Seoul / „Europäisches Singapur“ in Südkorea: Luxemburg unterzeichnet zwei Absichtserklärungen
Space, Start-ups und „Smart City“: Die Schlagwörter haben sich auch am zweiten Tag der Wirtschaftsmission in Korea nicht geändert. Luxemburg als Singapur Europas – so sollen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter angekurbelt werden. Doch auch der Wissens-austausch kommt nicht zu kurz. Das Tageblatt berichtet aus Seoul.
Es ist ein Tag, wie es ihn während einer Wirtschaftsmission viele gibt. Termin reiht sich an Termin, Hände werden geschüttelt, Höflichkeitsbekundungen ausgetauscht, und zum Schluss noch ein Erinnerungsfoto. So auch in Seoul, wo sich gerade eine Luxemburger Delegation, bestehend aus Wirtschaftsminister Franz Fayot, Erbgroßherzog Guillaume und der Luxemburger Handelskammer, befindet. Gleich zwei Absichtserklärungen wurden am Montag in der südkoreanischen Hauptstadt unterschrieben. Am Abend wurden dann mit einem großen Empfang und in Anwesenheit des koreanischen Außenministers Park Jin noch einmal 60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Luxemburg und Korea gefeiert.
„Luxemburg kann als europäischer Hub in Sachen Weltraum für Korea werden“, meint etwa der koreanische Minister für Wissenschaft und Informationstechnologien Jong-Ho bei der Unterzeichnung des „Memorandum of Understanding“, das die Weltraumkooperation zwischen beiden Ländern formalisieren soll. Über fünf Jahre sollen beide Länder intensiv kooperieren. Sollten beide Partnerländer einen Mehrwert erkennen, kann der Vertrag für weitere fünf Jahre verlängert werden. Auch deshalb, weil Luxemburg nicht nur eine technische Expertise besitze, sondern im Bereich der „Policies“ und der Gesetzgebung weit fortgeschritten sei. Dass Südkorea Luxemburg als Kooperationspartner in Sachen Weltraum gewinnen will, wird durch die Anwesenheit des koreanischen Präsidenten Yoon Seok-yeol beim anschließenden „Korean Space Forum“ unterstrichen – ein Termin, der allerdings unter Ausschluss der Presse stattfindet. Aus offiziellen Kreisen heißt es, Sicherheitsbedenken seien dafür ausschlaggebend.
Mit der koreanischen Ministerin für kleinere und mittlere Unternehmen und Start-ups Lee Young wurde anschließend das Wirtschaftsseminar eingeläutet. „Luxemburg ist das Singapur Europas“, ist ein Vergleich, der bei den anwesenden koreanischen Unternehmern ein anerkennendes Nicken hervorruft. Luxemburg soll für koreanische Unternehmen ein Ausgangspunkt und Sprungbrett auf den europäischen Markt bilden. Umgekehrt ebenso: Start-ups aus Luxemburg soll durch eine nähere Kooperation der Sprung nach Korea und den asiatischen Markt vereinfacht werden. Mit 500 Start-ups steht Luxemburg in Europa ganz an der Spitze: In keinem anderen europäischen Land gibt es, verglichen mit der Einwohnerzahl, so viele Start-ups.
Konkrete Projekte
Wie diese Kooperation konkret aussehen könnte, verrät Raphaël Frank, Forscher am „Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust“ (SnT), später am Abend auf dem Empfang. „Das ist einer der Gründe, warum ich mit nach Südkorea gekommen bin“, so Frank. „Noch haben wir nämlich keine koreanischen Partner.“ Man habe aber bereits „sehr gute Gespräche“ geführt, sodass demnächst Partnerunternehmen gefunden werden könnten.
Als Beispiel, wie sich eine Kooperation entwickeln könnte, nennt der Luxemburger Forscher ein koreanisches Unternehmen, das auch am Wirtschaftsseminar am Montagnachmittag teilgenommen hat. „Seoul Robotics ist ein Unternehmen, aus dem sich eine Partnerschaft entwickeln könnte“, meint Frank. Seoul Robotics sei bereits in Europa vertreten und auch Luxemburg könnte für das koreanische Unternehmen interessant sein. Seoul Robotics entwickelt Software für Sensortechnologien – und ist laut Frank „auf einer sehr innovativen Schiene“ unterwegs. „Sie wären zum Beispiel ein perfekter Partner für unsere Rechercheprojekte.“
Überraschungsei
Wenn bei beiden Parteien Interesse besteht, ist die Projektfinanzierung eine der entscheidenden Fragen. „Das Luxemburger Wirtschaftsministerium hat ein Subventionsprogramm geschaffen, das aber nur dann greift, wenn das Unternehmen sich in Luxemburg niederlässt“, sagt Raphaël Frank. Das SnT sei auf solche Partnerschaften angewiesen, um ihre „impaktorientierte“ Recherche weiterzutreiben. Der Luxemburger Forscher hat sich während des Empfangs kurz Zeit genommen, um dem Tageblatt Rede und Antwort zu stehen.
Ein Bereich, in dem solche Projektpartnerschaften laut Programm der Handelskammer angekurbelt werden sollen, ist der Bereich der „Smart City“. Auch deshalb steht am Mittwoch ein Besuch einer „Smart City“- Anlage auf dem Programm. „Ich mache mir weder Hoffnungen, noch hege ich große Erwartungen“, gibt Raphaël Frank zu Protokoll. Er wolle sich überraschen lassen, was der Besuch schlussendlich zu bieten habe. Aber: „Wir haben bisher ausschließlich interessante Unternehmen getroffen.“
Letztendlich müsse aber auch er erst in Erfahrung bringen, was in der Absichtserklärung stehe. Das „Korea Advanced Institute of Science & Technology“ (KAIST), mit dem Luxinnovation das MoU unerzeichnet habe, sei aber ein „exzellentes Recherchezentrum“. Er selbst habe noch ein paar Kontakte dort, die er nun wieder auffrischen wolle. „Was für Perspektiven uns diese Absichtserklärung letzten Endes ermöglicht, muss ich aber auch erst bei Luxinnovation nachfragen“, sagt Raphaël Frank, bevor er sich wieder unter die Menge mischt.
- Von Dynamik und Statik: Xavier Bettels Europa- und Außenpolitik braucht neue Akzente - 19. November 2024.
- CSV und DP blicken auf ereignisreiches Jahr zurück - 18. November 2024.
- „déi Lénk“ sieht von „Interessenkonflikten durchsetzte“ Institution - 13. November 2024.
Singapurische Zustände in Luxemburg?
Beton soweit das Auge reicht? Wolkenkratzerschluchten ohne Sonnenlicht….?
4000€ Miete für 8qm?
NEIN DANKE!
Leider scheint das das mittelfristige Ziel der Entscheidungsträger.
Nix wie weg!