Kavalkaden 2023 / Fastnachtsumzüge in Luxemburg: So bereitet sich ein Verein darauf vor
Nach pandemiebedingten Absagen findet die Saison der Kavalkaden in Luxemburg in diesem Jahr wieder wie gewohnt statt: Schon in zwei Wochen geht es mit dem ersten Karnevalsumzug los. In vielen Klubs laufen die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren – unter anderem bei der „Landjugend Dikkrich“. Ein Besuch bei dem Verein zeigt, wieviel Arbeit hinter der Teilnahme an einer solchen Veranstaltung steckt.
Nach einem anstrengenden Tag bei der Arbeit heißt es für die meisten zum Feierabend oft nur noch: Ab auf die Couch und Füße hochlegen. Nicht so aktuell bei den Mitgliedern der „Landjugend Dikkrich“. Denn seit Anfang des Jahres treffen sie sich zweimal pro Woche in einer Scheune im Norden des Landes, um gemeinsam an ihrem Wagen für die anstehenden Kavalkaden in Luxemburg zu werkeln. „Mit Anfang Januar haben wir in diesem Jahr spät mit den Vorbereitungen begonnen. Zeitlich gesehen wird das jetzt etwas sportlich, aber wir werden das hinkriegen“, erklärt die Präsidentin des Vereins, Sophie Diderrich.
Denn mit dem Fastnachtsumzug in Diekirch fällt am 19. Februar der Startschuss zur Kavalkadensaison – in Esch, Wasserbillig und Remich wird die Diekircher Landjugend außerdem dabei sein. Grund für den verspäteten Anfang der Vorbereitungen: Es musste zuerst eine Halle gefunden werden, in der der Anhänger mit dem rund 13 Meter langen und vier Meter hohen Grundgerüst untergebracht werden konnte. Die wurde erst kürzlich bei einem Landwirtschaftsbetrieb der Familie eines Vereinsmitglieds in Tandel gefunden. Nach einer Unterbringungsmöglichkeit für den Wagen nach der diesjährigen Saison wird übrigens noch gesucht.
Doch jetzt stehen zuerst einmal die Umbauarbeiten am Wagen und dann die Teilnahme an den Umzügen an. Nach den Pandemiejahren ist die Vorfreude groß. „Schon als Kind war ich als Zuschauerin bei den Kavalkaden. Aber wenn man jetzt auf einem Wagen steht, ist das wirklich bombastisch“, erzählt Sophie Diderrich an einem Donnerstagabend im Februar, während hinter ihr gewerkelt wird. An den bunten Veranstaltungen begeistert die 24-Jährige aus Niederglabach das Zusammensein im Verein und das Wiedersehen mit anderen Menschen. Und die gute Stimmung: „Besonders in Esch ist es toll – da tanzen alle mit.“
Casino auf Rädern
Bei rund sechs Grad Außentemperatur und unter anderem zu Karnevalsmusik wird in Tandel gemalt, gesägt und getackert. „Hier gibt es kein ‚gerade’ oder ‚schief’ – es gibt nur ein ‚es hält’ oder ‚hält nicht’“, meint ein junger Mann witzelnd, während er Spielkarten an der grünen Wand des Wagens anbringt. Die Mitglieder des Vereins haben allesamt eine Verbindung zur Landwirtschaft: arbeiten in dem Beruf, helfen in ihrer Freizeit auf einem Hof aus oder sind in der Ackerbauschule. Sie können anpacken und schuften gemeinsam, um den alten Traktoranhänger passend zu einem jährlich wechselnden Motto herzurichten.
In diesem Jahr lautet das Thema „Casino“, wie die Präsidentin des Vereins verrät: „Passend dazu werden wir uns als Spielkarten verkleiden oder Anzug und Glitzerkleidung tragen.“ Das Grundgerüst auf dem Anhänger bleibt jedes Jahr das Gleiche, geändert wird das Drumherum. Große Würfel aus Styrodur, goldene Absperrpfosten und ein roter Teppich werden auf dem fahrenden Wagen dann das Flair von einem Spielkasino aufkommen lassen. Straßenschilder, die bei der letzten Teilnahme für das Thema „Bob der Baumeister“ gekauft worden waren, wurden mit Farbe zu dekorativen Casinojetons umfunktioniert.
