Diekirch / „Es wird sich nicht viel ändern“: Claude Thill wird neuer Bürgermeister
Vor kurzem ließ die Nachricht aufhorchen, dass mit Dan Kersch und Romain Schneider gleich zwei LSAP-Minister ihr Amt freigeben. Auf Kersch folgt Georges Engel, während der Diekircher „Député-maire“ Claude Haagen den Posten von Romain Schneider in den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau, ländliche Entwicklung und soziale Sicherheit übernimmt. In Haagens Fußstapfen in Diekirch tritt indessen der Schöffe Claude Thill, der am 8. Dezember von der Diekircher LSAP-Sektion für das Bürgermeisteramt designiert wurde. Das Tageblatt hat sich mit dem Noch-Schöffen unterhalten.
„Bonjour. Firwat ass et?“, so die Stimme aus der Sprechanlage am Eingang des Diekircher Rathauses, dessen Türen sich wegen der Covid-Schutzmaßnahmen nur nach Anmeldung öffnen. Claude Thill empfängt und führt in sein Büro auf der zweiten Etage des Rathauses. „Ja, hier ist das Büro des Zweiten Schöffen, der ich im Moment ja noch bin“, gibt er mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Durch das Fenster hat man einen freien Blick auf den wolkenlosen blauen Himmel. „Ein solches Kaiserwetter hatte ich nun sechs Tage lang in den italienischen Dolomiten. Ich war noch schnell Energie tanken, bevor ich das neue Amt antrete“, so der 57-Jährige schmunzelnd.
Zur Person: Claude Thill, am 15. Juni 1964 in Ettelbrück geboren, ist ein „Dikkricher“ durch und durch. Er wuchs in der rue du 11 Septembre auf – im Volksmund auch „Revolvergaass“ genannt. Nach der Primärschule besuchte er die Schule für Gesundheitsberufe, um später als „Infirmier-anesthésiste“ im Ettelbrücker Krankenhaus zu arbeiten. Dort geht er heute noch seinem Beruf nach und ist zudem Personaldelegierter. Sportlich war Claude Thill viele Jahre lang in seiner Heimatstadt unterwegs, und zwar als aktiver Handballspieler beim CHEV-Diekirch.
„Claude Haagen hat mich in den 90er Jahren dazu angehalten, auf lokalpolitischer Ebene mitzuarbeiten. Ich kandidierte 1999 auf der LSAP-Liste für die Gemeindewahlen und trat am 1. Januar 2000 unter der damaligen Bürgermeisterin Danièle Wagner (LSAP) mein erstes Mandat im Gemeinderat an. Das Schöffenamt bekleide ich seit 2011“, so Claude Thill, der zudem Präsident des Verwaltungsrates der Kindertagesstätte „Dikricher Däbbessen“, Verwaltungsratspräsident des CIGR-Nordstad sowie Präsident der „OGBL-Sektioun Dikrich-Veinen“ ist.
Fließender Übergang
Auf sein bevorstehendes Bürgermeisteramt angesprochen, gibt Thill gleich zu verstehen, dass er sich dank einer großartigen LSAP-Mannschaft, die im Gemeinderat die Mehrheit stellt, nicht allzu viel Gedanken mache. Außerdem sei er in all den Jahren als Finanzschöffe mit allen Projekten der Gemeinde vertraut gewesen und was die kurz- bis mittelfristig noch zu realisierenden Projekte anbelangt, seien die meisten bereits auf der Schiene. „Mir sinn amgaang, eise Programm, dee mir bei de leschte Walen virgestallt hunn, ze realiséieren.“
Claude Thill gebraucht das Wort „wir“ übrigens sehr oft. „Man sollte nicht vergessen, dass sich hier eine ganze Mannschaft für die Interessen der Bürger einsetzt.“ Auf die nächsten Gemeindewahlen angesprochen, ist das „wir“ auch gleich wieder präsent. „Stand heute werden nicht nur ich, sondern wir alle bei diesen Wahlen erneut kandidieren.“ Das „wir“ steht für den Ersten Schöffen René Kanivé, für den Nachfolger von Claude Thill auf dem zweiten Schöffenposten, Claude Daleiden, sowie für die Räte Pascale Schmoetten-Steffen, Nico Hertz, René Krack und Fränk Link, der im Januar in die Fraktion der LSAP in den Gemeinderat nachrücken wird.
Und wo sieht Claude Thill die größten Herausforderungen für die Gemeinde Diekirch in den kommenden Jahren? „Mit Blick auf die Wohnungsbauprojekte wie z.B. ‚Dräieck Dikrich‘ (auf dem Areal der früheren Brauerei) und ‚Cité militaire‘, um nur diese zu nennen, müssen wir unbedingt unsere Schulinfrastruktur erweitern. Hier wird an einen zweiten Schulcampus gedacht, der auf dem Areal der früheren Firma Schou in der ‚Sauerwiss‘ entstehen könnte.“
Eine weitere große Herausforderung stelle die angestrebte „Nordstad-Fusion“ dar. Claude Thill lehnt sich bei diesem Thema weit in seinem Bürostuhl zurück. Seine Gesichtszüge, die bis dahin eher von Optimismus geprägt waren, machen plötzlich einer nachdenklichen Miene Platz. „An unserer Gemeinde soll die Fusion nicht scheitern. Es bleibt aber noch viel, überaus viel zu tun (…), diese Fusion ist – wenn überhaupt – nicht in einem Hauruckverfahren zu realisieren. Es heißt, fünf Gemeinden mit ihren doch sehr spezifischen Charakteren, Interessen und Zielsetzungen zusammenzuführen …“
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