Caritas / Finanzskandal: Gewissheit für Mitarbeiter gibt es erst im September
61 Millionen Euro sind bei der Caritas verschwunden. Leidtragende sind unter anderem die zahlreichen Mitarbeiter. Für sie wird es erst im September Gewissheit geben, ob sie bei der Caritas bleiben können oder nicht. Smail Suljic, Zentralsekretär im OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen, gibt Antworten auf die drängendsten Fragen.
Tageblatt: Wie ist der Stand der Dinge bei der Caritas aus Sicht der Mitarbeiter?
Smail Suljic: Bei unserer bisher letzten Sitzung mit dem Krisenkomitee in der vergangenen Woche konnte uns keine Garantie für einen Arbeitsplatzerhalt der Caritas-Mitarbeiter ausgesprochen werden. Das Krisenkomitee macht gerade eine tiefgründige Analyse, wer unter welchen Umständen und mit welchen Verträgen bei der Caritas arbeitet. Da diese Analyse eben erst begonnen wurde, konnten uns keine weiteren Details mitgeteilt werden. Ihr Ziel ist es, möglichst viele Mitarbeiter mit in die beiden neu gegründeten Entitäten zu übernehmen. Bei all den staatlich konventionierten Aktivitäten scheint es allem Anschein nach keine größeren Probleme zu geben. Die wichtigere Frage lautet: Was passiert mit denen, die nicht in einem konventionierten Bereich arbeiten.
Wie viele Arbeitnehmer fallen unter den nicht konventionierten Bereich?
Das ist eine Frage, die noch nicht abschließend geklärt ist. Die Frage hat Premierminister Luc Frieden uns auch gestellt, woraufhin wir uns mit der Personalabteilung in Verbindung gesetzt haben. Die haben uns dann gesagt, dass sie alles erst mit dem Krisenkomitee klären müssten. Als wir uns dann mit dem Krisenkomitee getroffen haben, lagen aber immer noch keine endgültigen Zahlen vor. Mutmaßlich handelt es sich aber um 40 oder 50 Mitarbeiter. Der Großteil der insgesamt rund 500 Caritas-Beschäftigten arbeitet im konventionierten Bereich.
Gibt es einen Zeitplan für die nächsten Wochen?
Das Kristenkomitee muss jetzt erst einmal seine Arbeit machen. Wir werden uns Anfang September dann als Personalvertreter noch einmal mit dem Krisengremium treffen. Ich schätze, dass uns dann auch die weiteren Pläne vorgestellt werden. Meines Wissens steht der Präsident des Krisenkomitees, Christian Billon, in einem sehr engen Austausch mit Luc Frieden. Da beide derzeit im Urlaub verweilen, denke ich nicht, dass in unmittelbarer Zukunft viel passieren wird.
Wie steht es um die Gehälter der Mitarbeiter?
Die Gehälter für August sind noch gesichert, die für September nicht mehr. Bis dahin soll dann aber eine Lösung für einen Großteil der Mitarbeiter stehen.
Wie hoch ist der Betrag der auszuzahlenden Gehälter?
Das kann ich nicht genau sagen, da kenne ich auch nur die Beträge, die in der Presse genannt wurden. Christian Billon war aus unserer Sicht jedoch sehr konstruktiv und hat uns alle Fragen beantwortet, auf die er antworten konnte. Er scheint sehr vorsichtig zu sein, weswegen er auch keine Garantie aussprechen wollte. Das wäre seinem Erachten nach verantwortungslos gewesen.
29 Millionen Euro
Die derzeit wegen Veruntreuung vieldiskutierte Caritas hat zwischen dem Jahresbeginn 2024 und dem 18. Juli rund 29,26 Millionen Euro vom Staat erhalten. Das geht aus einem Bericht des Luxemburger Wort vom Dienstag, 13. August, hervor. Als Quelle nennt die Zeitung eine Antwort seitens des Staatsministeriums auf eine Anfrage. Etwa 24 Millionen davon seien Zahlungen, die von Luxemburger Ministerien für Projekte im Großherzogtum an die Caritas gezahlt wurden. Diese Zahl beziehe sich dabei ausschließlich auf Caritas-Einrichtungen, die von den Unterschlagungsvorwürfen betroffen sind.
„Mit den fast 24 Millionen Euro liegt der Betrag nochmal deutlich höher als die ursprünglich kommunizierten 21,5 Millionen“, heißt es in dem Artikel. „Das liege daran, dass die ,angegebenen Zahlen alle Zahlungen (beinhalten), die seit dem 1. Januar im Rahmen der Vereinbarungen getätigt wurden, auch wenn sie früheren Haushaltsjahren zugeordnet sind, während die erste Schätzung auf der Haushaltsrechnung des Haushaltsjahres 2024 basierte‘, so das Ministerium in seiner Stellungnahme.“ Außerdem seien darin auch Zahlungen enthalten, „die im Namen von Sonderfonds und staatlichen Diensten mit getrennter Verwaltung getätigt wurden“.
Zusätzlich zu den 24 Millionen für Projekte in Luxemburg kämen dann noch die vom Außenministerium unterstützten internationalen Vorhaben von Caritas Luxembourg hinzu. „Laut einer Antwort von Kooperationsminister Xavier Bettel (DP) auf eine parlamentarische Frage erhielt die Caritas-Stiftung im laufenden Jahr 5,26 Millionen Euro an Direkthilfen für sechs Projekte im Ausland“, heißt es in dem Bericht. (mb)
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