Luxemburg / Fast geschafft: „Premières“ schreiben letzte Prüfung
Insgesamt 3.557 Primanerinnen und Primaner waren laut Bildungsministerium in diesem Jahr im allgemeinen sowie klassischen Sekundarunterricht für die Abschlussprüfungen eingeschrieben. Anfang Juni haben sie das letzte Examen geschrieben – manche von ihnen am Freitag. So auch die Schülerinnen und Schüler im Escher „Lycée Guillaume Kroll“. Die Erleichterung war groß, vor allem nachdem Corona doch einen Einfluss auf das Abschlussjahr hatte.
Ein kurzer Blick auf das Zifferblatt: 9.58 Uhr. Den Abschlussschülerinnen und -schülern im Prüfungsraum des Escher „Lycée Guillaume Kroll“ bleiben an diesem Freitag im Juni noch rund 25 beziehungsweise 55 Minuten – je nach Fach –, bis sie ein letztes Mal ihre vollgeschriebenen Blätter abgeben müssen. Denn landesweit finden in den Lyzeen von Luxemburg an diesem Tag die letzten, schriftlichen Prüfungen der Abschlussklassen des „Secondaire classique“ sowie des „Secondaire général“ statt. Viele der laut Bildungsministerium 3.557 für die Examen eingeschriebenen Primanerinnen und Primaner haben diese allerdings schon im Laufe der Woche abgelegt. Denn je nach Sektion und gewählten Fächern variiert eben das Datum der letzten Klausur.
Nach dem 3. Juni ist der schriftliche Teil des Prüfungsmarathons dann allerdings für alle vorbei – sofern man nicht einen Termin verpasst hat oder im September in die Nachprüfung muss. Daran will Laetitia Schroeder gar nicht denken und hofft stattdessen, Mitte Juli bei der großen Abschlussfeier dabei zu sein. Die 19-Jährige ist eine von 65 Schülerinnen und Schülern, die im „Lycée Guillaume Kroll“ für die Examen eingeschrieben sind. „Connaissance du monde contemporain“ stand für die Schülerin der Sektion „Sciences naturelles“ (GSN) im allgemeinen Sekundarunterricht am Freitagmorgen auf dem Programm. „Ich habe ein gutes Gefühl, es ist gut gelaufen und jetzt fühlt man sich richtig frei“, erklärt Laetitia Schroeder nach der Prüfung mit einem erleichterten Lächeln.
Sie will an diesem Tag noch mit ihren Freundinnen und Freunden etwas essen und im hauptstädtischen Clausen etwas trinken gehen. „Mit denen aus meiner Klasse werden wir vor den mündlichen Examen wahrscheinlich auch noch zusammen grillen“, erzählt die Schülerin. Denn ganz geschafft ist das Abschlussjahr noch nicht: Am 10. Juni wird Laetitia Schroeder eine mündliche Prüfung in Physik ablegen, am 14. dann in Deutsch. Auch wenn die Primanerin sich mit Physik etwas schwerer tut, sieht sie dem eher gelassen entgegen: „Die Mündlichen sind keine Herausforderung, der größte Stress fällt jetzt schon ab.“
Herausforderung Corona
Ebenfalls als Schüler der Sektion „GSN“ hat auch Luca D’Arconso an diesem Tag „Connaissance du monde contemporain“ geschrieben. „Das war mein bestes Examen, ich habe ein gutes Gefühl. Und jetzt müssen wir nicht mehr richtig ‚béchsen’ – das ist dann schon eine Erlösung“, stellt der 18-Jährige vor der Tür des Prüfungsraums in dem Escher Lyzeum fest. Auch für ihn stehen noch Mündliche in Deutsch und Physik an. Den Abschluss der schriftlichen Prüfung wird er trotzdem etwas feiern: beim Grillen oder mit einem Besuch im Escher „Pitcher“. Auch ein gemeinsames Essen mit dem Lehrpersonal steht noch an. „Jetzt will ich aber einfach nur noch nach Hause und schlafen“, so Luca D’Arconso.
