Corona-Mythen / Feinstaub in der Luft und CO2 im Blut: Dieselfahrzeuge und Schutzmasken auf dem Prüfstand
Die Corona-Pandemie hat mit so einigen abstrusen Verschwörungstheorien aufgewartet – doch zwei Mythen halten sich hartnäckig: Der Lockdown während der Pandemie habe gezeigt, dass Dieselfahrzeuge nicht Hauptverursacher der Feinstaubemissionen seien, und das Tragen von Schutzmasken soll die CO2-Konzentration im Blut bedenklich ansteigen lassen. Ein Faktencheck.
Mit dem Lockdown während der Corona-Pandemie stand der Verkehr in Luxemburg fast zwei Monate komplett still – nicht wie üblich, weil die Straßen hoffnungslos überfüllt waren, sondern weil jeder in den eigenen vier Wänden gefangen war. Ein erfreulicher Nebeneffekt waren die sinkenden Emissionswerte und eine geringere Feinstaubbelastung. Messungen der Luxemburger Luftmessstationen scheinen der Annahme recht zu geben: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Emissionswerte für Stickstoffdioxide (NO2) im gleichen Zeitraum um satte 30 Prozent zurückgegangen. Das geht aus einer gemeinsamen Antwort des Transport- und des Umweltministeriums auf eine parlamentarische Frage von Fernand Kartheiser (ADR) hervor.
Definition: Feinstaub
Unter dem Begriff Feinstaub werden der primär emittierte und sekundär gebildete Feinstaub zusammengefasst. Primärer Feinstaub wird unmittelbar an der Quelle freigesetzt, zum Beispiel bei Verbrennungsprozessen. Entstehen die Partikel durch gasförmige Vorläufersubstanzen wie Schwefel- und Stickoxide (NOx) und Ammoniak, so werden sie als sekundärer Feinstaub bezeichnet. In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Dabei gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren – vorrangig aus Dieselmotoren, die bei der Verbrennung Stickstoffdioxide (NO2) ausstoßen – in die Luft, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes von der Straßenoberfläche. (Quelle: Umweltbundesamt)
Ursprung der Diskussion, dass Dieselmotoren doch nicht verantwortlich für die Feinstaubbelastung in den Innenstädten seien, war eine Aussage des AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen, der aufgrund einer Messung einer einzigen Messstation in Stuttgart im März behauptet hatte, dass die „Grüne Diesel-Lüge“ nun endgültig entlarvt sei. Tatsächlich waren die Emissionswerte trotz eines niedrigeren Verkehrsaufkommens leicht angestiegen – dies war allerdings auf die Wetterbedingungen im Februar zurückzuführen, die für außergewöhnlich niedrige Emissionswerte sorgten. In anderen deutschen Innenstädten sind die Emissionswerte ähnlich stark eingebrochen wie in Luxemburg: Die deutsche Tagesschau vermeldete einen Rückgang in Berlin von 28 Prozent und in Hamburg sogar von 23 bis 48 Prozent.
Messungen unterliegen Schwankungen
Transportminister François Bausch und Umweltministerin Caroline Dieschbourg (beide „déi gréng“) verweisen in ihrer Antwort ebenso auf die wetterbedingten Schwankungen der Messungen: „Es ist vorzuziehen, die Auswertung nach einem längeren Zeitraum vorzunehmen“, sagen die Minister. Dann würden auch die Resultate der landesweit laufenden NO2-Klimapakt Messkampagne vorliegen.
In Luxemburg gibt es insgesamt sechs Messstationen, die nach europäischen Standards aufgestellt wurden. Demnach sollen die Messtationen an Orten aufgestellt werden, die einerseits repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind, und an den Stellen, wo die höchsten Stickstoffemissionen zu erwarten sind. Deshalb kann es auch vorkommen, dass die Messungen von Messstation zu Messstation variieren – das hängt davon ab, wie viel Verkehr fließt und wie die jeweiligen Standorte durchlüftet werden.
