Wetter / Extreme Regenmengen durch „5B-Tief“: Wetterexperte Philippe Ernzer über die Lage in Österreich
Extreme Niederschläge sorgen derzeit für katastrophale Zustände in Österreich und seinen Nachbarländern. Wetterexperte Philippe Ernzer hat mit dem Tageblatt über die Ursachen des Starkregens gesprochen.
Heftige Regenfälle haben am Wochenende nicht nur weite Landstriche in Österreich und seinen Nachbarländern überflutet, sondern auch mehrere Personen das Leben gekostet. Wo vor einer Woche noch sommerliche Temperaturen herrschten, müssen die Menschen nun ihre Häuser verlassen. Wetterexperte Philippe Ernzer erklärt im Gespräch mit dem Tageblatt, wie es innerhalb von wenigen Tagen zu einer solchen Katastrophe kommen konnte.
Bei dem aktuellen Tiefdruckgebiet handelt es sich laut Ernzer um ein sogenanntes „5B-Tief“ – also ein Tief, das vom Ligurischen Meer aus in Richtung Italien zieht, weiter über die Adria bis nach Österreich, Polen und in den östlichen Raum. „5B-Tiefdruckgebiete sind bekannt dafür, dass sie viel Regen mit sich bringen“, sagt Ernzer. Dies komme zum Teil auch dadurch, dass das Mittelmeer sehr warm ist – in diesem Jahr habe es sogar Rekordtemperaturen erreicht.
Das Tief sauge warme Luftmassen in sich auf, welche auf der anderen Seite gegen die Berge gedrückt werden. Dadurch würden dann immer wieder neue Wolken und Niederschläge entstehen. Je nachdem, wo das Tief hinziehe, könne es schlimmstenfalls zu einer Katastrophe kommen, wie wir sie im Moment erleben.
Aktuell bereits 300 Liter
„Es ist möglich, dass insgesamt 400 bis 500 Liter Regen in nur ein paar Tagen fallen, hauptsächlich in Österreich und den umliegenden Gebieten“, meint Ernzer. Aktuell seien es bereits ungefähr 300 Liter. Zum Vergleich: Im Norden Luxemburgs komme es innerhalb eines Jahres zu ungefähr 1.000 Litern Niederschlag. Aktuell habe es also innerhalb weniger Tage so viel geregnet, wie dort in einem halben Jahr.
Am Montag muss sich Österreich laut Ernzer noch auf weitere Niederschläge einstellen, stellenweise werde mit 130 Litern gerechnet. Ab dem kommenden Dienstag werde der Regen dann aufhören und Platz für sonniges Wetter machen. Die Gefahr sei damit jedoch noch nicht vorüber. Denn: Bis das Wasser abgelaufen ist, kann „noch viel passieren“, etwa durch offengelegte Strom- und Gasleitungen, umher schwimmende Gegenstände oder auch offene Gullydeckel. Die Leute sollten weiterhin vorsichtig bleiben und diese Gefahren nicht unterschätzen.
Frühe Meldungen bewahrten vor Überraschung
Ernzer zeigt sich zudem erleichtert darüber, dass es bereits früh Meldungen über die potenziell katastrophale Situation gegeben hat – trotz Vorwürfen der Panikmache: „Es hat einen Grund, warum so früh bereits so viel darüber berichtet wurde.“ Bei der Ahrtal-Katastrophe im Jahr 2021 hätten nur vereinzelte Quellen im Vorfeld gewarnt – dadurch seien die Menschen überrascht worden.
Bei diesem als „Jahrhundertkatastrophe“ bezeichneten Vorfall kamen 135 Menschen ums Leben – laut Ernzer fielen damals 200 Liter Niederschlag. Diese seien in der aktuellen Situation bereits überschritten.
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