Geldpolitik / EZB legt erneut Zinspause ein und will Anleihenkäufe zurückfahren
Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt angesichts abebbender Inflation und schwächelnder Konjunktur die Zinsen unverändert und kündigt ein allmähliches Zurückfahren ihrer Anleihenkäufe im kommenden Jahr an.
Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung im laufenden Jahr, den Leitzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. „Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden“, erklärten Lagarde und Co.
Am Finanzmarkt sprießen bereits die Zinssenkungsfantasien ins Kraut. Aus den Notierungen am Geldmarkt geht hervor, dass Investoren dort bereits auf eine erste Zinssenkung schon im März 2024 wetten. Ein Schritt nach unten im April ist sogar bereits zu 100 Prozent in den Kursen enthalten. In der jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters waren 57 Prozent der befragten Volkswirte davon ausgegangen, dass die EZB 2024 mindestens einmal vor ihrer Juli-Zinssitzung die Zinsen senken wird.
Die Hoffnung auf bald sinkende Zinsen in den USA und im Euroraum hat den deutschen Leitindex am Donnerstag das erste Mal in seiner 35-jährigen Geschichte über die Marke von rund 17.000 Punkten getrieben. In der Spitze kletterte er um 1,4 Prozent auf 17.003,28 Zähler. Der EuroStoxx50 rückte um 0,7 Prozent auf 4.562 Zähler vor. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus und deuteten damit auf steigende Kurse zu Handelsbeginn.
Zinssenkung war kein Thema
Eine Zinssenkung ist laut Lagarde derzeit kein Thema im EZB-Rat. „Wir haben Zinssenkungen überhaupt nicht besprochen“, betonte sie am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss in Frankfurt. Es sei klar, dass zwischen Zinserhöhung und -Senkung „ein ganzes Plateau“ liege, auf dem das Halten des geldpolitischen Niveaus angesagt sei. Mit Blick auf Inflationsgefahren sagte sie: „Nein, wir sollten unsere Wachsamkeit auf keinen Fall verringern.“ Die EZB will bei der Festlegung der richtigen Höhe und Dauer des restriktiven Zinsniveaus auch künftig datengestützt vorgehen.
Zugleich kündigten die Währungshüter an, die Anleihenkäufe aus ihrem Pandemieprogramm PEPP im kommenden Jahr langsam auf Null zurückzufahren und so die Notenbankbilanz weiter zu verringern. So sollen die vollumfänglichen Reinvestitionen nur noch bis Ende des ersten Halbjahres 2024 fortgesetzt werden. Im zweiten Halbjahr soll dann das PEPP-Portfolio im Schnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro verringert und die Käufe zum Jahresende dann komplett eingestellt werden. Bislang sollten die Reinvestitionen noch vollumfänglioch bis mindestens Ende 2024 laufen.
Die Währungshüter hatten bereits auf ihrer geldpolitischen Sitzung im Oktober in Athen an den Schlüsselsätzen nicht gerüttelt. EZB-Chefin Lagarde hatte im November die Erwartung ausgesprochen, dass es bei den Sätzen voraussichtlich in den nächsten Quartalen keine Änderung geben werde. Ähnlich hatte sich auch Frankreichs Notenbank-Chef François Villeroy de Galhau geäußert.
Zinsanhebungen zeigen Wirkung
Das Stakkato von zehn Zinsanhebungen seit Juli 2022 zeigt inzwischen deutlich Wirkung. Im Oktober schrumpfte die Kreditvergabe der Banken an Firmen sogar erstmals seit acht Jahren wieder. Die Inflation ist im November auf 2,4 Prozent zurückgegangen – das ist das niedrigste Niveau seit Juli 2021. Das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent rückt damit mehr und mehr in Reichweite. Bei der Zinsentscheidung dürften auch Konjunktursorgen eine Rolle gespielt haben. Von Juli bis September war die Wirtschaftsleistung im Euroraum im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent geschrumpft. Und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die EZB muss daher aufpassen, dass sie die Wirtschaftsaktivitäten nicht komplett abwürgt.
In den USA hielt die US-Notenbank Federal Reserve am Mittwochabend ebenfalls ihre Füße still. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beschlossen, den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Zugleich signalisierten sie in ihren Ausblick für 2024, dass die Zinsen nach unten gehen werden. Im Mittel geht die Fed davon aus, dass der Leitzins nächstes Jahr um 0,75 Prozentpunkte sinken wird. Das schürte Zinssenkungsspekulationen: An den Terminmärkten wird nun bereits für den März mit einer ersten Zinssenkung der Fed gerechnet. Insgesamt erwarten Händler, dass der US-Leitzins 2024 um mehr als einen Prozentpunkt gesenkt wird.
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Der möchte ich nicht alleine im Wald begegnen🥰
„Zinsanhebungen zeigen Wirkung“
Jawoll, vorallem bei den kleinen Leuten. Wissen die überhaupt was sie da machen?
@ Grober / Wie ist das zu verstehen? Die kleinen Leute. Die meisten die mir tagtäglich begegnen sind alle so um die 1 Meter siebzig. Man sieht nicht mehr viele Kleine.