Saison 2021/22 / „Es wird wieder Zeit“ – Kaleidoskop-Theater stellt Spielprogramm vor
Die Spielzeit 2021/22 kann kommen. Auf dem Programm des Kaleidoskop-Theaters stehen neben „Woyzeck“ noch zwei Stücke von Literaturnobelpreisträgern sowie eine Eigenproduktion, die einen anregenden Theaterabend verspricht.
Es wird wieder Zeit. Dieser knappe Satz bildet das Motto vor für die Spielzeit 2021/22 des Kaleidoskop-Theaters. In ihm spiegelt sich wohl zweierlei: einerseits der Überdruss an der Corona-Pandemie und der noch immer andauernden Ausnahmesituation, andererseits die Freude der Mitarbeiter des Theaterhauses – immerhin blicken sie der vielleicht ersten Post-Corona-Saison entgegen. „Es wird wieder Zeit, so zu spielen, wie das Publikum es gewohnt ist“, sagte Intendant Jean-Paul Maes bei der Vorstellung des Spielprogramms am vergangenen Donnerstag. Man würde hoffen, bald wieder mehr Zuschauer empfangen zu können.
Also wird alles wie vor Corona? Nicht ganz, denn das Kaleidoskop-Theater zieht um. Acht Jahre lang nannte das Kaleidoskop-Theater das Schloss von Bettemburg sein Zuhause, fast 30 Inszenierungen fanden in dem sonnengelben Gebäude statt. Wegen der Räumlichkeiten habe man aber nicht nur gute Rückmeldungen erhalten, berichtete Maes. Denn: Diese seien erst nachträglich zum Theatersaal umfunktioniert worden, so Patrick Hurt, Pressesprecher der Gemeinde. „Deshalb haben wir das Angebot der Gemeinde, in einen Neubau in Hüncheringen zu ziehen, gerne angenommen“, sagte der Leiter des Theaterhauses. „Im November soll der Saal bezugsfertig sein, wir hoffen, ab Januar dort zu sein.“
Ein Klassiker-lastiges Programm
Geplant für kommende Saison sind vier Stücke. Das erste: „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett, auf Deutsch übersetzt von Erika und Elmar Tophoven. Mit Beckett verbinde man vor allem den Begriff des absurden Theaters, sagte Maes. Dabei wirkten die Stücke des britischen Dramatikers nicht mehr unbedingt so absurd. „Unsere Zeit hat die damalige an Absurdität übertrumpft“, meinte der Intendant. Er unterstrich während der Pressekonferenz, dass sich Kunst seiner Meinung nach auf kritische Art und Weise mit der Gegenwart auseinandersetzen und man dem Zuschauer Denkimpulse liefern sollte. Maes nannte gleich eine gestalterische Entscheidung, die in diese Richtung weist: Die Protagonistin des Stücks sitzt in der kommenden Inszenierung nicht auf einem Sandhügel, sondern auf einer Plastikinsel, in der sie langsam versinkt.
Klicken Sie hier, um einen Blick in die Programm-Broschüre des Kaleidoskop-Theaters zu werfen.
Mit seinem zweiten Stück bringt das Theaterhaus ebenfalls einen Klassiker auf die Bühne – nämlich „Woyzeck“ von Georg Büchner. „Nicht umsonst trägt der wichtigste deutsche Literaturpreis seinen Namen“, sagte der Leiter des Kaleidoskop-Theaters. Das Stück werfe die Frage auf, inwieweit ausnahmslos jeder in eine tragische Situation kommen könne, wenn er etwas verliere oder keinerlei Anerkennung kriege. Um Anerkennung – oder die Suche nach ihr – geht es dann auch in dem dritten der vier Programmpfeiler. Das Drama „Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek veranschauliche, welche Opfer Frauen bringen und wie sehr sie sich verändern müssten, um Anteil zu haben an dem männlich dominierten Machtstreben.
Aus dem Kalb wird eine Kuh
Der Abschluss des aktuellen Saisonprogramms bildet die Eigenproduktion „Et geet ëm eng gëlle Kou“. Das Theaterstück ist eine luxemburgisch-portugiesische Kollaboration und besteht aus vier Einaktern. Diese stammen aus der Feder von zwei älteren und zwei jüngeren Autoren: Claudia Lucas Chéu, Joao Santos Lopes, Ian De Toffoli und Jean-Paul Maes. Im Rahmen des Kulturjahres Esch2022, in dem zugleich auch die EU ihr 65-jähriges Bestehen feiert, beschäftigt sich das Stück mit dem Jetzt-Zustand der Europäischen Union. Zentral dabei ist der Perspektiven-Mix, den „Et geet ëm eng gëlle Kou“ durch die Gemeinschaftsarbeit der Verfasser liefert.
Noch ein Highlight für Literatur-Freunde gibt es übrigens am 6. Mai in Bettemburg. Unter der Leitung des Schriftstellers Pit Hoerold findet „in der schönen Schlossanlage“ der Gemeinde der Leseabend „Hommages-Souvenirs“ statt, an dem man großer Luxemburger Autoren wie zum Beispiel Roger Manderscheid, Josy Braun, José Ensch und Rosemarie Kieffer gedenkt. Auf die passende musikalische Begleitung würde man nicht verzichten, versicherte Hoerold während der Pressekonferenz. Die Veranstaltung würde in Zusammenarbeit mit dem „Centre national de littérature“ (CNL) organisiert werden, mit eingebunden sei auch die „Fédération des éditeurs luxembourgeois“. „Wir versuchen, die verschiedenen Werke der Autoren neu verfügbar zu machen“, erklärte Hoerold. Denn viele Ausgaben existierten leider nicht mehr.
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