Marktverband / „Escher Muart“: Nicht der Moment für „Kosettercher“
Der zukünftige Präsident des „Lëtzebuerger Maarteverband“ nahm die Zügel selbst in die Hand: Metzger Jeff Burg kontaktierte in den vergangenen Tagen Ministerien und Gemeinden, bat um Verkaufserlaubnis – und machte nebenbei am vergangenen Samstag den doppelten Umsatz beim hauptstädtischen Markt. Auch am Freitag war der Andrang beim „Escher Muart“ groß – ebenso die Abstände zwischen den Kunden. Die Bilanz einer ersten Lockdown-Woche.
Eigentlich könnte Jeff Burg seit Mitte März der offiziell eingetragene Nachfolger von LMV-Präsident („Lëtzebuerger Maarteverband“) Niki Kirsch sein, doch das Coronavirus funkte dazwischen. „Das ist in dieser Situation auch nicht wichtig“, meint der 29-jährige Metzger, der sich in den vergangenen Tagen mehrmals in den Dienst aller Kollegen stellte. „Wichtig ist, dass es eine starke Stimme gibt, die die Interessen aller vertritt – und das will ich sein. Wird nämlich der Markt abgesagt, habe nicht nur ich Probleme …“
Neue Kundschaft
Gesagt, getan. Der Mann aus dem Norden Luxemburgs klemmt sich gleich am Montag hinter das Telefon und erhält positive Nachrichten aus dem zuständigen Ministerium: „Ich war mit Minister Lex Delles in Kontakt, der mir versicherte, dass Wochenmärkte weiterhin stattfinden können. Es war mir klar, dass er keine sechs Stunden am Telefon mit mir sprechen könnte, aber er hat sich ein paar Minuten Zeit genommen.“ Nach dieser ministeriellen Absicherung lag die Entscheidung in den Händen der jeweiligen Kommunen. „Als ich davon erfahren habe, dass die ersten Gemeinden ihre Wochenmärkte schließen wollten, habe ich sofort eingegriffen. Ich wollte den betroffenen Bürgermeistern klarmachen, dass wir hier notwendige Lebensmittel verkaufen.“
In Mamer und Leudelingen wurden die Märkte trotzdem abgesagt, größeres Unverständnis gab es hingegen aufgrund der Entscheidung der Gemeinde Düdelingen: „Warum entscheidet die drittgrößte Stadt des Landes, ihren Markt abzusagen, wenn es die beiden größten nicht tun? Leider habe ich noch niemanden dort erreicht, um meine Position zu verteidigen. Gerade jetzt ist es doch wichtig, kleine Betriebe zu unterstützen“, sagt Burg. Diese Einstellung teilt wohl auch die Stammkundschaft, die trotz Corona-Krise nach wie vor beim Metzger einkauft. Der 29-Jährige hob vielmehr eine andere Auffälligkeit hervor: „Wir sehen hier neue Gesichter, die ihre Einkäufe bei uns tätigen. Einerseits haben die Menschen jetzt die Zeit, um einen Wochenmarkt zu besuchen, und andererseits ersparen sie sich auf diese Art die Klimaanlagen und den Stress eines Supermarkts. Sie genießen die frische Luft.“ Zudem gebe es eine weitere Erklärung für die steigende Nachfrage: „Anstatt dass Kinder in Kantinen essen, wird jetzt zu Hause gekocht. Deswegen ist die Nachfrage höher.“
Ausverkauft
Nicht nur die Kundschaft, auch das Kaufverhalten habe sich verändert, betont der Metzger. Am vergangenen Samstag wurde der Fleischverkaufsstand in Luxemburg komplett leergeräumt. Überrascht von der großen Nachfrage, musste das Produktionsteam aus Eschweiler in den vergangenen Tagen deutlich mehr schuften. Die zehn Mitarbeiter stießen an ihre Grenzen und kamen fast nicht hinterher, wie Burg erklärt. „Das Fleisch bekommen wir im rohen Zustand aus dem Ettelbrücker Schlachthaus und verarbeiten es dann in Eschweiler. Auch das Schlachthaus wurde zeitweise von der hohen Nachfrage überrumpelt, aber mittlerweile hat sich die Lage normalisiert. Es gibt keine Engpässe“, versichert Jeff Burg. Gefragt sind derzeit Hackfleisch, „Wäinzoossiss“ und Rouladen, „also alles Waren, die sich einfach zubereiten oder einfrieren lassen“.
Doch nicht alle Kollegen des Marktverbands erlebten in der ersten Lockdown-Woche einen Aufschwung der Verkaufszahlen: „Wir haben am Samstag fast doppelt so viel Umsatz gemacht, jetzt ist es nicht mehr ganz das Doppelte. Eigentlich will ich nicht über Zahlen reden, da es für meine Kollegen hier vielleicht ganz anders aussieht … Einer unserer Blumenhändler beispielsweise bekommt keinen Nachschub und ist deshalb nicht mehr präsent.“
Sobald die Kunden ihre Ware erhalten haben, gehen sie weiter. ,Et ginn net wéi soss nach Kosettercher gehalen …’Metzger
Die Metzgerei „Beim Burg“ muss sich zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Sollten Märkte landesweit verboten werden, bleibt dem Betrieb noch der Haus-zu-Haus-Verkauf. So weit soll es aber nicht kommen. Vor allem, da die Kunden sich rasch an die neuen Regeln des Wochenmarkts gewöhnt haben: „Man merkt, dass die Leute aufmerksam geworden sind. Sie halten Distanzen voneinander und vermeiden Kontakt. Bei uns wird deutlich öfter mit einer Kreditkarte bezahlt“, sagt Burg und fügt hinzu: „Man hat definitiv das Gefühl, dass der Andrang heute größer ist als sonst. Das dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass die Menschen nicht so nah beieinander stehen. Sobald die Kunden ihre Ware erhalten haben, gehen sie weiter. ‚Et ginn net wéi soss nach Kosettercher gehalen …‘“
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Ett kann alles fonktiounéieren wann d’Leit
sech un Regelen haalen an den Verstand
aschalten,ëtt ginn nach ëmmer der enger an
der aaner, den Respekt vis à vis vun den
Matbierger asw. muss ërem entstoën.
Sou wéi daat déi lescht Zeit mam Respekt wor,daat wor
munchmol onerträgléch.
In Düdelingen ist der Markt ganz einfach abgeschafft worden, da können die Produzenten ihre Waren auf den Müll schmeißen, Hauptsache es wird nicht geklönt.