/ EU-weit an letzter Stelle: In Luxemburg liegt der Marktanteil der Generika bei nur 5 Prozent
In Luxemburg liegt der Anteil von Generika an der Gesamtmenge aller verschriebenen Medikamente bei 12 Prozent. In keinem anderen EU-Staat werden weniger Nachahmepräparate verkauft. Das liegt einerseits an Rentabilitätsgründen, andererseits fehlt in Luxemburg der politische Wille, die kostengünstigeren Generika weiter zu fördern. Notwendig ist es offenbar nicht, denn im vergangenen Jahr hat die Gesundheitskasse 129 Millionen Überschuss gemacht. Ihre globale Reserve beläuft sich auf 737 Millionen Euro.
Generika sind Nachahmepräparate von Medikamenten, deren Patent abgelaufen ist. In der Regel sind sie billiger als die Originalpräparate und entlasten damit die Krankenkassen und vor allem die Geldbeutel der Patienten. Darüber hinaus könnte das Zurückgreifen auf Generika in verschiedenen Arzneimittelgruppen bei der Überbrückung von Engpässen helfen.
Beim Verkauf von Generika liegt Luxemburg EU-weit an letzter Stelle. Laut einer OECD-Studie waren 2016 lediglich 12 Prozent aller verschriebenen Medikamente Nachahmepräparate. Nach Wert liegt der Marktanteil der verkauften Generika in Luxemburg bei lediglich 5 Prozent.
UK und Deutschland Spitzenreiter
Europäischer Spitzenreiter ist das Vereinigte Königreich mit 85 Prozent beim Volumen und 35 bis 40 Prozent beim Wert. In Deutschland, das auf Platz zwei liegt, ist der Anteil der Nachahmepräparate ähnlich hoch. Die beiden anderen Nachbarländer Luxemburgs gehören nicht zu den Spitzenreitern in der EU, doch in Belgien werden immerhin noch fast dreimal so häufig (33,3%) und in Frankreich mehr als doppelt so oft (27,6%) Generika verkauft.
Einer der Hauptgründe für diesen vergleichsweise geringen Anteil an Nachahmepräparaten sei die schwache Präsenz solcher Medikamente auf dem luxemburgischen Markt, schreiben Gesundheitsminister Etienne Schneider und der Minister für Soziale Sicherheit, Romain Schneider, in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Frage des Abgeordneten und früheren Gesundheitsministers Mars di Bartolomeo (alle LSAP). Über die Gründe für diese schwache Präsenz geben die Minister jedoch keine Details.
Für Pharmakonzerne unrentabel
Der luxemburgische Markt sei klein, für jedes Medikament müsse eine Anmeldung bezahlt werden, erklärt Olivier Moes, Apotheker in Hesperingen. Wegen der geringen Nachfrage seien die Kosten für die Anmeldung unverhältnismäßig hoch, weshalb es in vielen Fällen für die pharmazeutischen Firmen unrentabel sei, zusätzliche Generika auf den Luxemburger Markt zu bringen.
Ein weiterer Grund für den geringen Anteil an Nachahmepräparaten sei, dass Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern erst spät damit begonnen habe. Um diesen Rückstand aufzuholen, benötige es Zeit und vor allem müsse der politische Wille dafür vorhanden sein.
Ein Problem sei, dass viele Kunden noch immer der Meinung seien, Generika seien eine schlechte Kopie der Originalpräparate. Tatsächlich könne bei Generika das Risiko für Unverträglichkeiten bestehen, erläutert Olivier Moes. Zwar sei der Wirkstoff der gleiche wie bei den Originalmedikamenten, doch die Zusammensetzung der Kapseln, die den Wirkstoff umhüllen, sei meist Firmengeheimnis. Deshalb könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Kapseln von Nachahmepräparaten andere Unverträglichkeiten als die des Originals auslösen.
Umsatz gestiegen
Trotz des noch geringen Gesamtmarktanteils in Luxemburg sei in den vergangenen Jahren der Verkauf von Generika in bestimmten Medikamentengruppen gestiegen. Zwischen 2013 und 2018 habe der Anteil der Nachahmepräparate bei Krankheiten des Verdauungstrakts (um 107%), des Nervensystems (um 90%) und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (um 76%) bedeutend zugelegt, schreiben Etienne und Romain Schneider in ihrer Antwort. Auch der Umsatz mit Generika sei seit 2013 um 55 Prozent gewachsen, während der Gesamtumsatz mit Arzneimitteln im gleichen Zeitraum nur um 5 Prozent gestiegen sei.
Diesen Zuwachs führen die Minister darauf zurück, dass die Apotheken in Luxemburg seit dem 1. Oktober 2014 dazu verpflichtet sind, den Kunden bei den Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI), die zur Behandlung von Magengeschwüren verschrieben werden, und bei den Statinen zur Senkung des Cholesterin-Spiegels Nachahmepräparate anzubieten. Der Patient entscheidet dann selbst, ob er das Original oder das Generikum kauft. Die Gesundheitskasse berechnet ihre Rückerstattung aber auf Grundlage des Nachahmepräparats, das in der Regel billiger ist. Will der Kunde das Original, muss er die Differenz aus eigener Tasche bezahlen.
