EU im Rückstand / EU-Chefverhandlerin Sandra Gallina: Zu geringe Produktion von Corona-Impfstoff sei das eigentliche Problem
Die EU-Kommission steht wegen ihrer Corona-Politik unter Druck. Vor allem nachdem der Impfstoffhersteller AstraZeneca angekündigt hat, weniger als die Hälfte des zugesagten Impfstoffs im ersten Quartal des Jahres liefern zu können. Im Budgetausschuss des Europäischen Parlaments (EP) erklärte gestern die EU-Chefverhandlerin bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe für die EU-Staaten, Sandra Gallina, warum mit mehr Geld nicht schneller Impfstoff herbeigeschafft werden könne.
Während fast zwei Stunden versuchten die EP-Abgeordneten im Budgetausschuss sich am Montag einen Überblick über die Impfstoffbestellungen der EU zu verschaffen. Denn nicht nur der Mangel der begehrten Vakzine, sondern auch die Intransparenz bei der Beschaffung – vor allem was die Offenlegung der Verträge mit den einzelnen Pharmaunternehmen anbelangt – sorgen in der EU für Unmut. Zwar wurden mittlerweile zwei Verträge – erst jener mit CureVac, vergangene Woche jener mit AstraZeneca – offen gelegt. Allerdings wurden entscheidende Stellen darin geschwärzt, wie etwa Liefermengen und -termine, die in der gegenwärtigen Diskussion von Bedeutung sind.
Im Raum steht vor allem die Kritik, dass in der EU insgesamt noch wenig geimpft worden sei. Dabei wird insbesondere auf Großbritannien und Israel verwiesen, die bisher vergleichsweise einen viel größeren Anteil ihrer Bevölkerung geimpft haben als die EU-Staaten. Die Generaldirektorin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der EU-Kommission, Sandra Gallina, wies zwar gestern darauf hin, dass die EU mit über 12 Millionen Impfungen im Spitzenfeld der Regionen mit den höchsten Impfquoten liege. Doch haben laut Angaben von Statistica (Stand: 1. Februar) die Briten rund 9,46 Millionen und Israel rund 4,85 Millionen Impfungen durchgeführt. Die USA (31,8 Millionen) und China (24 Millionen) liegen vor der EU.
Angesichts dessen wird der Vorwurf erhoben, die EU-Kommission, die für die 27 Mitgliedstaaten die Impfstoffe beschaffen soll, habe bei den Verhandlungen mit den Pharmafirmen zu sehr auf den Preis und weniger auf die Liefertermine geachtet. Der Vorsitzende des Budgetausschusses, Johan Van Overtveldt, meinte dazu, dass es wirtschaftlich vielleicht günstiger gewesen sei, mehr für die Vakzine zu zahlen, um mehr davon zu erhalten und impfen zu können, womit die Staaten in die Lage versetzt worden wären, die Wirtschaft schneller anzufahren und so den ökonomischen Schaden in Grenzen zu halten.
Wir würden definitiv nicht mehr Impfstoff mit mehr Geld habenGeneraldirektorin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der EU-Kommission
Lieferschwierigkeiten
„Wenn wir mit mehr Geld früher Impfdosen erhalten hätten, hätten wir das getan“, antwortete darauf Sandra Gallina. Die Kommission habe zum gegebenen Zeitpunkt alle Dosen gekauft, die für eine ehestmögliche Lieferung zur Verfügung standen. Dies könne sie anhand ihrer Unterlagen beweisen und die EP-Abgeordneten könnten sich ihr eigenes Urteil dazu bilden, sollte der Zugang zu diesen Dokumenten einmal freigegeben werden, versicherte die EU-Chefverhandlerin. Die EU zahlt nach gestrigen Angaben verschiedener EP-Abgeordneten für den Impfstoff von AstraZeneca 1,78 Euro pro Dose, während Großbritannien 2,50 Euro zahlen muss. „Wir würden definitiv nicht mehr Impfstoff mit mehr Geld haben“, hatte sie bereits vorher im Zusammenhang mit der allgemein schleppenden Produktion von Corona-Impfstoffen erklärt. Wiederholt betonte sie, dass die geringe Verfügbarkeit der Impfstoffe vor allem auf einen Mangel an Produktionskapazitäten zurückzuführen sei. Das sei das eigentliche Problem. Biontech würde nun aber neue Produktionsstätten in Betrieb nehmen, in Deutschland zwei und in Österreich eine, und könne der EU daher 75 Millionen zusätzliche Impfdosen ausliefern. Allerdings erst im zweiten Quartal, wie das Unternehmen vor einigen Tagen mitteilte. Insgesamt gab sich die Generaldirektorin zuversichtlich, dass bis zum Sommer 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der EU geimpft sein wird.
Zu Lieferschwierigkeiten kommt es nun ausgerechnet mit AstraZeneca, den die EU-Kommission in diesem ersten Quartal als Massen-Impfstoff vorgesehen hatte. Den Vertrag mit dem britisch-schwedischen Pharmaunternehmen hatte die EU von den vier EU-Staaten Italien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden „geerbt“, wie Sandra Gallina gestern weiter erklärte. Damals sei noch nicht abzusehen gewesen, wann es zu einer Autorisierung des Impfstoffs oder zu einer Auslieferung kommen würde.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben bislang 3,4 Milliarden Euro in die gemeinsame Bewältigung der Corona-Pandemie investiert. Davon seien 80 bis 84 Prozent für die Herstellung von Impfstoffen verwendet worden. Die restlichen Gelder seien etwa für die Beschaffung des Medikaments Remdesivir, die Ausbildung von medizinischem Personal oder den Ausbau von Testkapazitäten genutzt worden, erklärte Sandra Gallina weiter.
Bestellungen von Impfstoffen
Die EU-Kommission hat bislang rund 2,3 Milliarden Impfstoffdosen für die 27 Mitgliedstaaten bestellt. Nach Angaben der EU-Kommission wurden bis zu
– 600 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer,
– 400 Mio. Dosen von AstraZeneca,
– 160 Mio. Dosen von Moderna,
– 300 Mio. Dosen von Sanofi-GSK,
– 405 Mio. Dosen von Curevac,
– 400 Mio. Dosen von Johnson&Johnson (sofern eine Dose zum Impfen reicht)
zugesichert. Die drei ersten Unternehmen haben für ihre Vakzine bereits eine Autorisierung in der EU. Die Zulassung für die anderen Impfstoffe steht noch aus.
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Wei’ni brengen et Politiker faerdeg Eppes zum richtegen Preis an mat richtegem Liwerdatum ze bestellen ?
Vlaicht Mokusdaag ?
Das eigentliche Problem ist die Tatsache, dass Leute den Ankauf von Impfstoff für fast 500 Millionen EU-Bürger anvertraut bekamen, die offensichtlich noch nicht einmal eine Bestellung für 5 Mann beim Pizza-Lieferdienst hinbekämen.
Das ganze Impfdebakel ist der absolute Super-Gau für das Image der EU nach außen generell und vor allem bei ihren Bürgern. Das Pikanteste daran ist allerdings dass Brexit BoJo das jetzt für seine Zwecke ausschlachten kann. Eine positive Konsequenz hat die Sache vielleicht trotzdem: Mit ein bisschen Glück wird es den vorzeitigen Abgang von Frau VDL beschleunigen und die EU Kommission kann einen Neustart wagen.
Die Covid Strategie der Luxemburger Regierung: Impfstoffbestellung erst mal outsourcen!
Large Scale Testing und Tiny Scale Vaccination!
So hat man mehr davon und kann Covid länger genießen!
„Mit ein bisschen Glück wird es den vorzeitigen Abgang von Frau VDL beschleunigen und die EU Kommission kann einen Neustart wagen.“
@Klitz Da kennen Sie aber Frau von der Leyen schlecht. Vorzeitigen Abgang kennt die nur, wenn er in eine Beförderung mündet.