CMCM-Direktor / Fabio Secci: „Scheinbar ist niemand mehr fähig, die Wahrheit zu sagen“
Die CMCM („Caisse médico-complémentaire mutualiste“) gehört zu den großen Akteuren im nationalen Gesundheitswesen. Deshalb möchte sie stärker eingebunden werden in Entscheidungen. Bei der Impfstoffbeschaffung habe die EU versagt. Nun sei es an der Regierung, nach Alternativen zu suchen, wenn sie vorankommen möchte, sagt Fabio Secci im Gespräch. Warum sein Name im Rahmen eines unsauber scheinenden Impfstoffgeschäftes gefallen ist, weiß der Direktor der CMCM bis heute nicht.
Tageblatt: Eine verrückte Zeit, oder wie sehen Sie das?
Fabio Secci: (lacht) Komplett verrückt!
Vor Tagen nennt der beurlaubte Direktor der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) Ihren Namen im Rahmen einer, sagen wir mal, etwas intransparenten Impfstoffbeschaffung. Sie haben öffentlich klargestellt, dass Sie damit nichts zu tun haben und in dem Kontext weder einen Austausch mit Ex-Direktor Claude Schummer noch mit den HRS selbst hatten. Haben Sie inzwischen etwas mehr über mögliche Hintergründe herausgefunden?
Nein. Nichts, was mir erklären würde, warum mein Name genannt und in den Bereich unsauber scheinender Geschäfte gerückt wurde. Ich bleibe dabei, dass das, was an mich herangetragen wurde, über die Möglichkeit, zusätzlichen Impfstoff über andere Wege als die der Europäischen Union zu beschaffen, nachvollziehbar geklungen hat. Ich habe deshalb sofort alle mir vorliegenden Informationen an das Gesundheitsministerium weitergeleitet. Das ist und bleibt in meinen Augen die einzige Stelle, die darüber befinden kann.
Und was ist entschieden worden?
Es gab eine Rückmeldung, dass nichts dran sei an dem Angebot. Damit war das Thema für mich erledigt.
Schwarzmärkte oder Diskussionen darüber entstehen dann, wenn irgendwo Mangel herrscht. Der herrscht beim Impfstoff unbestreitbar. Wie würden Sie denn allgemein die von der Europäischen Union organisierte Impfstoffbeschaffung bezeichnen?
Mein Eindruck, meine persönliche Meinung ist, dass in dieser ganzen Sache scheinbar niemand mehr fähig ist, die Wahrheit zu sagen. Dass man, solange es geht, hinter einer Strategie steht, die sicher gut gemeint war und die, wäre sie korrekt ausgeführt worden, vielleicht sogar gut geklappt hätte. Aber das hat sie nicht. Sie hat flagrant nicht funktioniert. Dann muss man irgendwann fähig sein zu sagen, dass sie nicht geklappt hat. Punkt! Wenn man das nicht tut, entsteht der Eindruck, man sei dumm oder nicht ehrlich oder man würde die anderen für dumm verkaufen. Die EU hat mit diesem Beschaffungsprozess komplett versagt, das hat ihr Vizepräsident sogar selber zugegeben. Wer auch immer Schuld daran hat, ist aber primär nicht so wichtig. Wichtig wäre es, dass die Regierung jetzt klarmacht, dass sie nicht verpflichtet ist, an etwas festzuhalten, was nicht mehr funktionieren kann. Außer sie bekäme die Zusage, dass in einigen Tagen oder Wochen Impfstoff à gogo zur Verfügung steht. Das geschieht aber nicht.
Was könnte oder müsste die Regierung also tun?
Sie müsste sich entschlossen nach Alternativen umsehen, wenn sie vorankommen möchte – selbstverständlich im Rahmen aller legalen und moralisch vertretbaren Möglichkeiten, aber immer auch im Bewusstsein mangelnden Impfstoffes und der daraus entstehenden Konsequenzen für Land und Leute. Warum also nicht dafür sorgen, dass mehr Impfstoff, der russische oder chinesische beispielsweise, schneller oder überhaupt bei uns zugelassen wird. Was auch immer man tut, es müssen Alternativen her. Und wenn die gefunden werden, müssen sie in die staatliche Impfstrategie des Landes einfließen. Ich frage mich wirklich, worauf wir warten?
Sie haben in Ihrem Namen geredet. Ist die Meinung der CMCM eine andere?
Nein, ich spreche mich sowieso immer mit vielen Leuten ab, vor allem mit meinem Chef, dem Präsidenten der CMCM.
Was hätten Sie dann anders gemacht als die EU?
