Verkehr / „Es geht auch ohne Rot und Grün“ – Merschs kuriose Ampel-Abschaltung
Um es gleich vorwegzunehmen, damit sich die Politiker von LSAP und „déi gréng“ wieder in ihren Sesseln zurücklehnen können: Beim folgenden Artikel geht es nicht um sie. „Wir müssen unsere Verkehrsprobleme im Kern der Ortschaft in den Griff bekommen“, so ließen es viele der Kandidaten vor den Gemeindewahlen im Oktober 2017 in Mersch verlauten. Es ging dabei nicht nur, aber auch um die Kreuzung an der place de l’Etoile und an der neuen Brücke. Viel versprochen wurde sich damals von einer „intelligenten Ampelanlage“.
„Während der Hauptverkehrszeiten herrscht schon mal ordentlich Gewühl in der Stadtmitte“, so der Merscher Bürgermeister Michel Malherbe am Freitag gegenüber dem Tageblatt. Vor allem an der Hauptkreuzung im Kern der Ortschaft, genauer gesagt an der place de l’Etoile, kommt es zu langen Staus und gefährlichen Manövern. Doch sonst laufe der Verkehr im Kern der Ortschaft eigentlich ziemlich flüssig.
Im Rahmen der Bauarbeiten zur neuen Brücke über die Eisenbahn wurde in Zusammenarbeit mit der Straßenbauverwaltung eine umfangreiche Ampelanlage für den gesamten Kern der Ortschaft errichtet. Diese Anlage, die mehrmals als „überaus intelligent“ angepriesen wurde, nahm 2017 ihren Betrieb auf, doch …
Die einzelnen Ampeln sollten laut Planer „miteinander kommunizieren“, doch während der wenigen Tage, an denen die gesamte Anlage unter Strom stand, herrschte reges Durcheinander. „Es herrscht Chaos im Quadrat“, so der Bürgermeister Michel Malherbe damals. Die einzelnen, sehr kurz hintereinander folgenden Ampeln waren nicht aufeinander abgestimmt.
„Keine Eile!“
Noch vor der Braderie 2017 wurde die für den Steuerzahler doch recht teure Anlage kurzerhand abgeschaltet. Grün und Rot gab es nicht mehr, es blinkte nur noch das orange Mittellicht. Die „Software“, die die gesamte Anlage steuere, müsse von Grund auf überarbeitet werden, hieß es damals vonseiten des Bürgermeisters. Man werde sich am 10. Oktober 2017 mit den verantwortlichen Ingenieuren der Straßenbauverwaltung treffen. Bis dahin habe die Software „dazugelernt“.
LSAP-Oppositionsrat Alex Kremer bezeichnete die Anlage in einem Tageblatt-Interview im Oktober 2017 als „überflüssig“. Und mit dieser Meinung stand er in Mersch und darüber hinaus nicht alleine da. „Es ist gut, dass die Fußgängerampeln funktionieren, der Rest kann getrost auf sich warten lassen, so Malherbe 2018.“ Im selben Jahr wurde diese Anlage und ihre Steuerung erneut vonseiten der Straßenbauverwaltung als überaus wissbegierig gepriesen. Sie „lerne“ jeden Tag dazu. Das ging aber so weit, dass die Ampeln auch das gelbe Blinklicht abschalteten – und sich ganz einfach tot stellten.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Inzwischen wurde die rue Grande-Duchesse Charlotte, die ebenfalls in die Kreuzung an der place de l’Etoile mündet, komplett erneuert. „Das werden die Champs Elysées von Mersch“, hatte Michel Malherbe kürzlich mit einem breiten Lächeln gesagt. Und am Ende dieser „Champs Elysées“ stehen eben die Ampeln, die eigentlich Farbe bekennen müssten, doch die Verkehrsteilnehmer sehen seit nunmehr fast fünf Jahren nur teures Schwarz.
Verkehrsaufkommen steigt
Während unseres Gesprächs mit Bürgermeister Michel Malherbe gestand dieser am Freitag: „Dass die Software der gesamten Anlage von Beginn an nicht so funktionierte, wie man das geplant hatte, daran tragen wir als Gemeinde keine Schuld. Wir sind aber schuld daran, dass die Ampeln an der Kreuzung am Sternenplatz ausgeschaltet sind. Wir waren – und sind auch heute noch – der Meinung, dass der Verkehr, im Moment jedenfalls noch, an der genannten Kreuzung besser ohne Rot und Grün fließt. Doch …“
Malherbe ist sich durchaus bewusst, dass dies nicht lange Bestand haben wird, denn längerfristige Projekte in und um Mersch werden das Verkehrsaufkommen unweigerlich in die Höhe schnellen lassen. Dabei denkt er an die Schaffung einer Industriezone auf Merscherberg (zwischen den Verteilern in Höhe des Einkaufszentrums Topaze und den Gebäuden der Straßenbauverwaltung), dies zusammen mit den Nachbargemeinden Lorentzweiler und Lintgen, oder auch an das Wohnbauprojekt „Rives de l’Alzette“ auf dem früheren Areal des Agrocenters, wo rund 1.000 Wohneinheiten nebst Geschäftslokalen und Restaurants entstehen sollen. „Hier sprechen wir von einem Projekt, das in seiner Gesamtheit wohl über die nächsten 15 Jahre in die Realität umgesetzt werden kann. Für die Gemeinde heißt das, dass die Bevölkerungszahl in dieser Zeitspanne allein durch dieses Bauprojekt um rund 2.000 bis 2.500 steigen wird.“
Natürlich mache man sich Sorgen darüber, wie es in puncto Verkehr am Knotenpunkt „place de l’Etoile“ in den kommenden Jahren aussehen soll. „Es liegen Ideen auf dem Tisch“, so Malherbe, „die dort kurz- bis mittelfristig eine Entlastung herbeiführen könnten. Es wird zum Beispiel daran gedacht, die Vorfahrt an dieser Kreuzung zu ändern, und zwar so, dass der Verkehr aus der Arlonerstraße kommend Vorfahrt hätte. Somit könnte man den Durchgangsverkehr flüssiger in Richtung Autobahnauffahrt leiten. Im Moment wird der Hauptdurchgangsverkehr in Richtung Merscherberg geleitet, mit dem Resultat, dass er dort am Verteilerkreis in Höhe der großen Einkaufszentren gestaut wird.“
Um sich einen Überblick verschaffen zu können, wie das Verkehrsaufkommen auf dem gesamten Gemeindegebiet in den nächsten Jahren aussehen und wie man es bewältigen könnte, hat der Schöffenrat das Büro Schroeder&Associés mit einer dementsprechenden Studie beauftragt.
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Die weltweit duemmsten „intelligenten Ampeln“ stehen in Esch-Lallingen beim Friedhof. Sie schalten zumindest den bvd. Clement auf gruen, bis sich ein Auto bis auf 2m naehert. Und so fahren dann alle durch gelb, undBusse sogar durch rot, weil die Gelbphase auch noch zu kurz ist.
„Büro Schroeder&Associés mit einer dementsprechenden Studie beauftragt.“
Eine solche Studie bräuchten wir auch, in unserer Gemeinde findet man den Schalter für die Strassenlaternen nicht mehr, alles duster.
Man munkelt der H. Bausch hätte die Verantwortlichen aufgefordert Energie zu sparen! 🙂