/ Flèche du Sud startet mit Vollgas in die 70. Auflage
Die Organisatoren der Flèche du Sud tischen mit dem Prolog gleich zu Beginn einen Leckerbissen auf. Die Rundfahrt verspricht wieder spannend zu werden – und vielleicht wieder einen der Stars von morgen zu entdecken.
Die Zeichen stehen gut für die luxemburgischen Fahrer. Bei fünf der bisher sieben runden Geburtstage konnte ein Fahrer aus dem Großherzogtum die Flèche du Sud gewinnen. Beim 10. Jubiläum war es der Escher Bruno Martinato, beim 20. Roger Gilson, die 30. Flèche gewann Conny Neiertz und Kim Kirchen die 50. Lediglich beim 40. und 60. Jubiläum machten mit Daniel Lanz und Simon Zahner zwei Schweizer den einheimischen Sportlern einen Strich durch die Rechnung.
Ob die Leyders, Thills, Wirtgens und Co. die luxemburgische Jubiläums-Bilanz aufbessern werden, bleibt abzuwarten. Wie jedes Jahr ist die Konkurrenz bei der Flèche enorm. Mit dem 34-jährigen Tschechen Jan Barta steht immerhin ein Fahrer mit langjähriger WorldTour-Erfahrung in der provisorischen Startliste, die gespickt ist mit gestandenen Fahrern aus dem In- und Ausland sowie talentierten Nachwuchshoffnungen.
Auch wenn die Luxemburger nicht unbedingt zu den großen Favoriten auf den Gesamtsieg zählen, so haben sie doch das Potenzial, dem Rennen ihren Stempel aufzudrücken. „Leopard“ Pit Leyder brachte im vergangenen Jahr immerhin das Kunststück fertig, aufs Podium der Tour de Luxembourg zu fahren. Lange Zeit zum Einrollen bleibt dem Peloton nicht. Am Mittwoch geht es um 18.30 Uhr los mit einem kurzen, aber heftigen Prolog in Esch (siehe auch Artikel unten), der zu Ehren des im vergangenen Jahr verstorbenen Präsidenten der Velo Union Esch, Frunnes Maroldt, organisiert wird.
Optimales Terrain für angriffslustige Fahrer
Es kommt also gleich am ersten Tag zu Zeitabständen im Gesamtklassement, wodurch ab der ersten Etappe am Donnerstag mit Start und Ziel in Rümelingen der Kampf ums Gesamtklassement beginnen wird. Das Profil der Etappe ist vielversprechend, mit nicht weniger als sieben Bergwertungen. Optimales Terrain für angriffslustige Fahrer, die kein Risiko scheuen. Allerdings sollte man sich noch ein paar Reserven für die darauf folgenden Tage aufsparen. Am Freitag steht die Königsetappe rund um Bourscheid auf dem Tagesmenü. Eine Spielwiese für Kletterspezialisten, bevor die Flèche samstags Richtung Osten zieht, mit Start in Mondorf und Ankunft in Roeser. Die Schwierigkeiten des Tages stehen dann eher zu Beginn auf dem Programm, sodass die Sprinter ihre Chance haben dürfen, genau wie auf der letzten Etappe am Sonntag von Kayl nach Esch.
Dabei sollten die Klassementfahrer auf den letzten Etappen auf der Hut sein. 2015 entriss der Spanier Victor de la Parte dem Belgier Gaëtan Bille das LeaderTrikot noch auf der letzten Etappe nach Esch. Victor de la Parte fährt am Mittwoch – wie der Sieger der Flèche 2012, Bob Jungels, und der Zweite von 2009, Ben Gastauer – beim Giro d’Italia. Die Flèche ist ein Sprungbrett ins Profilager. Fünf Tage haben die Flèche-Teilnehmer nun die Möglichkeit, auf den luxemburgischen Straßen auf sich aufmerksam zu machen. Es ist die Möglichkeit, vielleicht einen Blick auf einen kommenden Tour-de-France-Sieger zu werfen.
Spektakulärer Auftakt mit Rampe und riskanter Abfahrt
Spektakulär ist er allemal, der Auftakt zur 70. Flèche du Sud, denn die 3,25 Kilometer des Prologs mit Start und Ziel auf dem Brillplatz haben es heute in sich. Da ist zuallererst der kurze, aber knackige Anstieg des „Dieswee“. Eine regelrechte Rampe mit durchschnittlich 15,9% Steigung (22,5% maximal). Gefährlich könnte es in der Abfahrt werden, zumal der Straßenbelag, wie könnte es in Esch auch anders sein, nicht gerade optimal ist. Spätestens in Höhe des Stade Emile Mayrisch werden die Fahrer 70 km/h erreicht haben, was bei den anschließenden Kurven nicht so ohne ist.
Charel Meyers vom LC Tetingen, der die Strecke am Dienstag mit dem Tageblatt abfuhr, sieht das jedoch nicht dramatisch: „Natürlich muss man aufpassen, doch der Belag wurde an den wichtigen Stellen ausgebessert. Wenn man die richtige Linie fährt, sollte es gehen. Aber man muss auch abwarten, wie das Wetter wird. Und die Sichtverhältnisse werden für den einen oder anderen, der spät startet, unter Umständen zum Problem“, so Meyers. Sein Fazit: „Wir sind Rennfahrer und solche Strecken gewohnt. Außerdem hat jeder Starter die Möglichkeit, den Parcours vorher abzufahren“.
In anderen Worten: Beim Prolog kann man die diesjährige Flèche sicher nicht gewinnen, aber verlieren schon. Der erste Fahrer wird die Strecke um 18.30 Uhr in Angriff nehmen, um 20.59 Uhr startet der letzte.
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