Sicherheit / „Flemm“ im Garer Quartier: Protestaktion zieht 500 Teilnehmer an
Mit einem Protest haben Bewohner des Bahnhofsviertels ihrem Unmut über die Lebensbedingungen in ihrem Viertel freien Lauf gelassen. Der versuchten Instrumentalisierung durch rechtsextreme Politiker erteilten die Organisatoren eine klare Absage.
Aus dem Sprachengewirr am Samstagvormittag an der place de Strasbourg im hauptstädtischen Bahnhofsviertel lassen sich Wortfetzen auf Italienisch, Französisch, Deutsch und Luxemburgisch heraushören. Rund 500 Personen haben sich eingefunden. Sie alle wollen bessere Lebensbedingungen – wie das erreicht werden soll, darin scheinen sich nicht alle einig.
Laurence Gillen ist eine der Organisatorinnen des Protestes. „Mir hunn einfach d’Flemm mat der Situatioun“, sagt sie im Gespräch mit dem Tageblatt. Ihr ganzes Leben lang wohne sie bereits im Luxemburger Bahnhofsviertel, noch nie sei die Situation so schlimm gewesen. Gillen wird den Protest mit einem Banner mit dem Schriftzug „Save Gare for a safe Luxembourg“ über die rue de Strasbourg, die avenue de la Liberté, die Adolphe-Brücke und durch die Grand-rue bis vor die Chamber führen. Seitdem sich einige Bürger vor zwei Monaten zusammengeschlossen hätten, habe sich schon einiges verbessert. „Vor der Schule werden weniger Drogen konsumiert“, stellt Gillen fest. Insgesamt sei die Drogenkriminalität weniger sichtbar. „Ich weiß, dass sich das Problem dadurch nur verlagert und nicht gelöst hat.“
Breite Unterstützung
„Arrêtez les dealers, protégez nos enfants“ und „1, 2, 3 sauvons la gare“ sind nur einige der Sprüche, die auf dem Weg zum Parlamentsgebäude von den Protestteilnehmern skandiert werden. Eine Teilnehmerin hält ein eigens angefertigtes Schild mit der Aufschrift „Safety and Peace“ hoch. Alexandra Mendoza lebt seit zehn Jahren im städtischen Bahnhofsviertel. „Es ist seit zehn Jahren stetig schlimmer geworden“, sagt sie. Zweimal sei bei ihr eingebrochen worden. Als Erzieherin würden ihr jedoch besonders die Kinder im Bahnhofsviertel am Herzen liegen. Nahe der Schule würden sich ganz oft Drogenabhängige aufhalten. Spritzen, Erbrochenes, Exkremente würden den Kindern quasi tagtäglich auf dem Schulweg begegnen. „Und warum müssen die Prostituierten direkt an der Schule stehen?“
Wie erkläre ich den Kindern, was die Männer und Frauen tun, die sich gerade eine Spritze setzen?
Ähnlich sieht es Jérémy. Seinen ganzen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Er hat sich mit Frau und Kind erst in der Oberstadt dem Protest angeschlossen. „Es ist mittlerweile gefährlich, mit den Kindern auf die Straße zu gehen“, sagt der besorgte Familienvater. Er lebt mit seiner Familie nicht unweit des großherzoglichen Palastes. Die Probleme seien jedoch die gleichen. „Wie erkläre ich den Kindern, was die Männer und Frauen tun, die sich gerade eine Spritze setzen?“
Die Frage, wie dem Ganzen beizukommen ist, ist das eine. Das eigentliche Problem zu benennen, das andere. Während die einen die hygienischen Bedingungen im Viertel anprangern, sehen andere wiederum den Kampf gegen die Drogenkriminalität als Hauptproblem. In einer Sache sind sich aber quasi alle einig, nämlich dass die Sicherheit der Kinder höchste Priorität genießen soll. Die Forderungen der Organisatoren sind klar: mehr Polizeipräsenz durch regelmäßige Fußpatrouillen sowie regelmäßiges und gründliches Putzen der Straßen, vor allem im direkten Schulumfeld. Experten für Stadtplanung, Sicherheit, Soziales und öffentliche Gesundheit sollen zusammenkommen und das Problem nach dem Vorbild der Schweiz und Portugal an mehreren Fronten angehen.