Längst nicht bei allen sind die Klausuren so weit gut gelaufen. „Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Die Schüler haben weniger Ausdauer und die Ergebnisse waren während des Jahres zum Teil ungünstig“, bemerkt der stellvertretende Direktor, Bertrand Goergen. Zwar fanden die Examen weitgehend wieder unter normalen Umständen statt, allerdings hat sich Corona während des Abschlussjahres und zuvor bemerkbar gemacht. „Es waren zwei Jahre von Ungewissheit und Unsicherheit – es waren keine Jahre, in denen von vornherein klar war, wie alles ablaufen wird“, stellt Bertrand Goergen fest.
Corona als ständiger Begleiter hat auch den Alltag von Daniel Claudio Henriques beeinflusst. „Vor allem letztes Jahr fiel es mir schwer, wieder in den Rhythmus zu kommen. Während der einen Woche waren wir in der Schule, in der anderen zu Hause“, erinnert sich der 19-Jährige. Der Classique-Schüler der Sektion für Informatik und Kommunikation (I) hat am letzten Prüfungstag als Einziger in seiner Schule Physik geschrieben – um seine Note zu verbessern. Etwas niedergeschlagen sagt er allerdings nach dem Examen: „Es ist nicht gut gelaufen. Ich habe mein Bestes gegeben, aber es war einfach zu viel Theorie.“
Erst mal entspannen
Bis auf Mathematik sei es in den anderen Klausuren „relativ ok“ gelaufen, erzählt der Schüler weiter. Er wird danach nach Hause gehen und eine Runde schlafen. Die mündlichen Prüfungen bereiten ihm nämlich weniger Sorgen. „Ich habe Programmieren und Englisch, da muss ich nicht viel lernen, denn reden kann ich gut“, erklärt der 19-Jährige dann doch mit einem Lächeln. Programmieren, ein wichtiges Fach auf der Sektion „I“, hat dem Schüler Ben Dondelinger indes einige Schwierigkeiten im Schriftlichen bereitet.
Am letzten Prüfungstag hat der 19-Jährige, wie viele andere „I“-Schüler, dann die Klausur in Wirtschaft und Finanzen abgelegt. „Ich habe ein gutes Gefühl und denke, heute eine solide Note geschrieben zu haben. Ich glaube, dass ich die Examen bestehen werde“, so Ben Dondelinger. Nach vor allem einem heiklen letzten Jahr mit viel Homeschooling lautet sein Fazit: „Ich freue mich, dass es vorbei ist und es fällt eine große Last von den Schultern. Wir sind nun fertig mit dem, worauf wir während sieben Jahren vorbereitet wurden.“ Auch er will danach nach Hause gehen, entspannen und am Abend mit Freunden etwas unternehmen.
Eine kleine Pause also für die Abschlussschülerinnen und -schüler, bevor es mit den mündlichen Prüfungen zum endgültigen Endspurt des Prüfungsmarathons geht. Zwischen dem 9. und dem 16. Juni finden diese statt. Ab dem 24. Juni dann sollen die diesjährigen Primanerinnen und Primaner laut Bildungsministerium über die Plattform „Eduboard“ erfahren, ob sie den Zieleinlauf geschafft haben oder im Herbst noch einmal antreten müssen.
Aufregung um Geschichtsprüfung
Für Aufruhr hatte während der diesjährigen Klausurphase der Primanerinnen und Primaner des allgemeinen Sekundarunterrichts der Moment gesorgt, als nach der Prüfung in Geschichte Fotos der dazugehörigen Musterlösung in den sozialen Medien auftauchten. Auf Nachfrage hin erklärte das Bildungsministerium dem Tageblatt, dass diese nachweislich erst nach dem Abschluss der Prüfung im Umlauf gewesen seien und demnach auf den Ablauf der Geschichtsklausur keinen Einfluss gehabt hätten. Die schriftliche Prüfung wird normal gewertet und muss nicht wiederholt werden.
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