Geldpolitik in den USA / Fed hält nach zehn Schritten nach oben in Folge Füße still
Nach zehn Zinserhöhungen in Folge pausiert die US-Notenbank Fed, wird jedoch im Kampf gegen die Inflation wahrscheinlich bald nachlegen.
Sie beließ den Leitzins am Mittwoch unverändert in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Zugleich signalisierten die Währungshüter, dass sie noch bis zu zwei Anhebungen um jeweils einen viertel Prozentpunkt für dieses Jahr ins Auge fassen.
Fed-Chef Jerome Powell betonte, angesichts der bereits seit März 2022 laufenden Zinsserie habe man es für klug gehalten, nun zunächst Tempo herauszunehmen. Doch noch immer sei der Inflationsdruck hoch, so dass weitere Schritte nötig werden könnten. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die Fed bereits auf der nächsten Sitzung im Juli nachlegen wird.
Powell wollte sich dazu nicht vorab festlegen und sprach von einer Sitzung, die „live“ sein werde. „Wenn man bedenkt, wie weit wir gekommen sind, könnte es sinnvoll sein, die Zinsen zu erhöhen, aber in einer moderateren Geschwindigkeit“, fügte er mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Kurs hinzu.
Die Fed will die Zinspause dazu nutzen, weitere Daten zu sichten. Trotz der zuletzt auf 4,0 Prozent gesunkenen Inflationsrate könnte sie noch Handlungsbedarf sehen und ihren geldpolitischen Gewaltmarsch fortsetzen. Die Währungshüter peilen eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent an und sind noch längst nicht am Ziel, wie Powell anmerkte. Es sei noch „ein langer Weg“ dorthin.
Wieder etwas mehr Optimismus
Die Notenbank blickt zugleich optimistischer auf die Wirtschaft: Im Mittel erhöhten die Fed-Oberen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 von 0,4 Prozent in den März-Prognosen auf nunmehr 1,0 Prozent. Zugleich soll die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende nur noch auf 4,1 Prozent steigen, verglichen mit 4,5 Prozent im März-Ausblick. Die Arbeitslosenquote lag im Mai in den USA bei 3,7 Prozent.
Ein sich allmählich abkühlender Jobmarkt könnte aus Sicht Powells dazu beitragen, dass die Wirtschaft trotz der strafferen Geldpolitik eine sanfte Landung hinlegen wird – also nicht in eine Rezession abrutscht. „Falls der US-Jobmotor weiterhin unter Volldampf läuft, haben die Befürworter einer weiteren Anhebung auf der nächsten Sitzung gute Karten“, meint LBBW-Ökonom Elmar Völker. Andererseits dürfte sich die US-Inflation im Juni aus seiner Sicht erneut spürbar abschwächen, und zwar auf nur noch rund 3 Prozent: „Letzteres spricht nach unserem Dafürhalten für ein fortgesetztes geldpolitisches Innehalten.“
Nach den Signalen der US-Notenbank Fed für weitere Zinserhöhungen kippten die US-Börsen zunächst ins Minus, um dann aber mit einem dünnen Plus aus dem Handel zu gehen. Die „ersehnte Zinspause“ sei nun zwar da, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners mit Blick auf die jüngste Entscheidung. Die Fed lasse die Tür für weitere Erhöhungen jedoch deutlich mehr als einen Spalt weit offen: „Die Tür ist komplett geöffnet.“
Ein Innehalten der Zentralbank auf dem Zinspfad sollte nicht als Signal interpretiert werden, dass der Gipfel bereits erklommen sei, betonte jüngst auch Fed-Direktor Philip Jefferson. Die Währungshüter stellen in ihrem Ausblick zugleich erst für 2024 eine geldpolitische Lockerung in Aussicht: Im Laufe des nächsten Jahres könnte der Leitzins dann im Mittel um einen vollen Prozentpunkt gesenkt werden, wobei die Fed von einer spürbar sinkenden Inflation ausgeht. An eine Zinssenkung im laufenden Jahr sei mit Blick auf die absehbar weiter hohen Lebenshaltungskosten in den USA nicht zu denken, betonte Powell: „Wir müssen dran bleiben.“
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