Als es klar wurde, dass die Impfstrategie der EU versagt hat, hätte ich als Regierung ganz klar andere Möglichkeiten ausgelotet.
Gefragt hat man Sie aber nicht?
Nein!
Wo ist die CMCM denn eingebunden, wenn über Fragen der Gesundheit diskutiert wird?
Wir haben aus eigenem Antrieb mit der einen oder anderen Stelle im Gesundheitswesen einen gewissen Austausch. Seit letzter Woche sitzen wir als Vertreter unseres Dachverbandes mit einem ständigen Mitglied in drei Arbeitsgruppen des Gesundheitstisches, aber sonst sind wir eigentlich nirgends fest eingebunden.
Das ist doch aber eigentlich erstaunlich …
Ja …
… besonders, wenn man bedenkt, dass die CMCM rund 140.000 Familien als Mitglieder zählt, was insgesamt um die 280.000 abgesicherten Personen entsprechen dürfte?
Es ist erstaunlich, vor allem, wenn man sieht, mit welcher Selbstverständlichkeit andere überall in den Gremien sitzen. Es ist gut, dass die dort sitzen, ich kritisiere das nicht. Aber mit Gewerkschaften, Arbeitgebern oder Patientenvertretung zum Beispiel sind es eigentlich immer dieselben, die dort diskutieren und streiten. Da fehlt manchmal der nötige frische Impuls, der dafür sorgt, dass die Dinge sachlicher vorankommen.
Die CMCM gehört also auch dahin?
Auf jeden Fall. Wobei das nicht unbedingt immer als Vollmitglied sein müsste. Manchmal würde es auch ausreichen, wenn wir bei Vorbereitungsgesprächen dabei wären oder ein Gutachten oder sonstigen Input geben könnten. Uns geht es einzig und alleine darum, mitzureden, uns einzubringen, überall dort, wo es um die Zukunft und Absicherung des Gesundheitssystems in unserem Land geht.
Wie sind Sie denn in die Arbeitsgruppen des Gesundheitstisches hineingekommen?
Indem wir uns vielleicht etwas auffälliger gemeldet haben als sonst. Wir waren und sind der Meinung, dass wenn in Arbeitsgruppen des Gesundheitstisches über Präventivmedizin, Finanzierung des Gesundheitssystems sowie neue Technologien und Digitalisierung geredet wird, wir dann dabei sein wollen und sollen.
Ein kleiner Blick zurück: Wie waren die letzten zwölf Monate?
Schon etwas ungewöhnlich. Vor allem auch was die Organisation der Arbeit in unseren Büros anbelangt. Ansonsten sind wir aber gut, eigentlich ganz normal, da durchgekommen. Speziell war, dass wir recht schnell die Karenzzeit bei neuen, angehenden Mitgliedern fallen gelassen haben, wenn sie mit Corona ins Krankenhaus mussten, wobei zu sagen ist, dass die Leistungen der Gesundheitskasse in dem Fall aber bereits sehr gut sind. Allgemein kann man sagen, dass wir, durch den Ausfall von Operationen in den Spitälern, etwas weniger Geld an unsere Mitglieder zurückerstattet haben als sonst. Unsere Reserven sind also etwas besser gefüllt. Aber im Schnitt erstatten wir Woche für Woche rund 1 Million Euro an Gesundheitsausgaben unserer Mitglieder an diese zurück.
Seit Wochen tourt nun schon der CMCM-Bulli über Land, um nahe bei den Menschen zu sein, den Puls zu fühlen und zu informieren. Top oder Flop?
Top, sehr gut. Die Nachfrage nach unserer Präsenz in den verschiedenen Ecken des Landes, auf Wochenmärkten oder vor Einkaufszentren, ist groß und das Interesse der Leute an unserer Arbeit und unseren Leistungen mindestens ebenso.
Und die Tour läuft noch?
Ja, alle nötigen Erklärungen und vor allem die Liste, wo der Bulli demnächst haltmacht, im Freien übrigens, gibt es auf unserer Internetseite cmcm.lu.
Nicht an etwas festhalten, was nicht mehr funktioniertDirektor der CMCM
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Et hät ee sech scho laan sollen alternatif gud Impfstoffer besuergen an de Leit de Choix loossen sech domadder impfen ze loossen. Awer mir lauschteren op d’EU an dei Eng stierwen an dei Aaner kreien emmer mei de Latz.
Et geht so’u lues vlaicht fir den Dokteren hiir hei’ch Indemnitei’ten ze rechtfaerdegen ?
Die Wahrheit sagt fällt oft nicht nur schwer, es tut auch weh sie auszusprechen, besonders wenn es um einen selbst geht.