Flashback 2020 / „Grad elo“: Drei Düdelinger eröffnen das vegane Restaurant „Rucolino“ in ihrer Heimatstadt
Anfang 2020 war noch alles anders. Wie sehr hat das vergangenen Jahr die Welt und Luxemburg verändert? Bis Silvester präsentiert das Tageblatt die interessantesten und bewegendsten Artikel des Jahres der Corona-Pandemie. Dieser Artikel wurde zuerst am 21. Oktober veröffentlicht.
Chris Diederich (33), Daniel Zenari (31) und Doris De Paoli (61) eröffnen am 2. November das vegane Weinbar-Restaurant „Rucolina“ in der rue du Commerce. Neben der italienisch-marokkanischen Küche wollen sie ihre Heimatstadt nicht vergessen und Weine anbieten, die nicht überall auf der Karte stehen. Ihnen habe auch die „Hochzeit von Jung und Alt“ sehr gut gefallen, erzählt Doris De Paoli. Seit einem Jahr planen sie zusammen an ihrem Projekt. Die 61-Jährige ist für den verwaltungstechnischen Aspekt zuständig. Chris und Daniel kümmern sich währenddessen um den Service und denken sich die Gerichte aus. „Die beiden stecken voller Energie und ich lerne jeden Tag etwas dazu“, schwärmt Doris. Ihre Küchenchefin Ilham bringt währenddessen die marokkanische Küche mit ins „Rucolino“.
„Covid hat gezeigt, dass sich alles lokaler abspielen muss“, sagt Chris Diederich. Die Räumlichkeiten haben sie vor etwas mehr als einem halben Jahr übernommen, als das Virus bereits zum neuen Alltag gehörte. „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, mit der alle klarkommen müssen“, ergänzt Daniel Zenari. Der Hauptgedanke war, dass es gerade jetzt wichtig sei, ein anderes „Mindset“ an den Tag zu legen. Da die Menschen gerade lernten, damit umzugehen, sei es ein guter Moment für die Eröffnung. „Wenn wir diese Phase überstehen, ist das eine Bestätigung für unsere Idee und unser Konzept“, so der 31-jährige Daniel weiter.
Zum Thema Nachhaltigkeit haben sich Chris und Daniel ebenfalls viele Gedanken gemacht. Sie haben sich vorgenommen, weniger Abfall zu produzieren, auch bei der Essenszubereitung. Das Wasser wird gefiltert, sodass keine Flaschen transportiert werden müssen und weniger Plastikmüll anfällt. Dazu wollen sie zeigen, dass die auf pflanzen-basierte Ernährung positiv für den Körper ist, gerade in Kombination mit Sport. Das Ziel sei es, diesbezüglich eine andere Denkweise zu erschaffen, sagt Daniel. Bei der Einrichtung des Restaurants – mit, Covid-19 bedingt, 30 Sitzplätzen – wurden Einrichtungsgegenstände vom vorherigen Lokal übernommen oder eigens angefertigt.
Italienische Tapas mit passendem Wein
Chris und Daniel tragen die Idee, etwas zusammen zu eröffnen, „das in Richtung Essen geht“, bereits seit einigen Jahren mit sich herum. Vor einem Jahr wurde das Projekt langsam konkreter. „Wir bieten eine plant-based Küche an mit Mittagsmenü und abends sind wir eine Weinbar“, sagt Chris. Die Weine stammen zu 80 Prozent aus Italien, der Rest wird unter anderem in Frankreich hergestellt oder lokal in Luxemburg. Die italienischen Weine werden speziell aus Venetien importiert. Dazu wollen sie sich mit „Cicchettis“, italienischen Tapas, einen Namen machen. Ursprünglich stammen diese belegten Brotscheiben aus Venedig, die die Gondolieri mit einem Glas Wein zwischen den Fahrten gegessen haben.
Pesto ist ein weiterer Ursprung ihrer Restaurant-Idee. Als eine Art Test haben Chris und Daniel letztes Jahr ihr selbstgemachtes Pesto auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Das Geschäft lief dabei so gut, dass sie jeden Abend wieder neues herstellen mussten, da alles ausverkauft war. „Das war die Bestätigung, die wir brauchten, um unser Vorhaben definitiv zu starten“, sagt Chris.
Hommage an die „Forge du Sud“
Dem Begriff „Rucolino“ sind die beiden Anfang 30-Jährigen während einer Italienreise begegnet, als sie abends beim italienischen Kartenspiel Scopa auch öfters den Rucola-Likör getrunken haben. Als das Projekt „eigenes Restaurant“ dann konkreter wurde, war ihnen schnell klar, dass der Name „Rucolino“ bei ihnen hängen geblieben war.
In Düdelingen zu bleiben, war den drei wichtig. Die Deko gilt als Hommage an ihre Heimatstadt und an die vielen Schmelzarbeiter. An den Wänden hängen vergrößerte Fotos, die zum einen ihre Familie zeigen und gleichzeitig die Geschichte Düdelingens erzählen. Auf einem Bild ist etwa der Urgroßvater von Chris zu sehen, der damals der Chef der Gießerei war. Auf dem Foto daneben sind drei Frauen abgebildet, drei Schwestern, die sich drei „Diddelenger Jonge gekroopt hunn“, wie Doris sagt. Eine der drei Frauen war ihre Mutter. Die Stadtverwaltung hat ihnen einige Fotos für das Restaurant zur Verfügung gestellt. „Es geht uns auch darum, Düdelingen zu zeigen und die Arbeiter zu würdigen, die so vieles mit hierher gebracht haben“, findet Chris.
Eine große Eröffnungsfeier kann aufgrund der bekannten Umstände nicht stattfinden. Weitere Informationen zum Restaurant wird es in Kürze über die „Rucolino“-Facebook- und -Instagram-Seite sowie auf einer eigenen Homepage geben.
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