Unklarheiten
Ein weiterer Grund für den Anstieg sei die konsequente Verschreibung von Generika im Bereich der Antidepressiva, die in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen sei, präzisieren die Minister. Der Ärzteverband AMMD („Association des médecins et médecins dentistes“) habe grundsätzlich keine Probleme damit, Generika zu verschreiben, sagt der AMMD-Generalsekretär und Allgemeinmediziner Guillaume Steichen. Allerdings sehe die AMMD zurzeit keinen Bedarf, die Arzneimittelgruppen, für die die Apotheken Nachahmepräparate anbieten müssen, auszuweiten. Zu groß sei das Risiko, dass es bei den Patienten zu Unklarheiten komme.
In diesem Zusammenhang verweist der Mediziner auf die Gewohnheit der Patienten: „Wenn jemand jahrelang eine rosa Pille genommen hat und auf einmal eine weiße Pille bekommt, besteht die Gefahr, dass er die weiße noch zusätzlich zur rosa Pille einnimmt“, meint Steichen. Wenn die Umstellung in einem Einzelgespräch mit dem Arzt erfolge, sei sie weniger schlimm. Doch wenn der Apotheker statt des Referenzpräparates auf einmal ein Generikum verkaufe, könne der Patient in bestimmten Fällen verwirrt reagieren.
Preise für Originalpräparate anpassen
Statt weitere Generika auf den Markt zu bringen, plädiere die AMMD eher dafür, die Arzneimittelkonzerne dazu zu bringen, die Preise für Originalpräparate an die der Generika anzupassen, erläutert Guillaume Steichen. Das sei aber jetzt schon häufig der Fall.
Auch die Minister für Gesundheit und Soziale Sicherheit sehen zurzeit keinen Bedarf, die Verschreibung und den Verkauf von Nachahmepräparaten weiter zu fördern.
Die zuständigen Dienste des Gesundheitsministeriums würden stattdessen daran arbeiten, dass insbesondere innovative Medikamente erschwinglicher und besser zugänglich würden. Um dies zu erreichen, beteilige Luxemburg sich an der Initiative BeNeLuxA. Im Rahmen dieser Initiative haben sich Belgien, Irland, Luxemburg, die Niederlande und Österreich zusammengeschlossen, um gemeinsam Preisverhandlungen mit den Pharmakonzernen für spezifische Produkte führen zu können und auf diese Weise ihren Bürgern den Zugang zu innovativen Arzneimitteln zu erleichtern.
„Schneller auf Engpässe reagieren“
Ein weiterer Grund, weshalb Generika in Luxemburg keine große Rolle spielen, könnte der sein, dass die Gesundheitskasse in den vergangenen Jahren Überschüsse von insgesamt 467 Millionen Euro angehäuft hat und über eine globale Reserve von 737 Millionen Euro verfügt. Sparen gehört im Gesundheitssektor demzufolge nicht zu den obersten Prioritäten.
Bei Arzneimittelknappheit könnten Generika Apothekern grundsätzlich erlauben, in bestimmten Fällen schneller auf Engpässe zu reagieren, betont der Apotheker Olivier Moes. In seiner Antwort auf eine weitere parlamentarische Frage des Abgeordneten Mars di Bartolomeo hatte Gesundheitsminister Schneider kürzlich erklärt, in Notfällen könne Luxemburg auf Arzneimittel zurückgreifen, die nicht für den luxemburgischen Markt zugelassen seien.
Auch der Idee einer nationalen Medikamentenreserve für Luxemburg sei das Gesundheitsministerium nicht abgeneigt, erklärte Etienne Schneider. Erste Maßnahmen seien bereits getroffen worden, um bestimmte wichtige Arzneimittel und Impfstoffe vorrätig zu haben, so der Minister. Laut Tageblatt-Informationen fehlt es dem Ministerium aber an Personal, um diese Reserven anzulegen.
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Alt nees eng Keïer:wiën et laang huët,leist et laang hänken!Hoffentlich geet daat nach laang,me,eng Grimmel viirsuërgen schuëd dach nix!Oder nit,Mr.Schneider an co.??
Soulaang wéi d’Apdikter nach ëmmer geschützt gi vrun der Konkurrenz bleift dat esou.
Génériquë sinn och keng Allheelmëttel. Ech hat amplaz mengem normale Medikament géint d’Allergien e Générique virgeschloe kritt, well dat anert Medikament grad net an der Apdikt disponibel war. No 2 Wochen hunn ech et opginn, souvill allergesch Reaktiounen hat ech scho laang net méi. Dat richtegt Mëttel (hunn ech du mëttlerweil fir de Rescht vun der Ordonnance kritt gehat) huet dono opgeraumt domat…
Déi Saache kafen ech online, de Kalenner seet mer jo scho Jore virdrun wéini dass ech se brauch.