Ein Besuch vor Ort / Fleischloser Montag in den Luxemburger Schulkantinen sorgt für Aufregung
Der Kantinenbetreiber Restopolis hat vergangene Woche in drei Luxemburger Schulkantinen den „Veggie Monday“ eingeführt. Ein Schritt, der anscheinend nicht jedem gefällt. Restopolis-Direktorin Monique Ludovicy betont, dass es sich dabei nicht um ein „Diktat“ handelt.
Mehr Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse: Der Luxemburger Kantinenbetreiber Restopolis setzt seit kurzem vermehrt auf vegane und vegetarische Gerichte, „um die Gäste in Schulen und Universitäten zu ermutigen, die Vorzüge und die Vielfalt der vegetarischen Küche zu entdecken“. Das schreibt das Bildungsministerium in der Broschüre „Food4Future“. Das Essen in den Schulkantinen soll nachhaltiger und gesünder werden. Ein Teil dieser Initiative ist der „Veggie Monday“, der vergangene Woche im „Lycée Michel Rodange“, „Lycée Aline Mayrisch“ und im Athénée eingeführt wurde. Einmal pro Woche gibt es in den jeweiligen Cafeterien nur vegetarische oder vegane Gerichte. „Die anderen fünf Kantinen auf dem Campus ,Geesseknäppchen‘ bieten montags auch weiterhin Fleisch und Fisch an“, präzisiert Restopolis-Direktorin Monique Ludovicy gegenüber dem Tageblatt.
An diesem fleischlosen Tag, der als Pilotprojekt bis Karneval läuft, scheinen sich allerdings die Geister in Luxemburg zu scheiden. „Eine Sauerei, die Kinder sollen etwas Ehrenwertes zu essen bekommen“, schreibt ein empörter Mann auf Facebook. Der Ex-LSAP-Minister Robert Goebbels schreibt in seiner Carte blanche auf RTL sogar, dass es sich dabei um „einen staatlichen Eingriff in die Freiheit der Bürger“ handele und Bildungsminister Claude Meisch seine Finger vom Menü „unserer Kinder“ lassen solle. Eine Einstellung, die Ludovicy nicht versteht. „Es ist kein Diktat – es handelt sich dabei um eine Sensibilisierung in den drei Schulen“, sagt die Direktorin. Die Schüler könnten auch weiterhin in eine der anderen Schulkantinen auf dem betroffenen Campus gehen.
Vor allem handele es sich bei der Aktion um einen expliziten Wunsch der Schüler in den jeweiligen Einrichtungen. „Wir haben in den drei Schulen eine Umfrage gestartet und der größte Teil der Schüler war für einen Veggie Monday“, sagt Tim Winzen, Abschlussschüler am „Lycée Michel Rodange“. Er hatte sich am Anfang des vergangenen Schuljahres mit Schülern aus den beiden anderen Gebäuden für einen fleischfreien Tag pro Woche eingesetzt – obwohl er selbst nicht Vegetarier oder Veganer ist. „Wenn die drei Schulen zusammenarbeiten, dann haben wir mehr Einfluss“, sagt der 18-Jährige. Das habe sich schlussendlich auch bewahrheitet. Denn: Meisch selbst habe ihnen gesagt, dass das Projekt nicht den Weg in die Kantinen geschafft hätte, wenn nur eine einzige Schule hinter der Initiative gestanden hätte.
Gesund schmeckt nicht?
60 Prozent der Menschen essen laut Sabrina Dell’aera Monteiro – Ernährungsberaterin bei Restopolis – nicht jeden Tag Obst und Gemüse. „Für uns ist es deshalb wichtig, die Menschen über eine ausgewogene Ernährung zu informieren, in der Gemüse und Hülsenfrüchte eine wichtige Rolle spielen“, sagt Dell’aera Monteiro im Gespräch mit dem Tageblatt. Eine breitere Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen soll den Schülern den Griff zum Gemüseteller schmackhafter machen. „Wir geben unser Bestes, dass die Gerichte so lecker wie möglich schmecken, damit die Menschen auch Freude daran haben, die Speisen zu entdecken“, sagt die Ernährungsberaterin.
