Euroraum / EZB erhöht Zinsen zum fünften Mal in Folge und kündigt bereits nächsten Schritt an
Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit einer erneuten Zinserhöhung gegen die hohe Inflation und stellt schon für März die nächste Anhebung in Aussicht.
Auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr beschlossen die Währungshüter am Donnerstag, wie schon im Dezember die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt anzuheben. Der Leitzins im Euroraum steigt so auf 3,0 Prozent. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Geschäftsbanken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steigt dadurch auf 2,5 Prozent.
„Der EZB-Rat wird den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, indem er die Zinsen deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo anhebt“, erklärte die EZB. Sie stellte für die März-Zinssitzung eine weitere Anhebung um einen halben Prozentpunkt in Aussicht. Dann soll eine Bewertung des weiteren Kurses erfolgen.
Die Zinserhöhung der EZB fußt laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde auf einem breiten Konsens. Man habe gute Diskussionen im EZB-Rat geführt, sagte die Französin am Donnerstag. Dabei habe es auch allgemeine Übereinstimmung darüber gegeben, dass angesichts des weiterhin hohen Inflationsdrucks die Absicht einer weiteren Zinserhöhung im März gerechtfertigt erscheine. Wie dies kommuniziert worden sei, habe jedoch nicht „volle Übereinstimmung“ gefunden, räumte Lagarde ein und fügte an: „Jede Entscheidung ist Frucht eines Kompromisses.“
Keine Entwarnung bei Inflation
Die Teuerungsrate in der nach dem Beitritt Kroatiens auf 20 Länder angewachsenen Eurozone war im Januar auf 8,5 Prozent zurückgegangen, nach 9,2 Prozent im Dezember. Die Rate schwächte sich damit den dritten Monat in Folge ab. Den bisherigen Höhepunkt hatte sie im Oktober mit 10,6 Prozent erreicht. Auch in Luxemburg ist dieser Trend zu beobachten.
Die EZB hat bereits im Dezember ihr Zinserhöhungstempo etwas gedrosselt, nachdem sie sich im September und Oktober mit großen Schritten von jeweils 0,75 Prozentpunkten gegen eine ausufernde Inflation gestemmt hatte.
Doch die Währungshüter geben noch keine Entwarnung. Denn die Kerninflation, in der schwankungsreiche Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, verharrte zuletzt bei 5,2 Prozent. Die EZB treibt die Sorge um, dass sich die hohe Inflation verfestigen könnte und die langfristigen Inflationserwartungen aus der Spur geraten.
„Der Preisdruck bleibt stark“, sagte die Notenbankchefin am Donnerstag in Frankfurt. Die Löhne legten derzeit stärker zu. Darin spiegelten sich die robusten Arbeitsmärkte wider. Insgesamt seien die Risiken für eine noch höhere Inflation aber nicht mehr so ausgeprägt. Zuletzt habe sich die Lage ein wenig entspannt, weil die Energiepreise gefallen seien. Sollte dies anhalten, könnten die Inflationsraten auch schnell wieder fallen, dies sei aber nicht ausgemacht, so Lagarde weiter. Die EZB werde alles tun, um möglichst schnell das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Für Kreditnehmer bedeutet der höhere Leitzins jedoch auch ein weiterer Anstieg der zu zahlenden Zinsen.
Konjunktur besser als erwartet
Die Wirtschaft im Euroraum schlug sich zuletzt besser als gedacht und steuert damit vorerst nicht in Richtung einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Oktober bis Dezember um 0,1 Prozent zum Vorquartal – Fachleute hatten dagegen mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. Im Sommer hatte das Wachstum noch bei 0,3 Prozent gelegen. Im Gesamtjahr 2022 ergab sich damit immerhin ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent.
Das schwache Wachstum im vierten Quartal markiere eine spürbare Verlangsamung gegenüber der Konjunkturlage zur Mitte des vorigen Jahres, erklärte Lagarde am Donnerstag. Die EZB gehe davon aus, dass die Konjunktur auf kurze Sicht schwach bleibe. Doch habe sich die Wirtschaft insgesamt als widerstandsfähiger als erwartet erwiesen. Über die kommenden Quartale sei mit einer Erholung zu rechnen – auch vor dem Hintergrund zurückgehender Lieferkettenprobleme.
US-Notenbank schaltet einen weiteren Gang zurück
Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Fed mit ihrem Zinserhöhungskurs bereits weiter. Sie schaltete am Mittwoch angesichts einer abflauenden Inflation in den USA wieder einen Gang zurück. Die Federal Reserve setzte den Schlüsselsatz lediglich um einen Viertel Prozentpunkt nach oben – auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit kehrt nach einer Serie relativ aggressiver Zinsschritte wieder etwas Normalität in der Geldpolitik ein. Die Fed hat bereits im Dezember den Leitzins nur noch um einen halben Punkt angehoben. Die Teuerungsrate war im Dezember auf 6,5 von 7,1 Prozent im November gefallen. Der sechste Rückgang in Folge bietet der Zentralbank jetzt Spielraum für eine weniger scharfe geldpolitische Gangart. Die Fed sieht sich aber noch nicht am Ziel. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte, dass fortlaufende Zinserhöhungen angemessen seien, um die Inflation zurück zur Zielmarke von zwei Prozent zu bewegen.
IWF: Zinserhöhungen nicht zu früh beenden
Notenbanken sollten bei ihren Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zu früh das Tempo rausnehmen. Sie sollten klar an die Finanzmärkte kommunizieren, dass es wahrscheinlich nötig werde, die Zinsen länger hoch zu halten, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten IWF-Blog. Sollten die Notenbanken ihren Straffungskurs zu früh aufgeben, könne die Inflation schnell wieder anziehen, so die Befürchtung. Dem IWF zufolge zeigen historische Daten, dass hohe Teuerungsraten oft hartnäckig sein können, wenn sie nicht durch eine entschiedene Geldpolitik bekämpft werden. Zwar seien jetzt die Preisaufschläge für Güter vielfach zurückgegangen, nicht aber für Dienstleistungen. Dies werde bei stabilen Arbeitsmärkten voraussichtlich auch nicht so schnell passieren.
Bank von England hievt Leitzins auf vier Prozent
Im Kampf gegen die hohe Inflation treibt die Bank von England den Leitzins weiter nach oben. Wie an den Finanzmärkten erwartet, hob sie ihn am Donnerstag um einen halben Punkt auf 4,0 Prozent an. Die Entscheidung war jedoch intern umstritten und fiel mit sieben zu zwei Stimmen. Es war bereits der zehnte Zinsschritt in Serie. Doch signalisierten die Währungshüter, dass der Zinsgipfel naht. Zugleich geht die Notenbank davon aus, dass die Inflation wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Teuerungsrate war zuletzt von 10,7 auf 10,5 Prozent gefallen. Im Oktober hatte sie mit 11,1 Prozent den höchsten Stand seit 41 Jahren erreicht. Die Wirtschaft auf der Insel ist zugleich in schweres Fahrwasser geraten: Für 2023 sagen von Reuters befragte Volkswirte ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,9 Prozent voraus.
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Ihr macht uns alle kaputt !!!
Phil / 3.2.2023 – 05:31
Ihr macht uns alle kaputt !!
Nein, nicht alle. Fragen Sie mal den Pouyanné und andere „Kapitäne“ wie seine Anleger erfreut sind.