Exzellent vorbereitet / Die besten Abiturienten des allgemeinen Sekundarunterrichts verraten ihren Schlüssel zum Erfolg
Die Schule ist aus und es sind Sommerferien in Luxemburg. André Rodrigues Queirós und Laura Weier haben allerdings schon länger frei, denn als Abiturienten haben sie ihre letzte Prüfung bereits Mitte Juni abgelegt. Erfolgreich – denn mit je einem Gesamtnotendurchschnitt von 56 Punkten auf dem Endzeugnis sind sie der beste Primaner und die beste Primanerin des Landes im allgemeinen Sekundarunterricht. Eine ähnliche Vorgehensweise hat ihnen offenbar zu den exzellenten Schulabschlüssen verholfen.
Ein kleiner Hörsaal im Düdelinger „Lycée Nic Biever“ (LNB): In der dritten Reihe des Raumes sitzt hinter der beigen Tischplatte und auf einem herausklappbaren Stuhl André Rodrigues Queirós. Für ein Gespräch mit der Presse ist der 19-Jährige aus Rümelingen noch einmal in seine nun ehemalige Schule gekommen – denn als Abiturient hat er bereits seit rund einem Monat frei. Inzwischen weiß der Schulabsolvent der Sektion des Ingenieurwesens (GIG): Zusammen mit einer Schülerin aus dem Schengen-Lyzeum hat er bei den Abschlussexamen im „Enseignement secondaire général“ am besten abgeschnitten. Mit einem Gesamtschnitt von 56 aus 60 möglichen Punkten.
„Ich weiß nicht, wie das passiert ist – ich habe einfach nur gelernt. Ich dachte, dass bei so vielen Schülern bestimmt jemand besser sein wird“, erklärt André grinsend. Insgesamt 1.936 Kandidatinnen und Kandidaten waren im „Général“ zu den alles entscheidenden Prüfungen eingeschrieben. Sieben Klausuren hat der Primaner geschrieben, hinzu kommen zwei mündliche. Von seinem exzellenten Resultat hat er zu Hause erfahren. „Ich wusste, dass das Ergebnis online gestellt wird und habe immer wieder die Seite neu geladen.“
Ziele haben
Physik mag er gerne, ebenso Englisch. Deshalb würde er am liebsten für ein Studium der Physik in ein englischsprachiges Land gehen. Wegen der hohen Immobilienpreise sei England aber zu teuer. „Gerne würde ich nach Dublin gehen. Große Städte finde ich cool“, sagt André über seine Zukunftspläne. Wenn alles klappt, könnte er dort gemeinsam mit seinem Cousin hingehen. Außerdem hat er sich an der Universität in Luxemburg, aber auch an welchen in Deutschland beworben. „Und wahrscheinlich in Portugal – da habe ich Familie – aber da muss ich mich noch um die Anmeldung kümmern“, erklärt der junge Mann mit luxemburgischer und portugiesischer Nationalität.
Er wird abwarten müssen, von wo dann Zusagen kommen werden. Allerdings hofft er, dass die guten Noten die Suche nach einer Universität erleichtern werden – auch ein Grund dafür, warum er sich in den vergangenen Monaten bemüht und sich schon während des Jahres auf die einzelnen Prüfungen gut vorbereitet hat. Zum Teil auch, weil er musste. „In Mathe mussten wir für jede Klausur die ganze Theorie lernen – auch aus den vorherigen Kapiteln. Das hat zwar genervt, aber eigentlich war es gut von unserem Prof. Denn vor den Examen musste ich mir die Theorie so nur kurz ansehen und wusste dann schon alles“, erklärt der junge Mann, der in der Freizeit gerne Filme schaut, Spiele spielt oder mit Freunden unterwegs ist.
