Luxemburg / Ferienaktivitäten beim SNJ: „Bei uns können sie noch mehr Kind sein“
Es sind Sommerferien – ein Zeitraum, in dem der „Service national de la jeunesse“ (SNJ) wieder vermehrt Zeltlager und andere Aktivitäten organisiert. Die Teilnahme daran macht offenbar sogar bei Regen Spaß, wie der Tageblatt-Besuch in Erpeldingen an der Sauer zeigt.
Der Himmel ist wolkenverhangen, es fällt Regen an diesem Wochentag Ende Juli. Dennoch ist beim Betreten des Parks rund um das Rathaus in Erpeldingen an der Sauer freudiges Gelächter zu hören. Kinder und Jugendliche laufen aufgeregt durch den Park. Die Haare von einigen sind nass – auch die Kleidung. Doch das macht den jungen Menschen nichts aus: Unbeschwert laufen sie über die Wiese und geben für ihre Teams das Beste. Mit einem Ziel: bei der Aktivität „Spiller ouni Grenzen“ als Siegerinnen und Sieger hervorzugehen.
„Das dauert den ganzen Tag und ist für viele das Highlight der elf Tage“, erklärt Corinne Quiring. Beim SNJ ist sie für den Bereich Zeltlager, Ferienfreizeiten sowie Wochenenden verantwortlich und erzählt, dass am Zeltlager in Erpeldingen rund 100 junge Menschen im Alter von neun bis zwölf Jahren teilnehmen. Es ist das „Camp Erpeldange 1“. Daneben gibt noch das „Camp Erpeldange 2“ für Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren. Hier übernachten sie zu acht auf Feldbetten in den bereitgestellten Zelten und erleben viele Abenteuer. Dies reichen von einer Wanderung bis zu hin zum Turnier „Spiller ouni Grenzen“, bei dem alle in Teams gegeneinander antreten.
„Man kann mit den Betreuern über alles reden“
Dies macht enorm viel Spaß, wie die zwölfjährige Hannah aus Kleinbettingen dem Tageblatt erzählt. „Wenn ich mich im Laufe des Jahres auf etwas freue, dann ist es das hier“, sagt sie. Hannah ist bereits zum vierten Mal dabei. „Es ist schön, mit meinen Freunden hierherzukommen, denn hier fühlt man sich immer willkommen. Die Animateure sind sehr nett und man kann ihnen alles erzählen.“ Die Zeit nach dem Camp wird Hannah mit Theaterproben verbringen und mit ihren Freunden verbringen. Außerdem steht die erste „Rentrée“ im Lyzeum an. Darauf wird sich Hannah auch noch vorbereiten.
Auf die Ferienaktivitäten aufmerksam geworden ist Hannah vor einigen Jahren durch ihre Freundin Mia. Gemeinsam mit einer weiteren Freundin melden sie sich seitdem jedes Jahr zum „Camp Erpeldange 1“ an. „Hier ist es wie in einer anderen Welt, man hat kein Zeitgefühl und denkt nicht an die Schule oder an Probleme“, erklärt die zwölfjährige Mia aus Hagen. Probleme – damit sind vor allem Hausaufgabenstress, Schwierigkeiten in der Schule oder Streit mit anderen gemeint. Mia wird in diesem Sommer noch mit Hannah Theaterproben haben, außerdem geht es während drei Wochen mit der Familie nach Frankreich.
Am liebsten wollen die Freundinnen auch noch gemeinsam im Zelt übernachten – wenn die Zeit dazu bleibt. Denn: „Schule, Hausaufgaben, Sport, außerdem ein soziales Leben – der Alltag der jungen Menschen ist heutzutage sehr strukturiert“, stellt Anne Jacobs von der Vereinigung „Groupe Animateur“ fest. Sie ist Co-Campleiterin und erzählt: „Wenn jemand hier bei etwas nicht mitmachen will, ist das in Ordnung. Bei uns können sie noch mehr Kind sein.“ Man versteht, was die Studentin meint, wenn man den jungen Menschen dabei zusieht, wie sie fröhlich mit einem Gummireifen um den Hals einen Parcours absolvieren, sich beim Slalomlauf gegenseitig anfeuern oder sich auch mal mit Schlamm bespritzen dürfen.
Die Stärken der Teilnehmer erkennen
Gleich danach gibt es eine warme Dusche, außerdem – bei diesem Schmuddelwetter besonders willkommen – heiße Schokolade oder Suppe. Ein 25-köpfiges Team kümmert sich um die Betreuung und das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen. Manche waren selbst schon als Kinder in den Camps dabei und haben dann die Ausbildung zur Betreuerin oder zum Betreuer gemacht. „Ierpelkanner“ werden sie liebevoll genannt. Co-Campleiter Jang Ast ist eines von ihnen. „Mit 16 fand ich es schade, nicht mehr teilnehmen zu können. Dann habe ich die Ausbildung zum Animateur gemacht“, erzählt der Student.
Bei aller Begeisterung ist das Vermissen des eigenen Zuhauses bei den jungen Menschen durchaus Thema. Vor allem nach der Pandemie war das der Fall, wie Anne Jacobs und Jang Ast feststellen: „Letzten Sommer hatten sie mehr Heimwehr, wahrscheinlich weil sie es durch Corona so gewohnt waren, Zeit in der Familie zu verbringen.“ Ziel der verschiedenen Aktivitäten des SNJ – die übrigens auch außerhalb von Schulferien angeboten werden – ist es laut Corinne Quiring aber eben auch, den Kindern sozusagen „eine elternfreie Zeit zu bieten“. „Sie sollen dabei merken, dass sie autonom sind. Wir versuchen, ihre Stärken zu erkennen und sie darin weiter bestärken“, sagt sie.
Jay aus Schifflingen und andere Jungs aus seinem Team geben zu, dass man die Familie schon mal vermisst. „Ich unterdrücke das dann, denn ich weiß ja, dass ich sie danach wiedersehen werde. Und hier ist es wirklich cool“, findet der ElfJährige. Er ist zum zweiten Mal in Erpeldingen dabei. Am besten gefallen haben ihm die Wanderung mit Übernachtung und das am Lagerfeuer zubereitete Essen. Da Jays Mutter während der Schulferien arbeitet, wird er auch noch an weiteren Aktivitäten teilnehmen. Gemeinsam geht es danach in den Urlaub nach Afrika, erzählt er noch schnell, bevor es mit seinem Team das nächste Spiel in Angriff nimmt.
Anmeldungen noch möglich
Bei einigen Ferienaktivitäten sind noch Plätze frei – auch bei welchen, die nicht vom SNJ, sondern von anderen Anlaufstellen veranstaltet werden. Einen Überblick dazu gibt es unter colonies.lu. Achtung: Die Webseite soll Anfang August überarbeitet werden! Das ganze Jahr über bietet der SNJ verschiedene Aktivitäten an – im Sommer natürlich mehr als sonst. Sie sind kostenpflichtig. Für zum Beispiel Kinder aus einkommensschwachen Familien oder mit Recht auf internationalen Schutz kann aber ein Preisnachlass beantragt werden beziehungsweise können auch kostenlose Plätze vergeben werden. Dafür muss bei der Anmeldung eine entsprechende Anmerkung gemacht werden. Bei Fragen wird per E-Mail an corinne.quiring@snj.lu oder animateur@snj.lu weitergeholfen.
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