Pflegesektor / „Es musste einfach raus“: Hintergründe zu einem viel beachteten Leserbrief
In einem Leserbrief hat ein Angestellter im Pflegedienst einen flammenden Appell an die Familien von Bewohnern gerichtet. Darin wird in deutlichen Worten mehr Respekt für das Pflegepersonal gefordert. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt der Autor die Hintergründe seines öffentlichen Schreibens.
„Léif Famillje vun eise Bewunner an den Alters- a Fleegeheemer. Mir gesinn Iech, a mir héieren Iech. Dëst ass kee solidaresche Bréif; dëst ass en Opruff, fir nozedenken“, so beginnt ein viel beachteter Leserbrief, der auf tageblatt.lu Ende der vergangenen Woche publiziert wurde und für eine Reihe von Reaktionen gesorgt hat.
Im Brief bittet der Autor, der weiterhin anonym bleiben will, um mehr Respekt gegenüber dem Personal von Alters- und Pflegeheimen. Vor allem in den schweren Zeiten des Corona-Virus. Es ist die Rede von verletzenden Reaktionen, von Hetze und Attacken in den sozialen Netzwerken. Die Wortwahl ist nicht zimperlich, zeugt von einer Menge Frust und auch Wut: „Haalt op, eis nëmme Virwërf ze maachen. Wat bewierkt dat? Datt mir méi motivéiert schaffen? Dass mir méi frou mat Iech sinn? Datt mer eis Dieren opmaachen? Nee, ech mengen och net. An awer si mir nach ëmmer do, mir sinn net feig“, heißt es zum Beispiel. Und weiter: „Mir fannen Är Reaktiounen immens verletzend. Well mir gesinn an héieren Iech. Mir gesinn och, wat Dir um Internet schreift.“
Frust und Ärger
In der Tat sieht sich das Pflegepersonal in Luxemburg seit dem Lockdown nicht genügend in seiner Arbeit gewürdigt. Dabei steht es an vorderster Front. Es muss den Frust sowohl der Bewohner, die lange nicht aus den Heimen herauskamen und Besuch nur unter strengsten Sicherheitsauflagen empfangen konnten, genau wie den Ärger der Familienangehörigen ertragen. Ohne für die Situation verantwortlich zu sein.
So ist der Leserbrief zugleich ein verzweifelter Appell: „Mir si säit véier Méint um Enn, an et ass nach laang net eriwwer. Säit véier Méint ass eist Privatliewen op engem Stopp, fir datt et Ärer Famill soll esou gutt goe wéi nëmme méiglech, trotz dëser schwéierer Zäit. Mir sinn net perfekt a wäerten et och ni sinn. Mee mir maachen eis Bescht a sinn zu all Moment do, well ons Aarbecht fir ons eng Beruffung ass. Leider kréie mir vun deene meeschten ëmmer nëmmen ze verstoen, wei schlecht an onmënschlech mir dach nëmme sinn.“
„Ich war wütend über die Situation und musste das los werden“, sagt der Autor rückblickend über seinen Brief. Dass er seinen Namen nicht nennen will und auch kaum Informationen zu seiner Person preisgibt, hat praktische Gründe. Er fürchtet direkte Konsequenzen in der Ausübung seines Berufes: „Ich stehe zu dem, was ich geschrieben habe. Doch wenn die Leute wissen, dass ich das geschrieben habe, dann kann ich nicht mehr arbeiten gehen.“ Sein Alter verriet der Autor dem Tageblatt: 27 Jahre jung, zwar „nicht ewig dabei, aber auch nicht erst seit gestern“ im Pflegebereich aktiv.
Mir sinn net perfekt a wäerten et och ni sinn. Mee mir maachen eis Bescht a sinn zu all Moment do, well ons Aarbecht fir ons eng Beruffung ass. Leider kréie mir vun deene meeschten ëmmer nëmmen ze verstoen, wei schlecht an onmënschlech mir dach nëmme sinn.
Was im Brief steht, gelte nicht allein für das Haus, in dem er arbeite, sondern für alle Pflege- und Altersheime im Land. Allerdings, und darauf legt der Autor wert, rede er in seinem Brief nur im eigenen Namen. „Trotzdem habe ich das Gefühl, für viele Leute gesprochen zu haben.“
Die Regeln mache man nicht selbst, dennoch ist man für ihre Einhaltung verantwortlich, und da hapert es laut dem Leserbriefschreiber ganz gewaltig: „Was ich sage, gilt nicht für jeden, viele halten sich an die Regeln. Das Problem ist aber, dass manche Leute einfach nicht nachdenken und gegen die Maskenpflicht verstoßen. Sie denken zum Beispiel, wenn sie auf Besuch kommen: ‘Das ist meine Frau, wir sind eine Familie, da brauche ich doch keine Maske zu tragen.’ Und wenn man sie darauf hinweist, ist man der Böse. Dann entstehen verletzende Posts in den sozialen Netzwerken. Nochmal, ich finde die Situation nicht schön, aber man muss sich doch an die Regeln halten und darf seinen Frust nicht am Pflegepersonal auslassen.“
Das trägt dann dazu bei, dass das Personal psychisch am Ende sei, wie es im Brief heißt. Ohnehin ist die Situation in Covid-Zeiten schon belastend genug, hinzu kamen viele von der Regierung in Coronazeiten unterstützte Sonderurlaube aus familiären Gründen. „Von Mangel zu sprechen ist vielleicht zu viel gesagt, Engpässe ist eher das richtige Wort.“
„Traurig genug, dass ich das alles sagen musste“, so der Autor im Gespräch mit dem Tageblatt abschließend, „doch es musste einfach raus.“
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Dee jonkeen infirmier huet recht ee groussen deel vun eis kennt nemme mei sech mir sinn rassistesch kee matleed mat kengen an emmer souren an dat wuert MERCI ass aus dem sproochgebrauch gestrach
wann et gudd genug geschriwen ass an et mecht senn soss net veröffentlechen
Miss Anita….een klengen Trouscht,diën iëch allerdings och nit vill helleft……hei am Frankreich ass et keen Deit besser, bonjour,s’il vous plait,merci,au-revoir gin an der Rubrik ,,unbekannt,, oder verschollen gefouërt!An,waat d’Nooperen ubelaangt,do ass et meeschtens ,,chacun pour soi,,!Courage,et kann nëmmen besser gin,mee ech gleewen nit drun!
Bravo desen Artikel stömmt, Haargenau….Keng Wertschätzung, keen Respekt fir Infirmieren . Esou wor et schons 1969 zu Letzeburg. Ech hun eng Plaatz gesiicht an hun gesoot kritt mir beschäftegen keng bestueten Infirmieren. Duerfir sin ech zu letzeburg fortgaangen. An daat fir ömmer an Schweiz.
Ouni gudd Erzéiung feelt de gudden Toun, keng Manéieren, keng Courtoisie. Wat méi domm, wat méi frech, wat fälschlerweis méi staark.