Esch 2022 / „Europe goes Scuffelingen“: Europa zu Gast in Schifflingen
Wenn es um das Eurofestival geht, dann ist Roland Schreiner so etwas wie der Mann der ersten Stunde. Am Samstag fällt der Startschuss zur Esch2022-Version unter der Bezeichnung „Europe goes Scuffelingen“. Schifflingens Ex-Bürgermeister ist der Präsident des Organisationskomitees.
Zum dritten Mal nach 2003 und 2013 gastiert das European People’s Festival (EPF), kurz Eurofestival, in Schifflingen. Eigentlich sollte es in der Logik der bisherigen Ausgaben wieder im Jahr 2023 hierzulande stattfinden, doch wegen Esch2022 wurde es vorgezogen. Zusammen mit der „So vum Marxeweier“ ist das Festival vom 23. bis zum 29. Juli das Hauptprojekt Schifflingens im Kulturjahr.
Die erste Ausgabe des Eurofestivals fand 1992 im belgischen Libramont statt. Roland Schreiner war damals im Schöffenrat und mit der Aufgabe betraut, eine Delegation aus Schifflingen auf die Beine zu stellen. „In Libramont begann alles. Einige Leute hatten dort die Idee, neben dem ‚großen’ Europa der Politik und Wirtschaft ein ‚kleines’ Europa für die Menschen zu schaffen, in dem das Zusammensein und das Feiern im Vordergrund stehen“, erinnert sich Schreiner. Eine der treibenden Kräfte aus Libramont arbeitete damals im Esch-Schifflinger Stahlwerk. Er kontaktierte die Nachbargemeinden, ob sie Interesse an einer Teilnahme hätten. Im Gegensatz zu Esch hatte Schifflingen Interesse und wurde so Mitglied im EPF. „Wir sagten uns damals, komm’, wir probieren das. Libramont ist nicht weit entfernt, also waren keine großen Kosten mit einer Teilnahme verbunden. Wir haben unsere Vereine mobilisiert und dann teilgenommen. Alle waren begeistert, die Veranstaltung ein Riesenerfolg. Also haben wir weitergemacht.“
Das Konzept war folgendes: Der Organisator lud Delegationen aus den 12 Gründerstaaten der EU (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien, Österreich) zu einem europäischen Festival ein. Sie sollten sich in sportlichen und kulturellen Wettkämpfen messen und abends ganz im Sinne der Völkerverständigung zusammen feiern. Städte mit einer Einwohnerzahl von ca. 10.000 Menschen waren visiert. Noch während der Premiere beschlossen die Delegationen, aus dem Eurofestival ein jährliches Event zu machen. Mit dem European People’s Committee wurde ein Dachverband gegründet.
2003 erstmals in Schifflingen
1993 fuhren die Schifflinger mit dem Bus ins schottische Dunoon. Die Gemeindeverantwortlichen hatten beschlossen, die Unkosten zu tragen. Seitdem ist das European People’s Festival fester Bestandteil im Schifflinger Kalender. Im Laufe der Jahre kamen mit Polen, Litauen und Lettland weitere Länder hinzu. 2003 fand die erste Auflage in Luxemburg statt, Roland Schreiner war inzwischen Bürgermeister. 2013 gaben sich die Delegationen erneut ein Stelldichein im Süden Luxemburgs. „Wir hatten stets Glück mit dem Wetter“, erinnert sich Schreiner, „ich hoffe, das wird auch diesmal so sein. Denn damit steht und fällt das Ganze“.
