Merscheid / „Fleur Chic“: Wo neben den Blumen auch die Seele aufblüht
Es gibt die großen, unpersönlichen Einkaufsmeilen, in denen man dieser Tage noch schneller als sonst unter Lawinen von Waren aus dem Regal untergeht. Es gibt die kleinen Läden, wo sich die Inhaber selbst sehr aufmerksam um die Kundschaft kümmern. Es gibt aber auch Läden, die wahre Schmuckstücke sind und die man nicht unbedingt in einer viel besuchten Stadt findet. Im kleinen Ort Merscheid stießen wir bei unserer Suche auf einen solchen Edelstein.
Eine Ortschaft namens Merscheid gibt es gleich zweimal in Luxemburg, und zwar einmal im Kanton Vianden, genauer gesagt in der Gemeinde Pütscheid, und ein zweites Mal in der Gemeinde Esch/Sauer, demnach im Kanton Wiltz. In der luxemburgischen Sprache wird aber zwischen „Mierschent“ und „Merscheet“ unterschieden. Uns zog es dieser Tage nach „Merscheet“, ein 302-Seelen-Dorf zwischen Oberfeulen und Eschdorf.
Unser Besuch galt aber nicht der malerischen Landschaft rund um Merscheid, sondern einem Blumenladen der etwas anderen Art. Hinter der Werbetafel von „Fleur Chic“ am Rande der „Duerfstrooss“ und der doch sehr gediegen gehaltenen Außenanlage dieses Hauses verbirgt sich eine wahre Rarität. Gleich hinter der Eingangstür lässt sich ein „Wow“ nicht mehr unterdrücken. Man ist in einer Welt, in der man die Seele baumeln lassen kann. Die Augen wissen nicht mehr, wohin sie zuerst schauen sollen, denn alle Ecken des Ladens sind mit außergewöhnlich viel Liebe zum Detail und natürlich zu den Blumen und Pflanzen hergerichtet.
Aller Skepsis zum Trotz
Die einstigen Stallungen ihres Heimathauses, in denen früher Schweine, Kühe und Pferde untergebracht waren, seien 2013 komplett umgebaut worden, so Inhaberin Conny Mayer am Montag. So bieten heute mehrere kleine Räume, die ein überaus gemütliches Ambiente erschaffen, Platz für Blumen, Pflanzen und Deko-Artikel. „Nachdem ich in der Echternacher Gärtnerei ,Millenoacht‘ meine Lehre gemacht hatte, arbeitete ich über mehrere Jahre hinweg in Blumenläden in Diekirch, Ettelbrück und Erpeldingen/Sauer. Seit 2009 trug ich die Idee in mir, selbstständig zu werden. Meine Pläne für einen Umbau der einstigen Stallungen wurden aber damals nicht von der ganzen Familie mitgetragen. Viele glaubten nicht daran, dass ein Blumenladen in unserem kleinen Ort überleben könnte. So musste ich schweren Herzens von meiner Idee Abstand nehmen und mich erneut nach einer Arbeitsstelle umsehen“, so die sehr engagiert und motiviert wirkende Conny Mayer bei unserem Besuch. Ganz nach dem Motto „Wenn man es nicht versucht, kann man es nicht wissen“ habe sie ihre Idee aber nie ganz aufgegeben und vor allem bei ihrem Vater Unterstützung gefunden. So kam es dann trotzdem 2013 zu den Umbauarbeiten und im Januar 2014 feierte Conny Mayer mit unzähligen Gästen aus dem Dorf, ja aus der ganzen Region die Eröffnung ihres Blumenladens.
„Ech sinn eeben e bësse geckeg“
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Vom ersten Tag an überließ ich nichts dem Zufall. Ich hatte meine Vorstellungen, wie ich meine Klientel überraschen könnte, und die setzte ich gleich um. Daran hat sich auch heute nichts geändert“, so die Inhaberin. „Ech sinn eeben e bësse geckeg“, fügte sie mit einem Schmunzeln hinzu und meinte damit ihre große Liebe zum Detail.
Zeugen davon findet man im gesamten Laden. Nur einige Beispiele: Eine ausgediente hölzerne Treppe, die Conny Mayer in Belgien ausfindig machen konnte, wurde in Eigenregie wieder in Schuss gebracht und dient heute als Regal für Blumen und Deko-Artikel. Daneben bieten viele alte Schränke und tolle, holzbefeuerte Küchenherde Platz für das reichhaltige und facettenreiche Angebot von „Fleur Chic“.
Seit 2021 hat Conny Mayer mit Myriam Goerend aus Wecker Hilfe bekommen. Der Laden, der nächsten Monat sein zehnjähriges Jubiläum feiert, ist in Zwischenzeit eine Adresse geworden, die nicht nur die Leute aus der Region kennen, sondern weit darüber hinaus. „Es gibt Arbeitstage, die für mich bereits um 4 Uhr in der Früh beginnen und spätabends, um nicht zu sagen in der Nacht, enden, ganz nach dem Motto ‚Selbst und ständig‘. Der Dank dafür ist eine zufriedene Klientel“, so die heute 43-jährige Inhaberin. Das einmalige Ambiente im Gebäude 27 der Dorfstraße in Merscheid kann man kaum in Worte fassen: Man muss es selbst erleben, was an jedem Wochentag, außer sonntags und montags, von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr (samstags nur bis 17 Uhr) möglich ist.
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