Diekirch / „Es ist bereits eine Minute vor Zwölf“: natur&ëmwelt hält Kongress ab
Der Kongress der Organisation „natur&ëmwelt“ fand am Samstag auf Einladung der lokalen Sektion in der „Al Seeërei“ in Diekirch statt. Im Anschluss an die Generalversammlung, während der unter anderem eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge verabschiedet wurde, stellten die Naturschutzorganisation selbst sowie ihre angeschlossene Stiftung „Hëllef fir d’Natur“ und die Tierpflegestation aus Düdelingen ihre jeweiligen Tätigkeitsberichte vor.
Alle Projekte, von denen am Samstag die Rede ging, zu nennen, würde den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen. Die sehr engagierten Mitarbeiter sowohl der Organisation als auch der Stiftung und der Tierpflegestation in Düdelingen leisten das ganze Jahr über eine sehr aufwendige, wichtige sowie nachhaltige Arbeit im Sinne des Natur- und Artenschutzes.
Im Anschluss an die Begrüßung der Sektionsdelegierten durch den Präsidenten der Vereinigung, Roby Biwer, ließ Direktorin Claudine Felten anhand1 von Zahlen und Beispielen die rege Aktivität von „natur&ëmwelt“ im vergangenen Jahr Revue passieren. Hier nur einige Zahlen: über Telefon, Mail, Social Media und auch vor Ort gingen im Sitz der Organisation auf Kockelscheuer 2023 insgesamt 1.900 Beratungsfragen ein (bei 41 Prozent ging es um das Thema Wespen, bei 30 Prozent um Naturschutz und 29 Prozent um Vögel); 16 Teilnahmen an Messen, Ausstellungen und Festivals sowie zehn „Open Meetings“ wurden gezählt, dazu kamen noch 145 verschiedene Veranstaltungen und Workshops; im Einsatz waren neben den 20 Vollzeit-Mitarbeitern rund 500 Freiwillige. Im vergangenen Jahr wurden 515 neue Mitglieder gezählt, was die Gesamtzahl auf 9.367 hochschraubte.
Vogelpatenschaft
Claudine Felten hob unter den vielen Projekten die Vogelpatenschaft hervor. Hier kann jeder mittels Spende von 50, 100 oder 200 Euro Pate oder Patin eines Vogels werden und im Gegenzug ein Zertifikat mit einer persönlichen Ringnummer sowie weitere Informationen zur ausgewählten Vogelart erhalten. Erwähnt wurden ebenfalls die naturbezogene Umweltbildung bzw. das Lernen von der Natur, Regulus-Junior-Club und Regulus-Jugendgruppe, vdie Zusammenarbeit mit den 20 Partnervereinigungen, die Monitoringprogramme der „Centrale ornithologique“ (Vogelwarte), Krötenrettung und Bestäubergärten.
In Abwesenheit von Präsident Patrick Losch trugen der stellvertretende Präsident Claude Meisch und Direktor Frankie Thielen den Tätigkeitsbericht der 1982 gegründeten Stiftung „Hëllef fir d’Natur“ vor. Über die Jahre hat sie bereits 1.800 Hektar Land erstehen können, dies dank Spenden, Sponsoring, finanziellen Zuschüssen vom Staat und aus Brüssel. Allein im letzten Jahr konnten 90 Hektar Land auf diese Weise gekauft und zu Grünlandzonen und Feuchtwiesen bearbeitet werden, so zum Beispiel nahe Syr, Alscheid, Munshausen, Dalheim und Junglinster.
„Erfolgsquote leider unter 50 Prozent“
In seinen Ausführungen zur Tierpflegestation in Düdelingen unterstrich Roby Biwer die wichtige, leider nicht immer von Erfolg gekrönte Arbeit des dort unermüdlich schaffenden Teams. „2023 wurden der Station überaus viele Füchse übergeben, die in den meisten Fällen unter Räude litten.“ Dabei handelt es sich um eine durch Grasmilben hervorgerufene Hautkrankheit. „Leider konnten nur knapp die Hälfte dieser Tiere vor dem Tod gerettet werden, da die Krankheit bereits zu weit fortgeschritten war“, so Biwer. Unter den vielen Tierarten, die in der Pflegestation abgegeben wurden, seien auch auffallend viele Waschbären gewesen. Für die Pflege und das Auskurieren von Vögeln konnten im vergangenen Jahr drei 60 Meter lange Volieren errichtet werden.
Bevor der Direktor der Natur- und Forstverwaltung, Michel Leytem, in Vertretung von Umweltminister Serge Wilmes, den Mitgliedern der Naturschutzorganisation für ihren Einsatz und die hervorragende Zusammenarbeit dankte, warnte Biwer einmal mehr davor, dass es in Sachen Natur- und Artenschutz nicht mehr nur fünf vor Zwölf, sondern bereits eine Minute vor Zwölf sei. „Wir alle müssen endlich konkreter und umfangreicher agieren. Ohne eine saubere Natur geht es uns alle kurz- bis mittelfristig an den Kragen.“ Konsequenter Natur- und Artenschutz mache sich auf jeden Fall bezahlt. Zum Schluss rief er die Politik dazu auf, diesen Themen doch endlich mehr Beachtung zu schenken.
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