Wie lange der Wagen schon bei den närrischen Umzügen dabei ist, weiß die Frau mit den rötlichen Haaren nicht: „Etwa im Alter von 16 war ich bei der ersten Kavalkade dabei – auf diesem Anhänger. Und bereits zuvor wurde dieser genutzt.“ Es hängen Erinnerungen daran. „Wir haben kurz mal darüber diskutiert, einen neuen zu kaufen, haben uns aber letztlich dagegen entschieden“, erzählt sie. Aufwendig gestaltete Karnevalswagen werden immer wieder zum Verkauf angeboten und können laut den Mitgliedern der Landjugend zwischen 4.000 und 8.000 Euro kosten. Auf einer bekannten Webseite mit Kleinanzeigen gibt es in Deutschland auch kleinere Varianten zwischen 250 und 2.000 Euro zu kaufen.
Aufwendiger Spaß
Doch auch wenn selbst gebaut wird, kommt einiges an Ausgaben zusammen: Zwischen 500 und 1.000 Euro wird die Diekircher Landjugend in diesem Jahr ausgeben, vor allem für Material und die Musikanlage. Bonbons werden in den meisten Fällen von den Veranstalterinnen und Veranstaltern gestellt und bei manchen Kavalkaden gibt es sogar ein Startgeld für die Teilnahme. Und doch erklärt Sophie Diderrich: „Man hat schon einen finanziellen Aufwand und keine Einnahmen – anders als zum Beispiel bei der Organisation von einem ‚Bal’, wo man Gewinn macht.“ Deshalb suchen viele Vereine sich Sponsoren.
Die Kavalkaden in Luxemburg
– „Dikricher Cavalcade“: 19. Februar, Start 14.30 Uhr
– „Schëfflenger Kavalkad“: 26. Februar, Start 15.00 Uhr
– Wasserbilliger „Nuetskavalkad“: 18. März, Start 18.11 Uhr
– Escher „Cavalcade“: 5. März, Start 14.15 Uhr
– „Kanner Kavalkad Käldall“: 12. März, Start 14.30 Uhr
– Petinger „Cavalcade“: 19. März, Start 14.11 Uhr
– „Cavalcade Réimech“: 19. März 2023, Start 14.30 Uhr
Während der Umzüge muss bei dem ganzen Spaß auch auf einiges geachtet werden. So müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür sorgen, dass Menschen aus dem Publikum den großen Traktorrädern nicht zu nahe kommen. Außerdem darf die Musik nur eine gewisse Lautstärke haben und manchmal gibt es auch Vorgaben, was die Musikrichtung angeht. „Bei manchen Kavalkaden darf wirklich nur Fastnachtsmusik gespielt werden“, so die Präsidentin. Wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, kann es schon mal vorkommen, dass ein Verein während einem oder gleich mehreren Jahren nicht teilnehmen darf.
Das will man eigentlich vermeiden, denn: „Wer ist schon nicht gerne bei einer Cavalcade dabei?“, fragt Mitglied Thierry Flick. Im Gegensatz zu Sophie Diderrich musste er sich nicht einmal frei nehmen, denn in der faschingsbegeisterten Heizungsfirma , in der er arbeitet, hat ab Altweiber ohnehin die ganze Belegschaft für Karneval frei. Der 22-Jährige aus Erpeldingen freut sich auf das Zusammenkommen und sagt: „Das hat man während der Pandemie umso mehr schätzen gelernt.“ Und dieses Beisammensein – es beginnt offensichtlich schon lange vor den eigentlichen Umzügen. Das erkennt, wer den Hand in Hand arbeitenden Mitgliedern bei den Vorbereitungen zusieht.
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