Der Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), Werner Hoyer, hat die Wirtschaft für ihre zaghaften Reaktionen auf den Klimawandel kritisiert. Er verstehe die Furcht vor dem Verlust von Arbeitsplätzen, sagte Hoyer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Aber es muss sich auch mancher Verantwortliche in der Wirtschaft fragen lassen, ob er nicht die Entwicklung verschlafen hat.“

Dass die Umstellung der Automobilindustrie auf Elektromobilität mit Batterien, Brennstoffzellen oder Wasserstoffantrieb „Riesenauswirkungen vor allem auf die Zulieferer“ haben werde, sei doch „seit 15 oder 20 Jahren glasklar“, sagte Hoyer. „Aber anstatt darauf einzugehen, haben viele erst mal abgewartet.“

„Neue Wege gehen“

Der EIB-Präsident fügte hinzu, er sei deshalb „sehr misstrauisch, wenn jetzt Forderungen aus der Wirtschaft kommen, den Status quo zu erhalten“. „Wir müssen neue Wege gehen“, mahnte Hoyer. Natürlich sei der industrielle Umbau beispielsweise in Nordrhein-Westfalen schmerzhaft und habe viele Arbeitsplätze gekostet. „Niemand wird über Nacht vom Bergmann zum Chef eines digitalen Start-ups“, sagte Hoyer.

Der Umbau zur Klimaneutralität könne aber „gelingen, wenn man den Willen dazu hat“. Hoyer berichtete, sein Vater habe „in der Hochzeit des Ruhrgebiets jeden als Träumer abgetan, der von einem blauen Himmel über der Ruhr sprach. Aber heute gibt es ihn.“

Green Deal

Die Europäische Investitionsbank ist die Entwicklungsbank der Europäischen Union mit Sitz in Luxemburg. Die EIB will bis 2030 eine Billion Euro mobilisieren, damit der Kontinent bis zum Jahr 2050 klimaneutral ist. So sieht es der sogenannte Green Deal der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen vor.

Mitte November hatte die EIB verkündet, dass sie ab 2022 keine Erdgas-Projekte mehr unterstützt. Aus der Förderung von Kohlekraftwerken ist die Entwicklungsbank schon vor längerem ausgestiegen.

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