„Europe goes Scuffelingen“, heißt die diesjährige Ausgabe. Scuffelingen hieß Schifflingen, als es zwischen den Jahren 795 und 798 n. Chr. erstmals schriftlich erwähnt wurde. Der doch außergewöhnliche Name des Festivals ist der Aufnahme ins Programm der europäischen Kulturhauptstadt geschuldet. Jedenfalls wird ab Samstag aus RemixCulture RemixEurope. Denn an diesem Tag kommen die Delegationen aus dem Ausland in Schifflingen an. Es wird eine Willkommensparty geben, ehe am Sonntag ab 15.00 Uhr mit dem Umzug durch das Schifflinger Zentrum das Festival offiziell eröffnet wird. Ab Montag stehen dann die Wettbewerbe auf dem Programm, wobei am Mittwoch pausiert wird. Im Sport (Fußball, Basketball, Tischtennis, Indiaca und Pétanque), der Kultur (Fotowettbewerb, Straßentheater, Kostümwettbewerb) und der Gastronomie (Kochwettbewerbe) gibt es Medaillen zu vergeben. Die Addition der Wettbewerbsresultate ergibt dann einen Schlussgewinner. Die Abschlussfeier ist für kommenden Freitag um 17.00 Uhr programmiert.
Während die sportlichen Wettbewerbe in den Strukturen der jeweiligen Vereine stattfinden, bündeln sich die kulturellen Veranstaltungen am Schifflinger Kiosk. Dort ist auch das Cre’Eat-Village angesiedelt. Das Epizentrum des Festivals ist das Eurovillage im Stadtzentrum, das tagtäglich von 18.00 bis 24.00 Uhr geöffnet hat. Dort steht die Hauptbühne, auf der ab Samstag pro Abend mindestens zwei Konzerte stattfinden. Rundherum befinden sich die Stände und Buden.
Reduziertes Teilnehmerfeld
Hier werden sich auch die einzelnen Delegationen präsentieren. 14 sollten kommen, allerdings haben Portugal, Schottland und Italien ihre Teilnahme abgesagt. Die Pandemie spielt dabei eine große Rolle, aber auch finanzielle Gründe. Andere kommen mit verkleinerten Delegationen nach Schifflingen, sodass sich die Teilnehmerzahl aus dem Ausland auf rund 300 reduziert. „Das ist schade, weil es ja eine spezielle Ausgabe ist. Aber es ist auch nicht zu ändern. Unsere Asbl. wird zu 100% von der Gemeinde unterstützt und finanziert. Das ist in anderen Ländern nicht der Fall“, so Roland Schreiner.
Untergebracht sind die Delegationen in der Lydie-Schmit- und der Nelly-Stein-Schule. Sie schlafen dort auf Feldbetten, die die Luxemburger Armee zur Verfügung stellt. Die Mehrzweckhalle wird während des Eurofestivals als Kantine umfunktioniert. „Das ganze Festival ist eine große logistische Herausforderung“, sagt Roland Schreiner. Fast die gesamte Schifflinger Vereinswelt hat sich mobilisiert, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Genau wie die Gemeindedienste. Die Delegationen bekamen ans Herz gelegt, ihre Teilnehmer vor der Anreise auf das Covidvirus zu testen. Corona-Schnelltests stehen in Schifflingen ausreichend zur Verfügung. Im Falle eines positiven Befunds während des Festivals gibt es die Möglichkeit, die Betroffenen in der Albert-Wingert-Schule zu isolieren.
Es ist demnach an alles gedacht, die Spiele können beginnen. Für etwas Unmut bei den Organisatoren sorgte in den letzten Tagen allerdings die von der Gemeinde in Partnerschaft mit einer privaten Firma im „Schëfflenger Haff“ betriebene „Summerbar“, die heute offiziell eröffnet wird. Man empfindet sie als unnötige Konkurrenz für die Stände auf dem Eurofestival.
- Neue Spielplätze sind nicht öffentlich zugänglich – Fragen zu Auslandsreisen und frEsch - 10. Januar 2025.
- Einstweilen nicht weit her mit der neuen Transparenz in Esch - 10. Januar 2025.
- Parkplatzsperrung erregt Gemüter im Bruch-Viertel, Gemeinde beschwichtigt - 9. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos