Eurovision / Pro-Palästina-Demo: „Es liegt eine seltsame Atmosphäre in der Luft“
Ein großer pro-palästinensischer Protest hat sich am Donnerstagnachmittag in Malmö gebildet. Das Tageblatt berichtet von der Stimmung vor Ort.
Tausende Menschen protestieren in Malmö für Palästina. „Die ganze Zeit sind ‚Free Palestine‘-Rufe zu hören“, berichtet Tageblatt-Redakteurin Jessica Oé vor Ort. Dazwischen höre man immer wieder: „Boycott Eurovision!“ Die Demonstration ist nicht die einzige ihrer Art. Für Samstag ist erneut ein Protest geplant.
20.000 Menschen erwarten die Veranstalter am Donnerstag. „Der Menschenzug nimmt kein Ende“, sagt Jessica Oé. „Es liegt eine seltsame Atmosphäre in der Luft.“ Am selben Tag finde ein pro-israelischer Protest statt. Viele befürchten, dass es zu Gewalt kommt, sollten beide Demonstrationen aufeinandertreffen.
Der Protest verlaufe bis jetzt friedlich. Die Polizei sei mit einem großen Aufgebot vor Ort. „Es sind auch immer wieder Organisatoren mit roten Westen zu sehen.“ Es wirke, als hätten sie die Lage gut im Griff.
Protest und Stadt nicht antisemitisch
Die Teilnehmer am Protest geben ein „sehr diverses Bild“ ab, sagt Oé. „Es sind ganze Familien hier vor Ort.“ Man sehe viele Palästinenserschals. Aber es lugen auch immer wieder ESC-T-Shirts oder Kappen hervor.
„Wir wollen Unterstützung für Palästina zeigen“, sagt ein 28-jähriger Jude aus Malmö. „Und wir wollen für eine ausgeglichene Sicht auf die Demonstration sorgen.“ Der Protest und die Stadt seien nicht antisemitisch. „Ich habe gemischte Gefühle gegenüber einigen Slogans, aber grundsätzlich fühle ich mich hier sicher“, sagt er.
„Ich finde es ein bisschen heuchlerisch, dass Israel mitmachen darf“, sagt eine 23-jährige Jüdin aus Malmö. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Russland wegen des Krieges in der Ukraine nicht am ESC teilnehmen dürfe – aber auch aus Sicherheitsgründen: „Es wäre wegen der Demonstrationen und der Gewalt sicherer, Israel nicht dabeizuhaben.“
„Die Proteste haben sich über die letzten sieben Monate hinweg aufgebaut“, sagt eine weitere Teilnehmerin, die den ESC boykottiert. Ein 27-jähriger Demonstrant von „Eurovision fans against genocide“ aus Irland sagt, es sei nicht angemessen, Israel eine solche Plattform zu bieten. „Der israelische Song ist politisch, es ist Propaganda“, sagt er. Es gehe darin um die Rechtfertigung des Genozids in Gaza.
Angesprochen auf die israelischen Wurzeln der in Luxemburg lebenden Tali sagt eine Teilnehmerin aus Dänemark: „Ich glaube, jeder ist schuldig.“ Die ESC-Kandidaten hätten sich weigern sollen, zu singen. „Ich verstehe nicht, wie man zur gleichen Zeit tanzen, singen und töten kann.“
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