Migrationszentrum Düdelingen / Ex-Präsident veruntreute 121.000 Euro aus der Vereinskasse
Im Herbst 2023 platzte die Bombe. Der damalige Präsident des Migrationszentrums in Düdelingen gab zu, Geld aus der Kasse der ASBL veruntreut zu haben. Rund 121.000 Euro, wie heute behauptet wird. Ein Großteil sei inzwischen zurückbezahlt worden. Der moralische Schaden sei groß, heißt es im Verein.
Endlich. Es bedurfte mehrerer Anläufe, bis es am Mittwochabend zur Generalversammlung des Zentrums für Migrationen (CDMH) kam. Wobei Generalversammlung etwas zu harmlos klingt. Hinter der Überschrift „Bilanz und Ausblick“ versteckt sich nämlich eine handfeste Krise, welche die 1993 gegründete Vereinigung in ihren Grundfesten erschütterte.
Es geht um die Veruntreuung von Geld aus der Vereinskasse. Viel Geld. Bedient hat sich der frühere Präsident der ASBL. Das hat er in einer Selbstanzeige bei der Polizei und gegenüber seinen Vereinskollegen im Herbst 2023 zugegeben.
Alles in allem soll es sich, nach externer Überprüfung der Konten, seit 2010 um 121.000 Euro handeln. 100.000 Euro seien inzwischen von einem Familienmitglied zurückerstattet worden. 21.000 Euro stünden demnach noch aus. Auch die wolle man zurückhaben, so die Vereinsverantwortlichen.
Wie und warum?
Wie konnte das geschehen, warum hat er das gemacht? Solche und andere Fragen lagen am Mittwoch im Vereinslokal im Bahnhof „Usines“ in Düdelingen in der Luft. Zunächst das Wie: „Er hat uns erklärt, er würde Geld in einen Reservefonds transferieren“, sagt ein Vorstandsmitglied: „Das schien uns plausibel.“ Plausibel auch, weil man großes Vertrauen in den damaligen Präsidenten gehabt habe. „Er hat das Zentrum gegründet, sich stets unentgeltlich eingesetzt“, heißt es. Obendrein habe er, um dem Verein Geld zu sparen, selbst die Buchhaltung übernommen. Da sei man vielleicht etwas blauäugig gewesen, sagen Vereinsverantwortliche. „Das war ein Fehler!“ Nachher sei man immer schlauer. In Zukunft würde das dank externer Finanzkontrolle nicht mehr passieren.
Dann die Frage nach dem Warum. Die Vorstandsmitglieder geben an, nicht zu wissen, warum ihr ehemaliger Präsident das Geld abgezweigt und wofür er es verwendet habe. Für Luxusausgaben, um ein schöneres Leben zu führen, scheint nicht der Grund gewesen zu sein. Er habe einen bescheidenen Lebensstil gepflegt, heißt es. Seltsam muten andere Informationen an, die dem Tageblatt zugetragen wurden. Der ehemalige Präsident habe je nach Stand der Vereinskasse auch mal Geld zurückbezahlt. Aus der Reserve, wie er dann stets versicherte.
All das sei „gut“ gegangen, heißt es, bis zu jenen Tagen im Herbst 2023, als durch die Kosten eines größeren Ausstellungsprojektes das Geld fehlte, um die Löhne der beim Migrationszentrum Beschäftigten zu zahlen. Als der damalige Präsident gebeten worden sei, die Löhne doch aus der Reservekasse zu begleichen, habe er erklärt, es sei keine Reserve mehr vorhanden. Daraufhin sei er als Präsident zurückgetreten.
Neuer Anlauf
Erst im März 2024 kam das Ganze an die breite Öffentlichkeit. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft. Sowohl das Migrationszentrum als auch die Gemeinde Düdelingen und das Kulturministerium haben Klage eingereicht. Die beiden letzteren subventionieren die Arbeit des Zentrums und haben Ende vergangenen Jahres auch dafür gesorgt, dass letztendlich die Löhne bezahlt werden konnten.
Die Generalversammlung musste wie erwähnt mehrmals verschoben werden. Das habe daran gelegen, so die Verantwortlichen des Zentrums, dass die Treuhandgesellschaft, die mit der Prüfung der Konten des CDMH für das letzte Jahrzehnt beauftragt war, sich durch viele Unterlagen wühlen musste. „Es ging darum, das genaue Ausmaß der Katastrophe beziffern zu können.“
So weit die Bilanz, was das unrühmliche Verhalten des ehemaligen Präsidenten anbelangt. Der neue Vorstand um Präsidentin Antoinette Reuter ist gewillt, mit vereinten Kräften nach vorne zu blicken. Die Unterstützung von Mitgliedern, Ministerium und Gemeinde scheint das Migrationszentrum zu haben. An konkreten Projekten mangelt es offensichtlich auch nicht. Welche das sind, werden wir demnächst beleuchten.
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