Luxemburg-Stadt / „Exzellente Finanzlage“: Schöffenrat verteidigt seinen Haushaltsentwurf
Ungerechtfertigt findet der hauptstädtische Schöffenrat die Kritik, die es nach der Präsentation der Haushaltsvorlage fürs kommende Jahr hagelte. Die Opposition hatte „zu wenige Investitionen“ und „nur wenig Konkretes“ bemängelt.
„Das hier war das schnellste Comeback in der Geschichte des hauptstädtischen Gemeinderats“, eröffnete der neue Finanzschöffe Laurent Mosar (CSV) am Montag die Diskussion um die Haushaltsvorlage für das kommende Jahr. Denn nachdem andere Parteimitglieder bei der Gemeindewahl im Juni mehr Stimmen erhalten hatten, musste er seinen Platz im Schöffenrat räumen und die Sitzungen als Ratsmitglied mitverfolgen. Durch die neue Verantwortung des bisherigen Ersten Schöffen Claude Wilmes (CSV) als Minister wurde für die CSV nun wieder ein Sitz auf dem vorderen Podium am „Knuedler“ frei. Und den besetzt jetzt Laurent Mosar. Er ist dann auch wieder für den ihm vertrauten Bereich der Finanzen zuständig.
Und freute sich in der Funktion über die „exzellente Finanzsituation“ der Stadt. Damit reagierte er auf die Kritik, die die blau-schwarze Mehrheit nach der Präsentation des 400 Seiten langen Haushaltsentwurfs von der Opposition erhalten hatte. Sie bemängelte die vorsichtige Finanzpolitik von DP und CSV und forderte, dass mehr Ausgaben für konkrete Projekte eingeplant werden müssten. Erwartungsgemäß verteidigte der Finanzschöffe das Präsentierte und erinnerte sich an seine Zeit als jüngeres Ratsmitglied, als die Stadt zu einem Moment Darlehen aufnehmen musste, um den Angestellten ihre Gehälter auszahlen zu können. „Ich hoffe, dass wir nie wieder in eine solche Situation kommen“, unterstrich Laurent Mosar.
Über eine Milliarde Reserven
Mit dem Sparkurs und Reserven von mehr als 1,2 Milliarden Euro (Stand 1.12.2023) wird Laurent Mosar zufolge ein weiterer Zweck verfolgt: „Wir legen diese an, weil wir große Projekte umsetzen wollen. Wenn wir die realisieren wollen, benötigen wir die Reserven.“ Dass die Opposition dem Schöffenrat wegen mangelnder Investitionen in den Wohnungsbau gar Ambitionslosigkeit vorwarf, hat Laurent Mosar laut eigener Aussage getroffen. Er wies darauf hin, dass für das kommende Jahr insgesamt 145 Millionen Euro für den Kauf von Grundstücken und weitere 27 Millionen für den von Gebäuden eingeplant sind.
Der Finanzschöffe ging dann auch auf die Kritik von Rat Tom Weidig (ADR) ein, der am vergangenen Freitag das Wachstum der Gemeinde infrage gestellt und den Schöffenrat gefragt hatte: „Warum wollen Sie noch mehr Einwohner?“ Darauf antwortete Mosar nun mit einer Gegenfrage: „Wie stellen Sie sich das vor, wenn wir hier in der Stadt kein Wachstum mehr haben?“ Denn die hohen Ambitionen seien ohne eine größer werdende Bevölkerung nicht umsetzbar.
Kritik gab es aber auch wegen der geplanten bzw. vor allem der eben nicht geplanten Investitionen bezüglich Klimawandel und Energiewende. Auch die will der Schöffenrat nicht auf sich sitzen lassen. So werden laut Schöffin Simone Beissel (DP) keine neuen Bauten genehmigt, wenn kein klares Energiekonzept vorliegt. Sie erwähnte außerdem die Installation von Wärmepumpen, aber auch von Fotovoltaik. Was Letzteres angeht, wird aktuell geprüft, wo überall diese auf Gemeindegebiet zum Einsatz kommen kann.
Emissionsfreier Fuhrpark
Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) ging dann auf den städtischen Fuhrpark ein, der in den kommenden Jahren zu 100 Prozent emissionsfrei werden und um 20 Prozent ausgeweitet werden soll. Aktuell umfasst dieser 950 Fahrzeuge – darunter mehr als 200 Autos, 50 Kleintransporter, 180 größere Transporter, 120 Lastwagen und 130 Busse. Auch der Erste Schöffe Maurice Bauer (CSV) wollte die Kritik im Bereich Umwelt nicht so stehen lassen und wies u.a. auf geplante Investitionen für Projekte hin, die den Aufbau einer Datenbank zur CO2-Bilanzierung erlauben sollen.
Ein Freibad für die Stadt
Die Hauptstadt soll wieder ein eigenes Freibad bekommen – das ist immer mal wieder in den Gemeinderatssitzungen am Rande Thema. Auch am Montag gab es dazu ein Update. „Das ist ein inniger Wunsch des aktuellen Schöffenrats. Wir wissen, was wir wollen, und wissen, was wir brauchen. Aber leider fehlt noch ein Grundstück“, sagte Sportschöffin Simone Beissel (DP) in ihrer Rede zum Haushaltsentwurf 2024. Aktuell laufen Gespräche, um ein solches zu kaufen. Im Bericht zur Haushaltsvorlage ist übrigens zu lesen, dass der Plan eines Freibads am Stadtrand aktuell ist. Mehr Informationen gibt es in dem Dokument dazu allerdings nicht.
Gegen Ende der Diskussion stellte Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) fest, dass das Budget „nicht nur Zahlen, sondern auch sehr viele Projekte“ enthalte. Und dass dahinter die Arbeit vieler Angestellter der Gemeinde stecke – denen die Bürgermeisterin, wie auch zahlreiche Ratsmitglieder zuvor, dankte. Die Haushaltsvorlage wurde am Ende mit den Stimmen der Mehrheit, bei Gegenstimmen von ADR, „déi gréng“, „déi Lénk“ und LSAP, angenommen. Wer mehr über die finanziellen Eckdaten für 2024 wissen will, findet das Dokument auf der Webseite vdl.lu unter „Haushalt“ in der Kategorie „Politisches Leben“.
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Bravo Herr Mosar für die Gegenfrage an die ADR. Der ADR scheint nicht zu verstehen wie man Reserven bekommen kann.