Wiederöffnung / Fitnessstudios hoffen auf Disziplin und Kunden
Ab heute dürfen die Muskeln wieder gestählt werden. Während die großen Ketten nicht so stark von der Corona-Krise in Mitleidenschaft gezogen wurden, haben viele kleinere Fitnessstudios mit Existenzängsten zu kämpfen. Bei „Maximouss“ in Zolver hofft man vor der Wiedereröffnung darauf, dass die „Netflix-Gewohnheiten“ sich nicht auf die Kundenzahlen auswirken werden.
Am vergangenen Montag teilte die Regierung mit, dass u.a. Kneipen, Restaurants, Schwimmbäder und Fitnessstudios in dieser Woche wieder unter bestimmten Bedingungen ihre Türen öffnen dürfen. „Das kam schon sehr überraschend. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Noch vor einer Woche gingen wir davon aus, dass es bis zum 31. Juli dauern würde“, sagt Moussaab Rachidi. Der 45-Jährige ist ein alter Hase im Fitness-Business. Seit über 20 Jahren ist der ehemalige Bodybuilder als Trainer aktiv.
Eine Ausnahmesituation wie diese hat aber auch Rachidi noch nicht erlebt. Seit Montag versucht er, seine Räumlichkeiten für die Wiedereröffnung am kommenden Montag vorzubereiten. „Alles konnte ich nicht umstellen. Einige Geräte wiegen ohne Gewichte fast eine halbe Tonne. Außerdem rennen mir die Kunden davon, wenn nur die Hälfte der Maschinen da ist.“ Rachidi hofft vor allem auf die Disziplin seiner Kunden und hätte sich ein bisschen mehr Klarheit von der Regierung gewünscht: „Es wurden ausschließlich Empfehlungen ausgesprochen. Das könnte dazu führen, dass die Leute es nicht ernst nehmen, weil es kein Verbot ist. Aber ich zähle auf meine Kundschaft, die sehr diszipliniert ist“, sagt Rachidi, der in den kommenden Wochen auch die Aufgabe des Regelhüters übernehmen muss.
Wer bei „Maximouss“ trainieren will, muss ab Montag eine Maske tragen, Schuhe dabei haben, die vorher nicht auf der Straße benutzt wurden, und den geforderten Abstand von zwei Metern halten. Gespräche an den Geräten will Rachidi unterbinden. 15 Liter reiner Alkohol stehen bereit, damit die Kunden Hände und Maschinen desinfizieren können. Wer die Regeln nicht einhält, riskiert einen Verweis. Plexiglaswände, um die Kundschaft voneinander abzuschirmen, ließ das Budget nicht mehr zu. „Das Firmenkonto ist leer. Solche Ausgaben kann ich derzeit nicht machen. Ich weiß ja nicht einmal, wie meine Situation nach dem ersten Monat aussehen wird“, sagt der Studiobesitzer.
„Wie eine Droge“
Während der Corona-Krise waren die Einnahmen gleich null. Rachidi annullierte alle Abos, „um Probleme mit meinen Kunden zu vermeiden“. Im Gegensatz zu anderen Muckibuden verzichtete der 45-Jährige auf Coaching per Videokonferenz. „Ich bin ein Profi. Mit einem Video kann man dem Kunden nichts zeigen. Es ist wichtig, dass die Bewegungen richtig ausgeführt werden, und während der Übung Anpassungen zu machen. Das ist aus der Distanz nicht möglich.“
Wie viele Selbstständige ist auch Rachidi noch nicht in den Genuss der staatlichen Finanzspritzen gekommen. „Ich kenne Leute, die bereits etwas Geld bekommen haben, andere haben sechs Anträge eingereicht, bevor etwas überwiesen wurde. Wenn du als Selbstständiger einen Monat keine Einnahmen hast, kann es sehr schnell bergab gehen.“ Rachidi geht davon aus, dass nicht alle seine Kunden ins Fitnessstudio in der Mini-Mall „Zolvereck“ zurückkehren werden. „Das Gehirn des Menschen gewöhnt sich schnell an Sachen. Netflix ist zum Beispiel wie eine Droge. Am Montag werden sich mit Sicherheit einige Kunden sagen, dass sie erst am kommenden Montag wieder mit dem Training anfangen werden, und so weiter und so fort.“
Immerhin hatte die arbeitslose Zeit einen Vorteil. Rachidi konnte viel Zeit mit seiner vor drei Monaten geborenen Tochter verbringen.
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Lasst die Muskeln wieder spielen.