringen konnte. Und Gemeinschaftsräume berücksichtigt wurden.
„Bei normalen Neubauten kommt meistens als Konzept eine ‚Allgemeinsuppe’ heraus“, sagt er. Seine Bedürfnisse wie als Schlagzeuger zwei Tonnen Material zu lagern, ein schalldichter Proberaum, Platz für seine Kinder und einen kurzen Weg zur Arbeit unter einen Hut zu bringen, sind jetzt berücksichtigt. „Ich arbeite in der Stadt und will meinen Kindern Vorbild sein“, sagt er. Während die Politik sich nach wie vor an Zahlen orientiert und vor allem Wohnungsbauminister gerne statistisch belegte Erfolge präsentieren, hat die Zivilgesellschaft längst Antworten auf das Wohnproblem im Land geliefert.
Gerade erst haben die Tiny-House-Aktivisten einen Etappensieg errungen. Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) hat gerade erst kürzlich Leitlinien für die Gemeinden vorgestellt, wie sich das Wohnen auf kleinstem Raum legal realisieren lassen soll. Wohnkooperativen sind eine andere Antwort auf das Wohnproblem im Land, die mehr Beachtung verdient, als sie bislang hat.
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Wenn alle Verkäufer nicht über Immohaie verkaufen würden sondern auf eigene Faust dann wären die 3 bis 6% schon mal weg. Gibt´s ein Dorf in Luxbg ohne Immobilière? Es muss ein Bombengeschäft sein ohne viel Aufwand der sich dann aber lohnt.
@JJ – Dir hutt wéi ëmmer den Duerchbléck ! Et sinn déi 3% Kommissioun vum Agent déi de Präis maachen.
Déi 6,2% Enregistrement, 1% Hypothéiken androung, TVA op VEFA a Material, Plus-Value vun 42% respektiv vun 21% etc dreiwen de Präis net an Luucht. Caféen ginn et och an all Duerf – ass dat dann och e Bomme Geschäft? Wéi Asiatesch Restaurants et och iwwerall ginn …..