Ein vielschichtiger Ansatz, der im Vorfeld der Demonstration etwas unterging. Es bestand die Befürchtung, dass die Kundgebung gerade in der Vorwahlzeit von Luxemburgs Politikern instrumentalisiert werden könnte. Wenig überraschend fanden sich dann auch zahlreiche ADR-Politiker in den Reihen der Demonstranten wieder. Ebenso der CSV-Schöffe der Stadt Luxemburg sowie der Neu-CSV-Rekrut und ehemalige Präsident der Polizeigewerkschaft Pascal Ricquier. Ein Umstand, der einige wenige, darunter ein paar Linken-Politiker, zu einer Gegendemo in der avenue de la Liberté veranlasst hatte. „Mehr Polizei ist nicht die Lösung“, steht auf einem der Plakate. Auch dass die ADR in vorderster Reihe mitmarschierte, gefiel den Gegenprotestlern ebenso wenig, wie dass der Protest zum gleichen Zeitpunkt stattfand wie die Demo zum Thema Logement in Bonneweg.
Zumindest in puncto ADR sind sich sowohl die Gegendemonstranten als auch die Veranstalter einig. „Wir gehören keiner Partei“, rufen die Organisatoren am „Krautmaart“ auf der Treppe vor der Chamber. Für „Rechtsextreme Kräfte“ sei kein Platz unter den Protestlern, schallt es unter tosendem Jubel aus dem Megafon. „85 Prozent der Bewohner des Bahnhofsviertels sind Ausländer“, sagt Gillen. „Wir sind nicht glücklich darüber, dass Rechtsextreme der ADR hier sind.“
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Schade, dass diese Demo von der obskuren Skandal Partei unterwandert war.
Das war hoffentlich ein letzter Auftritt der ADR-Gestalten.
Da sieht man wieder den luxemburger Schlendrian. 500 Teilnehmer?! Wie bitte? Da müsste das ganze Wahlvolk,Ausländer mit Wahlrecht inbegriffen,teilnehmen. Schmeißt die Fatzges raus. Dealer und Junkies inbegriffen. Wenn sie die Hölle suchen,werden sie sie finden.Aber bitte ohne uns.
„More police is not the answer.“ Wie putzig. Was ist denn „the answer“? Legalisiert die Drogen?Ja dann können unsere Kinder sich alles besorgen,gleich an der Straßenecke. Wenn es so einfach wäre. Aber !! Wenn man die Geschichte der Prohibition und des Alkohols anschaut. Was lernt man daraus. Verbote sind keine Lösung. Heute verdient sogar der Staat mächtig mit am Alk-Konsum. Aber es gibt keine Beschaffungskriminalität. Aufklärung und richtiger Umgang mit Drogen sind vielleicht doch besser als immer hinterher laufen und die Gefängnisse vollstopfen mit armen Schweinen die keinen Ausweg mehr sehen. Jetzt kommen noch die „Flüchtlinge“ aus Drittländern und sehen einen lukrativen Job am Horizont. Zu verlieren haben diese Leute nichts. Denen geht’s in Schrassig besser als zuhause.
Was ist das Problem; die Polizei hat keine Macht. Wenn ein Dealer, Vergewaltiger, Schläger, Bandit gefasst wird wird dieser aufgeschrieben und dann FREIGELASSEN. Das war‘s! Grenzgänger werden noch über die Grenze gesetzt. Das war‘s! Ausländer und Asil nichts.
Dei Leit hun Recht. Merci Haer Polizeiminister.
Law and order Politik bezüglich Drogen ist nicht realistisch.
Bin ja in Zürich aufgewachsen und habe das dortige Elend von den 70-er Jahren an miterlebt.
Auf Google mal „offene Drogenszene Stadt Zürich“ anklicken, auf der Web-Seite der Stadt ist die Entwicklung nachzulesen.
Auch wenn die Situation einigermaßen stabil ist, neue kleinere offene Hot Spots tauchen immer wieder auf, die es gilt mit Bedacht zu beenden.
Es wird aber ewig ein Katz und Maus Spiel bleiben.