Hohe Preissteigerungen / EZB-Chefvolkswirt für weitere Zinserhöhungen
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hat sich für ein stetiges Voranschreiten auf dem eingeschlagenen Kurs der Zinserhöhungen ausgesprochen. Wie stark die nächste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Sitzung am 8. September ausfallen soll, sagte er nicht.
„Ein gleichförmiges Tempo – das weder zu langsam noch zu schnell ist – ist beim Schließen der Lücke hin zur Zins-Endrate aus mehreren Gründen wichtig“, sagte Lane am Montag laut Redetext auf einer Fachkonferenz in Barcelona. „Ein Anpassungspfad in multiplen Schritten in Richtung der Endrate erleichtert es auch, Korrekturen während des Kurses vorzunehmen, wenn sich die Umstände ändern“, erklärte er.
Am Wochenende hatten sich mehrere EZB-Währungshüter auf dem Geldpolitik-Symposium der US-Notenbank in Jackson Hole für einen erneuten großen Zinsschritt im September starkgemacht. Die EZB hatte im Juli im Kampf gegen die Inflation die Zinswende eingeleitet und dabei die Schlüsselsätze, anders als vorher in Aussicht gestellt, um kräftige 0,50 Prozentpunkte erhöht. Der Leitzins liegt damit aktuell bei 0,50 Prozent. Es war die erste Zinsanhebung seit elf Jahren. Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB ist am 8. September. Am Geldmarkt wird inzwischen auch auf eine sehr große Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte spekuliert – eine Anhebung um 0,50 Punkte ist bereits fest in den Kursen eingerechnet.
Welches Zinsniveau die EZB auf ihrem aktuellen Zinserhöhungskurs schließlich erreichen sollte, ist eine offene Frage. Manche EZB-Notenbanker hatten allerdings zuletzt gesagt, dass die Euro-Notenbank das neutrale Zinsniveau, das eine Wirtschaft weder bremst noch anheizt, in etwa gegen Jahresende oder Anfang nächsten Jahres erreichen sollte. Für den französischen Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau liegt dieses neutrale Zinsniveau in etwa zwischen ein und zwei Prozent.
Kurzfristig weiter hohe Inflation
In seinem Diskussionsbeitrag wies Lane außerdem darauf hin, dass kurzfristig weiter mit einer hohen Inflation zu rechnen sei. Zu den treibenden Faktoren zählte er insbesondere den starken Preisdruck bei Gas und Energie sowie Lebensmitteln. Auf der anderen Seite trügen beispielsweise ein Rückgang der Lieferengpässe und der Abschluss der Wiedereröffnungsphase der Wirtschaft nach der Pandemie mit der Zeit dazu bei, dass die Inflation wieder sinken werde. Die Herausforderung für die Geldpolitik sei, die Stärke und Hartnäckigkeit der Dynamiken hinter den hohen Inflationsraten zu bewerten.
Für den EZB-Chefvolkswirt ist das Risiko, dass die Inflation weiter steigt, derzeit stärker als die Wahrscheinlichkeit, dass sie nachlässt. Dennoch erwähnte der frühere irische Notenbank-Chef auch die Möglichkeit, dass die EZB aufgrund neuer Daten die Zinsen im Kampf gegen die Teuerung weniger stark erhöhen muss. „Dies könnte bei einer schrittweisen Vorgehensweise leichter gehandhabt werden“, sagte er.
Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Auf einem von der US-Notenbank organisierten Geldpolitik-Symposium in Jackson Hole in Wyoming hatten sowohl EZB-Direktorin Isabel Schnabel als auch die Notenbank-Chefs von Frankreich und Lettland, François Villeroy de Galhau und Martins Kazaks, für kraftvolle oder signifikante Schritte argumentiert. „Wir sollten offen dafür sein, sowohl 50 als auch 75 Basispunkte als mögliche Schritte zu diskutieren“, merkte etwa Kazaks im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Konferenz an. „Aus gegenwärtiger Sicht sollten es mindestens 50 sein“, sagte er.
Die Inflation ist zuletzt weiter gestiegen. Zudem nahm die Gefahr zu, dass sich die Inflationserwartungen vom Notenbankziel entfernen könnten. „In diesem Umfeld müssen die Zentralbanken kraftvoll handeln“, sagte Notenbank-Direktorin Schnabel auf dem Symposium. In einem Redebeitrag für eine Diskussionsrunde auf der Konferenz wies sie auf die Gefahr hin, dass Menschen beginnen, an der langfristigen Stabilität ihrer Währung zu zweifeln. „Je länger die Inflation hoch bleibt, desto größer ist das Risiko, dass die Öffentlichkeit das Vertrauen in unsere Entschlossenheit und Fähigkeit verliert, Kaufkraft zu bewahren“, sagte sie. Die Kosten dafür, sollte sich die derzeit hohen Teuerungsrate in den Köpfen festsetzen, seien unangenehm hoch, warnte sie. Währungshüter müssten daher ihre „starke Entschlossenheit“ zum Ausdruck bringen, die Inflation schnell zur Zielmarke zu bewegen.
Die Inflation war im Euro-Raum im Juli auf einen neuen Rekordwert von 8,9 Prozent gestiegen – in den drei baltischen Ländern liegt sie sogar inzwischen über der Marke von 20 Prozent. Lettlands Notenbank-Gouverneur Kazaks hält es inzwischen für sehr wahrscheinlich, dass die Euro-Zone in eine Rezession rutscht. „Bei dieser hohen Inflation wird es schwierig sein, eine Rezession zu vermeiden“, sagte er.
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Also, Gas wird teurer, Benzin auch, Nahrungsmittel auch, Autos sowieso, und Leute mit Darlehen kriegen von der EZB noch die Zinsen aufgedrückt. Korrekt!