Die vorliegenden Messungen bestätigen also, dass Dieselfahrzeuge zu den Hauptverursachern der hohen Stickstoffdioxid-Werte gelten. Fahrverbote für Dieselautos sind in Luxemburg derzeit jedoch nicht geplant. Der Aufwand sei für die wenigen Straßenabschnitte, die anvisiert werden würden, einfach zu groß, sagen die Minister Bausch und Dieschbourg.
Schutzmasken sind gesundheitlich unbedenklich
Ein weiterer Streitpunkt, der auch in den sozialen Medien viel Anklang findet, ist die Behauptung, dass das Tragen der Schutzmaske den CO2-Gehalt im Blut steigen lässt. Die Folge seien eine schnellere Atmung, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche bis hin zu einer Verschlechterung der Feinmotorik und Störung des Herzrhythmus, wie der ADR-Abgeordnete Jeff Engelen in einer parlamentarischen Frage eine Studie aus dem Jahr 2004 fälschlich zitiert. Wer sich genauer mit den Ergebnissen der zitierten Studie auseinandersetzt, kommt zu einem etwas anderen Schluss als der ADR-Politiker.
Richtig ist: Testpersonen, die an der Studie teilgenommen haben, hatten einen etwas erhöhten CO2-Gehalt im Blut. „Das ausgeatmete CO2 konnte nur teilweise durch die OP-Masken entweichen, dadurch kam es unter den Masken zu einer Akkumulation von CO2“, steht in der Studie geschrieben. „Dieser Effekt führte zu dem Ergebnis, dass die Probanden Luft einatmeten, deren CO2-Gehalt höher war als derjenige der umgebenden Raumluft.“ Dieser Wert sank nach Abnehmen der Maske wieder schnell auf einen normalen Wert. Es kam jedoch weder zu einem unregelmäßigen Herzschlag noch zu einer beschleunigten Atmung. Auch beim Puls kam es zu keiner signifikanten Erhöhung oder Verringerung. Das bestätigte laut dpa auch die Autorin der Arbeit.
Das ausgeatmete CO2 kann sich nicht in gefährlichen Mengen unter der Maske ansammeln. CO2 ist ein Gas und kann nicht im Stoff hängenbleiben – anders als die beim Niesen oder Husten ausgestoßenen Tröpfchen, die das Coronavirus übertragen können. Dass die ausgeatmete Luft entweicht und sich das CO2 nicht unter der Maske ansammelt, können Brillenträger wahrscheinlich ganz gut bestätigen: Beim Ausatmen beschlagen zum Beispiel die Gläser durch die warme ausgeatmete Luft.
Die Autorin der Studie, Ulrike Butz, wehrt sich dagegen, dass die Arbeit in falschen Zusammenhängen interpretiert wird, und sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Man kann aus der Arbeit keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen ableiten. Das wäre unseriös.“
Qualitätskontrolle der Masken
Jeff Engelen fragte zudem nach, ob und inwiefern die Qualität der Schutzmasken, die aus China importiert wurden, gesichert sei. Gesundheitsministerin Paulette Lenert bestätigt in dem Sinne, dass in vier bekannten Fällen Masken aus China tatsächlich von minderer Qualität seien als die, die aus anderen europäischen Ländern stammen. Der Import der Masken sei zusammen mit den belgischen Behörden erfolgt – und bisher sei noch keine mangelhafte Ware aus Belgien weiter nach Luxemburg gelangt. In zwei der vier Fälle werde das allerdings noch überprüft. Die Qualität der Masken muss durch das europäische CE-Gütesiegel gesichert sein – oder durch ein chinesisches Äquivalent, das den Mindeststandards entspricht. Das Luxemburger Institut für Normung, Zulassung, Sicherheit und Qualität von Produkten und Dienstleistungen (Ilnas) führt stichprobenartige Kontrollen der importierten Masken durch.