Was ist Vegetarismus?
Vegetarier essen keine Produkte oder Nebenprodukte der Tierschlachtung. Sie essen auch keine Lebensmittel, die mit Verarbeitungshilfsstoffen aus der Schlachtung hergestellt wurden. Heißt: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Insekten, Gelatine, tierisches Lab, Brühe oder Fett von Tieren haben grundsätzlich keinen Platz in einem vegetarischen Gericht.
Doch schmeckt das auch wirklich? „Mein Sohn sagt mir oft, dass das Essen schlecht ist“, sagt ein Kommentator auf Facebook. Giulia Gaetti, Schülerin am „Lycée Aline Mayrich“ und Mit-Initiatorin des fleischlosen Tages, zeigt sich enttäuscht über den Auftakt des Veggie Monday vergangene Woche. „Bei uns hat das vegetarische Gericht am Montag nicht so gut geschmeckt“, sagt sie. Normalerweise seien die vegetarischen Menüs allerdings ganz in Ordnung, versichert sie. Ein Problem, das auch den Eltern bekannt ist. „Wir bekommen sehr viel Feedback, das nicht sonderlich positiv ist“, sagt der Präsident der nationalen Elternvereinigung RNP, Alain Massen, gegenüber dem Tageblatt. Sowohl Qualität als auch Quantität seien in verschiedenen Kantinen ein Problem. Die Elternvereinigung werde sich diese Problematik in den nächsten Monaten genauer anschauen und auch bei den Eltern nach der Zufriedenheit mit dem Schulessen fragen.
Monique Ludovicy ist hingegen der Meinung, dass die vegetarischen Gerichte „wirklich top“ sind. „Beim Veganen sind wir noch in einer Entdeckungsphase, das will ich nicht verheimlichen“, sagt die Restopolis-Direktorin. Für sie liege das Problem allerdings woanders. „Wir sagen alle, dass wir für Nachhaltigkeit sind, aber viele Menschen haben ein Problem damit, das auch zu leben“, meint Ludovicy. Die Menschen müssten sich erst an das Essen gewöhnen.
Menüplanung bei Restopolis
Die Menüs für das ganze Land entstehen beim Kantinenbetreiber laut Sabrina Dell’aera Monteiro als Gruppenarbeit. „In der Gruppe befinden sich Experten, die den Geschmack der Gäste kennen, andere kennen sich mit lokalen Zutaten aus und noch andere, wie ich, beschäftigen sich mit dem gesundheitlichen Aspekt“, sagt die Ernährungsberaterin. Ein Koch helfe schlussendlich bei der Umsetzung. Nach der internen Validierung würden die Menüs der nächsten acht Wochen an die Köche, die auch noch einmal Feedback geben können, weitergeleitet werden.
Was ist Veganismus?
Veganer ernähren sich pflanzlich und verzichten auf alle tierischen Lebensmittel wie Fleisch (einschließlich Fisch, Schalentiere und Insekten), Milchprodukte, Eier und Honig. Außerdem meiden sie aus Tieren gewonnene Materialien, an Tieren getestete Produkte und Orte, an denen Tiere zur Unterhaltung eingesetzt werden.
Ganz wichtig bei den vegetarischen und veganen Gerichten seien die Gewürze. „Egal ob vegetarisch oder nicht, es muss einfach gut schmecken“, sagt Dell’aera Monteiro. Bei den veganen Speisen müsse man auf die Proteinquelle achten. „Um dieselbe Qualität an Protein wie bei Fleischprodukten zu haben, muss man mit einer Kombination aus Getreide und Hülsenfrüchte arbeiten“, sagt Dell’aera Monteiro. Tofu oder Produkte wie Quorn seien auch eine Möglichkeit. Das vegane Menü bestand am Montag aus Reis und gekochtem Wurzelgemüse.
