Podcasttipps / Feministischer Hörgenuss: „Visible Women“ und „Should I Delete That?“
Sehnen auch Sie sich manchmal nach einem sinnvollen Zeitvertreib, wenn Sie im Stau stehen oder auf einen verspäteten Zug warten? In solchen Momenten lohnt es sich, in die Podcasts „Visible Women“ und „Should I Delete That?“ reinzuhören: Beide bieten Stoff zum Nachdenken sowie Unterhaltung.
„Visible Women“ – Caroline Criado-Perez
Nach jahrelanger Recherche und dem preisgekrönten Bestseller „Invisible Women“ über geschlechtsspezifische Diskriminierung bei der Datenerhebung setzt Caroline Criado-Perez ihre Mission fort: In ihrem Podcast „Visible Women“ erklärt sie, warum Unisex nicht gleich Unisex ist und warum Standard eigentlich Standard für den weißen Durchschnittsmann bedeutet.
Für den Durchschnittsmann
Criado-Perez, eine britische feministische Autorin, Rednerin und Aktivistin, untersucht, wie der Aufbau von Spielplätzen sich auf Kinder auswirkt; wie er dazu führt, dass Jungen Platz einnehmen und Mädchen an den Rand gedrängt werden; wie Schutzkleidung, die für den weißen Durchschnittsmann entwickelt wurde, ein Sicherheitsrisiko für Frauen und nicht-weiße Menschen darstellt; oder warum Autos im Grunde Todesfallen für Menschen sind, die nicht dem männlichen Durchschnitt entsprechen.
Criado-Perez geht mit ihrem Team all diesen Fragen auf den Grund. In 15 Episoden nehmen sie und ihr Team die Zuhörer*innen mit auf eine Reise durch ihren Forschungsprozess und zeigen, wie problematisch die geschlechtsspezifische Datenlücke wirklich ist und wie unmöglich es scheint, sie zu überwinden.
Mit Witz und Humor zeigen sie, während sie ihre Recherche schildern, wie absurd die Datenlücken sind, und dass wir als Gesellschaft noch einen langen Weg vor uns haben, bevor wir von tatsächlicher Gleichstellung reden können.
Wer sich für das Thema interessiert, sollte einen Blick auf Criado-Perez’ Publikationen werfen: 2015 veröffentlichte sie ihr erstes Buch namens „Do it Like a Woman: … and Change the World“. Hier stellt sie ihren Leser*innen Pionierinnen aus aller Welt vor.
2019 legte Criado-Perez mit einem Buch über geschlechtsspezifische Datenerhebung nach: „Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men“ (Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert). Der Bestseller gewann den Financial Times Book of the Year Award 2019 sowie den Royal Society Science Book Prize 2019. Während sie „Invisible Women“ aktualisiert, arbeitet sie derzeit an einem neuen Buch.
„Should I Delete That?“ – Alex Light und Em Clarkson
In einer Mischung aus ernsten und lustigen Episoden gehen Alex Light und Em Clarkson in „Should I Delete That?“ auf alle Details des Lebens ein. Abwechselnd erzählen die Moderatorinnen von ihrem eigenen Alltag, lesen und diskutieren aber auch Geschichten von Hörer*innen.
In diesem Podcast geht es jedoch auch darum, Frauen eine Stimme und einen Ort zu geben, um über das zu sprechen, was sie bewegt. Em und Alex erörtern, gemeinsam mit Expert*innen, wie wir eine Welt, die nicht für Frauen gestaltet ist, in einen Ort verwandeln können, an dem sich jede einzelne von ihnen gesehen fühlt.
Playboy Mansion oder Periodenkrämpfe
So erzählt Crystal Hefner, die mit 21 Jahren eine der Freundinnen von Hugh Hefner wurde, wie sie den Missbrauch in der Playboy Mansion überlebte. Maisie Hill, die Autorin des Buches „Period Power“, spricht über psychische Probleme und physische Schmerzen im Zusammenhang mit der Periode. Leanne Pero, Sozialunternehmerin, Autorin, Rednerin und Gründerin von „Black Women Rising“, erzählt im Podcast ihre Geschichte als Brustkrebsüberlebende. Sie thematisiert, wie sich Kindheitstraumata auf sie auswirken und was es bedeutet, als Frau eine Unternehmerin zu sein.
Während die Schwerpunkte auf Frauen, der Stellung der Frau in der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf Frauen liegen, existieren Frauen und Männer in der Gesellschaft natürlich gemeinsam – in einer Gesellschaft, die von patriarchalischen Strukturen geprägt ist.
Nicht nur Frauen sind von dem dysfunktionalen System betroffen, sondern auch Männer. So kommen Gäste wie Dan Richards, „The One Armed Wonder“, zu Wort: Er schildert, wie seine, durch einen Unfall verursachte, physische Beeinträchtigung sein Leben bis heute beeinflusst. Jake Brewer, Mitglied der „Magic Mike“-Besetzung, erklärt, dass Probleme mit dem Körperbild nicht nur Frauen beschäftigen, sondern auch Männer, besonders in Hollywood.
Mithilfe dieser Sujets, die von Körperbildproblemen bis hin zu „poop stories“ reichen, geben Alex und Em ihren Hörer*innen das Gefühl, dass man nicht allein ist – egal wie seltsam oder wie unbeholfen man sich in bestimmten Situationen fühlt. Tabus oder Scham existieren hier jedenfalls nicht.
- EU-Parlament gibt grünes Licht für von der Leyens Kommission - 27. November 2024.
- Eine Person lebensgefährlich verletzt – Experten ermitteln, Straße bleibt noch gesperrt - 27. November 2024.
- Sandy Artuso macht mit „Queer Little Lies“ Esch zum queeren Kultur-Hotspot - 26. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos