Streit um Gütesiegel / Fehlinformation von Ministerin Obertin: Uni.lu-Studiengänge in Psychologie wurden extern geprüft
Die Psychologie-Studiengänge der Universität Luxemburg verlieren mit dem Zusatz „of Science“ ein internationales Gütesiegel. Die Studiengänge hätten keine externe Qualitätsprozedur wie in anderen Ländern üblich durchlaufen, gibt die zuständige Ministerin Stéphanie Obertin in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage zu Protokoll. Das stimmt so allerdings nicht.
In einer Antwort auf eine parlamentarische Frage an den Abgeordneten Sven Clement meint Hochschulministerin Stéphanie Obertin (DP), dass die Universität Luxemburg keine externe Qualitätskontrolle durchlaufen habe, um den Studiengängen in Psychologie – wie sonst in anderen Ländern ebenfalls üblich – den Zusatz „of Science“ zu genehmigen. „Im Prinzip wird in den Ländern, in denen diese Bezeichnungen (of Arts, of Science; Anm. d. Red) vorgesehen sind, im Rahmen einer externen Qualitätskontrollprozedur oder bei der Akkreditierung überprüft, ob die vorgeschlagenen Bezeichnungen für das Studienprogramm passend und gerechtfertigt sind“, schreibt Obertin. „Auch das ist im Moment an der Universität Luxemburg nicht der Fall.“
Eine Aussage, die sich auf den Hinweis der beiden Studiendirektoren Robert Kumsta und André Melzer als falsch herausstellt. Sowohl der Bachelor- als auch der Masterstudiengang wurden nachweislich durch das „Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut ACQUIN“ geprüft. Das entsprechende Prüfsiegel wurde den beiden Studiengängen am 28. Juni 2021 ohne weitere Auflagen zugestanden. An der Qualitätskontrolle beteiligt waren unter anderem Experten der Universitäten Marburg, Würzburg und Dresden. Das Prüfsiegel ist laut Prüfbericht, der in der Datenbank von ACQUIN abgerufen werden kann, noch gültig bis zum 30. September 2030.
Lesen Sie dazu: Wie sich Studenten und Professoren gegen die Abwertung ihrer Studiengänge wehren
Weiter meint Ministerin Obertin, dass man nicht sagen könne, dass ein „Gütesiegel“ verloren gegangen sei, weil die Zusätze von Anfang an nie auf einer gesicherten Basis beruht hätten. „Das sehen wir überaus kritisch“, kommentiert André Melzer. „Das disqualifiziert unseres Erachtens das positive Akkreditierungsurteil in erheblichem Maße.“
Ursprung des Zwists
Psychologie-Studierende sorgen sich um Karrierechancen, Professoren um ihre Studierenden und die internationale Reputation der Universität: Das Hochschulministerium hat den Psychologie-Studiengängen den Zusatz „of Science“ in einem einseitigen Beschluss aberkannt. Der Zusatz, so die Argumentation des zuständigen Ministeriums, wurde zwar lange geduldet, ist im neuen Hochschulgesetz jedoch nicht vorgesehen. Verboten ist er allerdings auch nicht. Daraufhin haben sich Studierende und die beiden Studiendirektoren André Melzer und Robert Kumsta ans Tageblatt gewandt
Nachdem das Tageblatt nach Gesprächen mit Studierenden und den beiden Studiendirektoren den Fall öffentlich gemacht hatte, haben gleich drei Abgeordnete (Joëlle Welfring, „déi gréng“; Sven Clement, Piraten; David Wagner, „déi Lénk“) eine parlamentarische Frage an die zuständige Ministerin Stéphanie Obertin zu dem Fall gestellt.
- Fehlinformation von Ministerin Obertin: Uni.lu-Studiengänge in Psychologie wurden extern geprüft - 10. Dezember 2024.
- So stehen die Luxemburger Oppositionsparteien zur Rentendebatte - 10. Dezember 2024.
- „Starke Nachfrage“: Regierung will Wohnungsbeihilfen bis Juni verlängern - 6. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos