Luxembourg Air Rescue / „Es ist rasch eine große Solidarität entstanden“
26. März 2024: Die beiden LAR-Mitarbeiter, die am Hauptsitz der Luftrettungsgesellschaft auf Findel in dieser Nacht Bereitschaft hatten, wurden in den frühmorgendlichen Stunden durch einen laut aufheulenden Alarm aus ihren Gedanken gerissen. Alarme stehen bei der LAR sehr wohl auf der Tagesordnung, doch in diesem Fall war es ein Feueralarm, der die eigenen vier Wände betraf. Trotz des sehr schnellen Eingreifens der Flughafen-Feuerwehr entstand ein immenser Schaden. Wie steht es heute, vier Wochen nach dem Brand, um die LAR?
Am vergangenen Freitag war es auf den Tag genau vier Wochen her, dass im Hauptsitz der Luxemburger Rettungsflugwacht auf Findel ein nächtliches Feuer Schaden in Höhe von über zwei Millionen Euro angerichtet hat. „Wir beklagen aber nicht nur einen immensen materiellen Schaden, sondern dieser Zwischenfall hat auch ordentlich an der Moral der 190 LAR-Mitarbeiter gekratzt. Dazu muss man wissen, dass viel Arbeit, die in den letzten 15 bis 20 Jahren in Eigenregie von der Belegschaft geleistet wurde, mit einem Schlag zerstört war“, so LAR-Präsident René Closter am Samstag gegenüber dem Tageblatt.
Und trotzdem habe man noch Glück im Unglück gehabt, so Closter weiter, da die schnelle Reaktion der vor Ort Bereitschaft habenden Mitarbeiter sowie der nur etwa 50 Meter vom LAR-Hangar auf Findel entfernten Berufsfeuerwehrleute viel Schlimmeres verhindern konnte. „Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn das Feuer auf benachbarte Räume bzw. auf die Halle übergegriffen hätte, in der zum besagten Zeitpunkt drei Rettungshubschrauber und zwei Ambulanzflugzeuge geparkt waren.“
Was die Brandursache anbelangt, will und kann sich René Closter auch heute noch nicht 100-prozentig festlegen, „da die Ursache wohl mitverbrannt ist“. Es deute aber vieles darauf hin, dass eine Lithium-Batterie in Brand geraten ist, der sich schnell auf die im gleichen Raum befindlichen Geräte übergegriffen hat.
„Mit Tränen in den Augen“
Dazu müsse man folgendes erklären: Werden die Rettungshelikopter und die Ambulanz-Jets abends im Hangar untergebracht, werden sämtliche strom- bzw. batteriebetriebenen medizinischen Geräte aus den Fliegern herausgenommen und auf einen speziellen Wagen gepackt. „Ganz nach den strengen Regeln der ISO-Zertifizierung für Rettungsflieger hat jeder Heli und jedes Flugzeug seinen eigenen Wagen und jedes Gerät hat auf diesen Wagen seinen ganz bestimmten Platz. So ist die Kontrolle, ob alle Geräte vorhanden sind, leichter zu handhaben. Diese Wagen werden anschließend in einen Nebenraum gebracht, wo sie an das Stromnetz angeschlossen werden, um so sämtliche auf ihnen befindlichen Geräte aufzuladen.“ Dort stehen neben zahlreichen Regalen und Schränken mit Medikamenten, Spritzenpumpen, weiteren Beatmungs- und Reanimationsgeräten auch die drei Inkubatoren, die permanent am Strom hängen, da die Innentemperatur dieser Geräte für den Transport von Babys stets auf Körpertemperatur, also auf 37 Grad Celsius, gehalten werden muss.
„Am Morgen nach dem Brand standen viele unserer Mitarbeiter mit Tränen in den Augen vor dem vom Feuer angerichteten Unheil. Die vielen eingelagerten Medikamente, spezielle medizinische Instrumente, 50 Spritzenpumpen, mehrere Beatmungs- und Wiederbelebungsgeräte, 20 Defibrillatoren uvm. waren zerstört“, so René Closter. „Durch die vom Feuer entwickelten giftigen Gase wurden zudem die drei jeweils 200.000 Euro teuren Inkubatoren unbrauchbar gemacht. Viele Geräteteile wurden durch die Gase und Dämpfe derart oxidiert, dass sie irreparabel sind.“
Es werde wohl bis zu einem Jahr dauern, bis man Ersatz für diese drei Inkubatoren erhalten kann. Dazu sei gesagt, dass es sich hierbei nicht um „normale Inkubatoren“ handelt, sondern um Spezialanfertigungen für die Rettungsflieger. Diese Geräte müssen eine aeronautische Zulassung haben und unter anderem eine Beschleunigungs- bzw. Gravitationskraft von 15 G wegstecken können, was 147 Metern pro Quadratsekunde entspricht.
„Überaus schnelle Hilfe“
„Wir hatten gerade mit den Aufräumarbeiten begonnen, als sich die Feuerwehr aus Trier mit einem Angebot meldete, das die Moral unserer Mitarbeiter etwas aufbesserte“, so Closter. „Die Trierer Kollegen boten uns das gesamte Material für die Ausstattung eines unserer Rettungshubschrauber an. Wenig später erreichte uns die Nachricht der Deutschen Rettungsflugwacht in Stuttgart, die mit einer kompletten Ausrüstung für eines unserer Ambulanzflugzeuge dienen konnte. Weitere schnelle Hilfe erhielten wir von der türkischen Rettungsflugwacht, vom hiesigen Feuerwehr- und Rettungskorps CGDIS und auch von mehreren luxemburgischen Kliniken, die uns hauptsächlich mit den für unsere Einsätze notwendigen Medikamenten versorgten.“
Da es, wie erwähnt, wohl viele Monate dauern wird, bis ein Ersatz für die Inkubatoren ankommt, hat die „Clinique Dr. Bohler“ der LAR eine solche „Couveuse“ für die Übergangszeit zur Verfügung gestellt. „Wir erfuhren zudem eine große Solidarität vonseiten vieler Privatleute und Mitglieder, die uns mit Spenden unter die Arme griffen. Ich möchte auch die große Anteilnahme des Premier- und des Innenministers hervorheben, die sich am Nachmittag nach dem Brand vor Ort auf Findel eingefunden hatten.“
Noch in dieser Woche erwartet die LAR neue Defibrillatoren, neue Beatmungs- und Reanimationsgeräte sind ebenfalls in Bestellung. „Wir sind dank der schnellen Hilfe aber bereits seit dem Tag nach dem zerstörerischen Feuer wieder operationell“, so René Closter abschließend.
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