Währungen / Euro nach Italien-Wahl auf 20-Jahres-Tief
Bei steigenden Unsicherheiten ist der US-Dollar gefragt. Die Gemeinschaftswährung Euro fiel am Montag um bis zu 1,3 Prozent auf ein 20-Jahres-Tief von 0,9565 Dollar.
Nach dem Sieg des Rechtsbündnisses bei der Parlamentswahl in Italien ging es für den Euro abwärts. Im Laufe des Morgens konnte sich der Euro wieder etwas erholen. Italien ist, nach Griechenland, das Euro-Mitglied mit der höchsten Staatsverschuldung. Sie macht bereits rund das Anderthalbfache der Wirtschaftsleistung aus.
Der Euro verliert bereits seit Monaten an Wert gegenüber dem US-Dollar, der als sichere Alternative in Krisenzeiten gilt. Im Juli dieses Jahres hatte die gemeinsame Währung des Euroraums und die US-Währung Parität erreicht – das erste Mal seit 2002, als die Gemeinschaftswährung offizielles Zahlungsmittel wurde.
„Auch wenn sich das Rechtsbündnis offiziell zur EU bekennt, der politische Gegenwind aus Italien wird größer werden“, warnte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Es ist gut möglich, dass Investoren jetzt die Bereitschaft der EZB testen werden, gegen steigende Zinsen in Italien vorzugehen“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. „Die Renditeentwicklung italienischer Staatsanleihen wird damit zum Gradmesser für die Unsicherheit, die sich am Markt jetzt ausbreitet.“
Vor der Parlamentswahl am Sonntag haben alle drei Lager den Wählerinnen und Wählern kostspielige Geschenke versprochen. Sie reichen von Steuersenkungen über höhere Gehälter für Staatsbedienstete, einen früheren Rentenbeginn bis hin zu einer „Mitgift“ von bis zu 10.000 Euro für Teenager, sobald sie 18 werden.
Die Verkäufe italienischer Bonds trieben zwar die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Neun-Jahres-Hoch von 4,497 Prozent. Im Vergleich zu den Anleihen anderer europäischer Staaten fiel die Bewegung jedoch vergleichsweise gering aus, weil auch diese wegen der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der EZB und einer drohenden Rezession unter Druck standen. Grund für die moderate Kursreaktion sei das recht schwache Abschneiden der Lega, die am EU-kritischsten sei, sagte Fondsmanager Giuseppe Sersale vom Vermögensverwalter Anthilia.
Pfund auf Rekordtief
Parallel dazu fiel die britische Währung um bis zu 4,4 Prozent auf ein Rekordtief von 1,0382 Dollar und steuerte auf den größten Tagesverlust seit dem Brexit-Referendum von 2016 zu. „Die deutlichen Steuersenkungen, die vom Finanzminister angekündigt wurden, bereiten dem Devisenmarkt mit Blick auf die steigende Staatsverschuldung große Sorgen“, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Gleichzeitig drohten die geplanten Entlastungen den Inflationsdruck zu verschärfen. Das britische Pfund hat bereits in den vergangenen Tagen drastisch an Wert verloren.
Dem müsse sich die Bank von England (BoE) mit einer außerplanmäßigen Zinserhöhung – am besten um einen vollen Prozentpunkt – entgegenstellen, mahnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. „Nicht zu handeln, wäre vorsätzliche Unterlassung.“
Großbritanniens Finanzminister Kwasi Kwarteng hatte ein umfangreiches Paket mit Hilfen zur Abfederung der hohen Energiepreise sowie Steuersenkungen angekündigt. Ziel sei es, das Wachstum der britischen Wirtschaft nach oben zu treiben, sagte er am Freitag im Parlament. Ökonomen zufolge könnten die Maßnahmen bis zu 200 Milliarden Pfund – umgerechnet knapp 230 Milliarden Euro – kosten.
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Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Amerikaner sich totlachen