Monique Ludovicy betont allerdings, dass jede Schule anders sei. In der „Essensoase Forum“ ist laut Monique Ludovicy viel mehr möglich als in der kleinen Cafeteria des „Lycée Michel Rodange“. Auch die Präferenz der Kunden und die Art der Schule spiele eine Rolle. Restopolis definiere den Standard und danach werde von Fall zu Fall noch einmal entschieden. „Die Uni und Gymnasien, die sich sehr viel mit Nachhaltigkeit beschäftigen, sind offener gegenüber vegetarischen und veganen Gerichten als andere Schulen“, sagt die Restopolis-Direktorin. Es komme also vor, dass eine Schule ein größeres fleischfreies Angebot habe als eine andere.
Umgewöhnung – auch für die Köche
Restopolis bietet laut Ludovicy seit fast 20 Jahren vegetarische Gerichte an und sei in dieser Hinsicht Vorreiter. „Beim Veganen sind wir schon seit über einem Jahr dabei, die Köche und Anbieter psychologisch vorzubereiten“, sagt die Direktorin. „Sie haben uns gesagt, das geht nicht.“ Die Nachfrage werde allerdings immer größer. 65 Prozent der verkauften Gerichte im ganzen Land seien vergangene Woche vegetarisch oder vegan gewesen – „und das ohne, dass wir den Menschen die vegetarischen und veganen Gerichte aufzwingen“, betont Ludovicy erneut. Der Erfolg der fleischlosen Alternativen müsse allerdings nichts heißen, da diese Zahlen stark von den Menüs abhängig seien.
Der Kantinenbetreiber biete seit Pfingsten vegane Gerichte an. Dabei handele es sich allerdings um die vegetarischen Menüs – ohne die nicht-veganen Elemente. „Nach den Allerheiligen-Ferien haben wir progressiv angefangen, ein- bis dreimal pro Woche eigenständige vegane Gerichte zu kochen“, sagt Ludovicy. Gute Nachricht für Veganer: Bis zu den Sommerferien soll es neben dem vegetarischen Gericht fünfmal pro Woche ein eigenständiges veganes Gericht geben. „Das müssen wir sehr sanft machen und die Köche bei der Hand nehmen“, sagt Ludovicy. Restopolis setze deswegen verstärkt auf Weiterbildung, um die Köche auf die neuen veganen Gerichte vorzubereiten. Das gehe allerdings nicht von heute auf morgen. „Das sind immerhin 600 Menschen, die man umprogrammieren muss“, sagt Ludovicy.
Weitere Schulen hätten bereits Interesse an einem Veggie Monday gezeigt – allerdings führe Restopolis diesen fleischfreien Tag nur dann ein, wenn die Schüler an den jeweiligen Schulen dies auch fordern. „Schüler, Lehrer, Presse und Köche müssen uns unterstützen – allein können wir nichts machen“, so Ludovicy.
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Als Vegetarier lehne ich es ab , Mitbürger zum fleischlosen Konsum zwingt. Freiheit ist auch das zu essen , was einem beliebt.
Ech well iessen wat ech well, wou ech well a wéini ech well 7/7 ! Keng diktatur fir meng geloscht op iessen a fir mäi mo! Da mat do och 1 petition an demo… !
Ma da ginn kids méindes net an kantinn, ma si lafen iwwert strooss an de fast food, döner, frittebud, bäcker, êpicerie…, wa si hire freie wellen beim iessen halen!
A wann aner kids a profs den veggie tuesday or friday wellen? Wat e kabes. All dag vun allem, y basta !!!
Zu meiner Zeit, als unser Grossherzogtum noch authentisch und katholich war , wurde freitags kein Fleisch verzehrt. Dass die Nachfolger der früheren Patrioten von denen viele ihr Leben für ihre HEEMECHT gaben, jetzt diese gesunde Tradition wieder an einem Montag anstatt wie früher an einem Freitag einführen wollen ,der Tag spielt keine Rolle, finde ich grossartig. Ich sehe darin einen ersten wenn auch zaghaften Schritt « daat Aalt Lëtzëbuerg fun den Doudegen ze »erwecken, oder ?
Madame Sabrina Dell’aera soll emol déi Vinaigretten aus puerem Zocker do eraus huelen – dono ass ernährung e bëssi méi gesond. Déi Zalot gesäit och net esou aus, wéi wann se direkt aus dem Gaart op den Teller kennt.
Ist Fleisch wirklich noch „ein Stück Lebenskraft“?