Das Ilnas ist die luxemburgische Anlaufstelle für das Rapex – das „Europäische Schnellwarnsystem für Non-Food-Produkte“. Hier ging die Meldung der vier über Belgien importierten mangelhaften Masken am 24. April 2020 ein. Zwischen dem 1. und 25. Mai wurden 16 weitere Schutzmasken als qualitativ minderwertig eingestuft und dem Ilnas gemeldet – das sich folglich mit den jeweiligen Importhändlern in Verbindung setzte.
Als weitere Sicherheitsmaßnahme sind gemeinsame Kontrollen des Ilnas und des Luxemburger Zolls vorgesehen. Die Behörden kontrollieren, ob qualitativ minderwertige Masken über Luxemburg in die Europäische Union importiert werden.
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Beim Maskentragen kommt es sicherlich auch auf die Dauer der ‚Verschleierung‘ an; Menschen die 8 Stunden am Tag bei anstrengender körperlicher Arbeit womöglich noch bei warmen Temperaturen eine Maske tragen müssen, empfinden diesen ‚Maulkorb‘ ganz sicher als ‚gesundheitsschädlich‘, zumindest jedoch als nervenaufreibend und demütigend.
Ich fahre sehr Umweltbewusst mit meinem 52 Jahre alten Peugeot 504 Diesel, jedenfalls umweltbewusster als ob ich alle 10 Jahre ein neues Auto gekauft hätte. Wenn er zu schwarz hinten raus dampft bekommt er eben einen neuen Luftfilter, dann rollt er wieder bis die hinter mir herfahrenden mich mit Lichtzeichen nerven.
Mein Rat, lassen Sie sich keinen Tesla aufschwatzen🤣
Gratuliere, Herr Guter Rat, das ist der Anfang von Null Wachstum, da wo wir alle hinwollen. Einer muss anfangen damit, unsere Grüne gehen ja nicht mit in die Richtung🥺
Wenn man die Umweltbilanz eines modernen Dieselmotors mit der eines E-Autos oder Benziners vergleicht dürfte er am Ende nicht so schlecht dastehen. Es ist wie mit den Pellets bei der Heizung.Wenn die Dinger aus Kanada eingeschifft werden oder auch nur durch halb Europa, geht die gute Bilanz durch den Kamin im wahrsten Sinne des Wortes. Feinstaub kommt eben auch noch aus anderen „Löchern“ als dem Auspuffrohr eines Diesel.Die alten Drecksschleudern müssten natürlich verschwinden,aber wer kauft einem Kleinbetriebler den einen neuen Laster oder dem Mindestrentenempfänger einen neuen E-Sprinter?
Die grünen sind eben genauso wie die Pfaffen. Beide erfinden Geschichten die man nicht mehr oder noch nicht beweisen kann, aber Hauptsache der kleine Bürger zahlt die Zeche !
Jeder der schwarz oder grün wählt hat es nicht besser verdient.
„dass Dieselfahrzeuge zu den Hauptverursachern der hohen Stickstoffdioxid-Werte gelten.“
Oh, können Messstationen neuerdings aufzeichnen, welche Art von Fahrzeug an ihnen vorbeigefahren ist? Ich zweifle… Oder sind zwar die Messungen aktuell, aber die Autostatistiken von vor ein paar Jahren?
Der Abgas-Skandal ist 2015 passiert. Seither haben viele Käufer sich für einen Benziner entschieden. Wie ist denn heutzutage das Verhältnis Diesel zu Benziner?
Bei der Verbrennung kohlestoffartiger Kraftstoffe entsteht immer CO2. Der CO2-Ausstoß ist beim Diesel sogar geringer. Aber: Bei der Verbrennung in einem Dieselmotor entsteht durch den Luftüberschuss und die heißere Verbrennung allerdings auch Stickstoffoxide wie das Stickstoffdioxid. Messwerte mit überdurchschnittlich hohen Anteil an Stickstoffoxiden lassen demnach auf einen höheren Anteil an Fahrzeugen mit Dieselverbrennungsmotoren schließen.
NOX wird nicht nur durch Dieselmotoren produziert. Gibt es verlässliche Daten wieviel NOX durch welche Verbrennungsvorgänge entsteht?