Viel wiederholen
Von Anfang des Schuljahres dabei sein und viel wiederholen – so in etwa lässt sich auch das Erfolgsrezept von Laura Weier zusammenfassen. Genau wie André hat auch die Primanerin des Deutsch-Luxemburgischen Schengen-Lyzeums in Perl dank guter Vorbereitung einen exzellenten Schulabschluss mit einem Gesamtschnitt von 56 Punkten hingelegt. „Etwa drei bis vier Tage vor einer Klassenarbeit habe ich mir jedes Kapitel in Stichpunkten zusammengefasst und das dann auswendig gelernt“, erklärt sie. Diese hat die 19-Jährige aus Grevenmacher dann vor den Examen am Ende des Schuljahres gut wiederholt. „Ich musste dann alles eher nur auffrischen. Das vom Anfang des Jahres saß natürlich nicht mehr so gut.“
Geholfen hat der Abschlussschülerin der Sektion „Gestion – Division administrative et commerciale“ auch, während des Schuljahres im Unterricht aufzupassen. „Ich muss ja ohnehin zur Schule gehen und kann in der Zeit nichts anderes machen. Dann kann ich auch zuhören“, so die pragmatische Feststellung von der Primanerin. Sie rät einerseits dazu, die finalen Klausuren nicht zu unterschätzen. Sagt rückblickend aber auch: „Stressen sollte man sich auch nicht. Besonders vor dem ersten Examen ist es mir schwergefallen, mich zu beruhigen. Ich habe mir dann aber gesagt, dass ich beim Lernen mein Bestes gegeben habe und jetzt ohnehin nichts mehr ändern kann.“ Sie selbst sei das beste Beispiel dafür, dass ein Gelingen machbar sei.
An sich glauben
Denn laut eigener Aussage war die 19-Jährige bis zur neunten Klasse nicht wirklich gut in der Schule, war gar eine der Klassenschlechtesten. Sie erinnert sich: „Damals habe ich gesagt, ich werde niemals Abi machen. Doch in der Zehnten oder Elften hat es ‚Klick‘ gemacht. Ich wurde mir bewusst, dass ein guter Abschluss nützlich sein kann. Da kamen aber auch neue Fächer hinzu, die ich vorher nie hatte.“ Das Interesse an Betriebs- sowie Volkswirtschaftslehre und ihre Willenskraft helfen dabei, dass die Noten besser werden. „Dass ich jetzt eine der Besten bin, ist für mich komisch. Aber das zeigt ja, dass es nicht für immer sein muss, wenn man mal schlecht in der Schule ist“, so die Absolventin von sechs schriftlichen und zwei mündlichen Examen.
Erfahren hat sie von ihrem Bestehen bei einem gemütlichen Tag mit einer Freundin im Park von Luxemburg-Stadt. Gemeinsam haben die jungen Frauen dort online ihre Ergebnisse abgerufen. Und wie geht es nun weiter? Trotz ihres Interesses an den Fächern rund um das Thema Wirtschaft kann sie sich nicht wirklich vorstellen, ihr Leben lang in diesem Bereich zu arbeiten. „Ich werde wahrscheinlich Psychologie studieren gehen. Aber zuerst will ich für ein paar Monate arbeiten und dann mit dem Geld reisen“, erzählt Laura. Wahrscheinlich wird sie in Europa auf die Reise gehen – einen festen Plan gibt es noch nicht. Wie bei André wird sich noch zeigen, was die Zukunft für sie bereithält. Aber bestimmt werden die bodenständigen und auch zielstrebigen jungen Menschen ihren Weg gehen.
Die Zahlen zum Schuljahr 2021/2022
André Rodriques Queirós und Laura Weier haben das letzte Schuljahr mit der „Mention excellent“ abgeschlossen und zählen damit zu den elf Schülern beziehungsweise Schülerinnen des „Enseignement secondaire général“, die in diesem Jahr einen Notendurchschnitt von mindestens 52 – oder mehr – Punkten hatten. Hinzu kommen laut einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung vom Bildungsministerium 105 exzellente Abschlüsse im klassischen Sekundarunterricht. Insgesamt 3.483 junge Menschen sind in diesem Jahr zu den alles entscheidenden Prüfungen angetreten, 2.612 davon haben die „Première“ nach dem ersten Anlauf in der Tasche – also 75 Prozent. Insgesamt 16 Prozent müssen im Herbst wieder zu Nachprüfungen antreten. Durchgefallen sind indes neun Prozent. Übrigens: Nachdem die Sommerferien für mehr als 43.000 Schülerinnen und Schüler der öffentlichen Lyzeen in Luxemburg bereits während der Woche begonnen haben, sind nun auch die rund 53.000 Jüngeren aus den Grundschulen dran. Denn mit dem 16. Juli haben die Sommerferien offiziell begonnen. Das gilt auch für mehr als 4.600 Lehrerinnen und Lehrer in den Lyzeen sowie rund 6.600 in den Grundschulen.
Hinweis: In einem weiteren Artikel zum Thema werden in der kommenden Woche die beste Primanerin und der beste Primaner des „Secondaire classique“ im Tageblatt vorgestellt.
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