„In der Nutztierhaltung werden Hormonpräparate, Antibiotika und Antiparasitika gegen Infektionen durch Bakterien, tierische Einzeller und Parasiten eingesetzt“ …und das nicht zu knapp!
Täglich als Alternative anbieten, aber nicht strikt einen Tag in der Woche wäre der bessere Weg.
Vegetarisch kochen in Kantinen, naja. Hier muss alles sehr frisch zubereitet werden sonst schmeckt es nur bedingt. Vegetarisch kochen ist eine Kunst die nicht jeder drauf hat, sogar Spitzenköche scheitern dabei.
Oh mei,waat eent Getuuts,ech sin baal 78 Joër aal,an ech wees nach gudd,dass bei mengen Elteren nach laang nit all Daag Fleesch um Programm war….mee,daat ass schons esou laang hiër,an ech iëssen elo och nach mindestens zwemol d’Woch keen Fleesch,awer nit nemmen Grings,ewell daat hält nit duër!Mee,haut gët jo aus all kleng Mëck eent riesegt Nashorn gemeet an do sin deï gring Braddelpitti’en gud drun bedeeligt,leider!An haut ass eng gudd Ärtriwwel um Programm,youppiii!
@Leila:Als Vegetarier habe ich mich intensiv mit den vegetarischen Produkten beschäftigt. Oft sind biologische Produkte mit mehr chemischen Rückständen belastet als meine sektierischen Veggiebrüder wahr haben wollen. Auch in vegetarischen Produkten gibt es Zusätze die nicht unbedingt gesundheitsfördernd sind. Die Zeitschrift Warentest hat schon oft solch verblüffende Resultate belasteter vegetarischer Produkte publiziert. Der immer mehr umgreifende Ökosozialismus beraubt die Menschen ihrer Freiheiten und jener Zeitgenosse der Fleisch essen mag, soll dies zu vernünftigen Preisen sich auch leisten können und schmecken lassen. Diese immer mehr um sich greifende , ökologische Vorschrifts-,Verbotspolitik der Grünkapitalisten nervt . Wären unsere ökologischen , veganen Freunde so kämpferisch wenn ganze Naturgebiete ( Norden Portugal,600 ha) mit Bergketten,Seeen für den Tagebau Lithium im Zusamnenhang mit der E Mobilität zerstört werden , könnte ich noch Nachsicht walten lassen in Punkto Fkeischkonsum, aber diese Heuchelei von Tierwohl, Klimaschutz ist nur Mittel zum Zweck grüner Politik.
Dann ess ich jetzt die doppelte Portion Fleisch. Schmeckt und macht satt.
Stell dir vor, es ist Veggie-day und keiner geht hin.
Die Schüler sollten erst mal lernen was für den von Natur aus als Allesfresser (wie das Schwein) einzustufenden Menschen auf das gesunde Menu gehört. Dann sollte ihm die frei Wahl angeboten werden.
Vegan ist keine gesunde Ernährung! Deshalb schlucken die meisten Veganer Lebensmittelergänzungsstoffe. Die stammen aus der tierischen Lebensmittelkette unter Form von Pillen, denen man ihren Ursprung nicht mehr absieht. Aber ohne sie kommt es schnell zu pathologischen Mangelerscheinungen.
Der gesunde Mensch braucht tierische Proteine, nicht zuviel, aber genügend!
@Leila
„In der Nutztierhaltung werden Hormonpräparate, Antibiotika und Antiparasitika gegen Infektionen durch Bakterien, tierische Einzeller und Parasiten eingesetzt“
Ja, In den USA:
Et gëtt giess, wat op den Dësch kënnt a basta.
Si gi jo net gezwongen an d’Kantine ze goen.
Winston, träumen Sie weiter…
„Wir haben in den drei Schulen eine Umfrage gestartet und der größte Teil der Schüler war für einen Veggie Monday“,
Dann géif ech déi Ëmfro awer gären gesinn a virun allem wien do matgemaach huet well meng Kanner sinn och am Aline Mayrisch, an si wëssen näischt vun esou enger Ëmfro…
Super Initiative!
E Schratt an déi richteg Richtung.