Kreislaufwirtschaft / Fayot zu Besuch im Escher Benu-Village
Das Benu-Village zwischen den Vierteln Brill und Grenz wächst. Gründer Georges Kieffer und sein Team luden Wirtschaftsminister Franz Fayot am Donnerstag ein, um sich ein Bild von der sozioökonomischen Kreislaufwirtschaft mitten in Esch zu machen.
Der Rundgang für den Wirtschaftsminister begann auf dem Parkplatz im Grenz-Viertel, wo das Benu-Provisorium derzeit noch das Nähatelier und den Kleidershop beherbergt. „Benu ist ein wichtiges Projekt, das den Menschen zeigt, wie Kreislaufwirtschaft geht. Denn darin liegt die Zukunft“, sagte Franz Fayot, der dem Projekt seine volle Unterstützung zusicherte. Im Shop fand der Wirtschaftsminister gleich an mehreren Kreationen gefallen. Um sich mit geupcycelten Benu-Boxershorts einzukleiden, wolle er noch einmal zurückkommen, wenn weniger Menschen ihn beobachten, spaßte Fayot.
Mandy Ragni, Schöffin der Stadt Esch, zeigte sich stolz auf das Projekt, das vor zwei Jahren mit 900.000 Euro von der Gemeinde unterstützt wurde. In einer zweiten Phase finanziert die Stadt Esch das Benu-Village mit einer Million Euro. Das Umweltministerium steuert seinerseits eine Million Euro bei.
Weiter ging die Führung dort, wo im Januar nicht mehr als ein leerstehendes Haus mit zwei alten Scheunen und sechs aufeinandergestapelten Containern auf einem großen Grundstück standen. Inzwischen zeichnet sich dort der Grundriss des nachhaltigen Dorfes ab, wie Georges Kieffer es seit Jahren visualisiert. Bis Ende 2021 soll alles fertig sein. „Wir wollen das Dorf nach und nach eröffnen“, sagte Kieffer.
Als Erstes soll das lang erwartete Restaurant, dessen Konzept sich in die Philosophie von Benu eingliedert, an der Reihe sein. Gekocht wird dort ausschließlich vegetarisch und zu 80 Prozent mit „Rescued Food“, also mit Lebensmitteln, die ansonsten weggeschmissen würden – nicht etwa, weil sie nicht mehr ganz frisch sind, sondern nur aus dem Grund, dass sie den visuellen Erwartungen der Kunden nicht entsprechen. Das können blasse Auberginen, krumme Möhren oder kleine Zucchini sein.
Kreative Küche
Für den Koch, der noch nicht ausgewählt wurde, wird die Arbeit im Benu-Village jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung. Denn er weiß erst um 8 Uhr morgens, welche Zutaten ihm für das Mittagessen um 12 Uhr zur Verfügung stehen werden. Benu ist derzeit dabei, an einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten. So soll das Team im Restaurant später inklusiv zusammengesetzt werden – auch mit Menschen, die mit einer Behinderung leben. Das Restaurant, in dem er eigentlich Anfang des Sommers die ersten Gäste empfangen wollte, sei laut Kieffer nur noch eine Unterschrift entfernt.
Franz Fayot bekam am Donnerstag einen ersten Einblick in die Inneneinrichtung des Restaurants. Die Stühle wurden zum Teil von Escher Schülern rund um das Thema Nachhaltigkeit gestaltet. Wie im gesamten Benu-Village ist auch hier nichts neu. Jedes Fenster, jede Tür und jeder Balken hat seine Geschichte. Das macht den Charme des Ganzen aus. „Wir wollen einen Wow-Effekt bei unseren Gästen erzielen“, sagt Georges Kieffer. Sie sollen ihre Sicht auf Upcycling ändern, wenn sie sehen, was alles aus gebrauchten Gegenständen entstehen kann. Um auch wirklich zu überzeugen, ist dem Team Qualität besonders wichtig.
Neu im Village ist auch die Benu-Academy. Hier werden Möbel-Upcycling-Workshops angeboten. Der erste „Lampenworkshop“ fand vor einem Monat statt. „Es geht uns darum, den Menschen zu zeigen, dass nicht nur wir es schaffen, tolle Dinge aus Gebrauchtem herzustellen. Das kann jeder“, sagt er. Bei den Workshops mit Handwerkern und Künstlern werden den Teilnehmern die nötigen Tipps und Inspirationen mit an die Hand gegeben, um zu Hause selbst kreativ zu werden. In einem der Schuppen soll zudem eine professionelle Upcycling-Werkstatt unterkommen. Die Möbelstücke, die dort entstehen, werden anschließend – genau wie die Kleidungsstücke – im Village zum Verkauf angeboten.
Enttäuschung von Kulturhauptstadt
Im gleichen Sinne hatte das Team ein Projekt namens „Benu-Metamorphose“ bei Esch2022 eingereicht. „Die Idee war es, das Dorf zusammen mit professionellen Künstlern zu einem großen Kunstwerk zu gestalten und das Ganze mit partizipativen Workshops zu verbinden“, so Kieffer. Von Esch2022 sei das Projekt mit einem standardisierten Brief abgelehnt worden. „Das hat mich schon enttäuscht“, sagte er, „wir machen es einfach trotzdem.“
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How dare you refuse such a project !
Sinn bei desem Projet all d‘ Bautenreglementer vun der Staat Esch angehaalen ginn ?
Huet een Archtekt an ee Bauingenieur d’Statik an all aner Berechnungen gemeet ?
Aber hallo !
Ich gebe jetzt mal meine Banausenmeinung zum Besten: ich glaube, dass es da drin in den Containern recht mufft, möchte mich nicht da drin aufhalten. Optisch macht es auch nichts her. Als Kind haben wir so Bretterbuden auf leeren Grundstücken (gab’s damals wahrhaft noch) „erbaut“ und waren mächtig stolz auf unsere Werke. Vielleicht muss man auch nur abwarten, bis es vollendet ist, um es richtig zu sehen.