Hinter den Kulissen / Formelles Gehabe und fröhliches Gescherze: Wie Minister Delles die Auslandsmission in Dubai dirigiert
Tourismus- und Mittelstandsminister Lex Delles ist neben Gesundheitsministerin Paulette Lenert wohl der Politiker, der durch die Pandemie so richtig ins Bewusstsein der Luxemburger Bevölkerung gerückt ist. Doch wer ist der Mensch hinter dem Politiker, der sich mit einer in der Öffentlichkeit wahrnehmbaren Leichtigkeit durch die Tücken des knallharten Politikalltages tänzelt? Ein Blick hinter die Kulissen der Auslandsmission in Dubai.
Es geht nur mühsam vorwärts, wie eine zähe Masse bewegt sich die Menschenmenge durch den engen Korridor zwischen den Sitzen vorwärts. Immer wieder stockt der Strom, ein Koffer wird in die Gepäckablage hochgehoben, eine Jacke ausgezogen, Laptop und Tablet bereitgelegt, ehe der Weg freigeräumt wird und das gleiche Szenario 30 Zentimeter weiter wieder von vorne beginnt. Ein kurzes „Moien“ und ein begleitendes Nicken Richtung Tourismusminister Lex Delles, als sich die Schlange langsam an ihm vorbeibewegt.
Die Luxemburger Delegation ist gerade dabei, das Flugzeug in Zürich zu boarden. „An dir sidd …?“, fragt Delles, als die Warteschlange neben seinem Sitz wieder anhält. Auf die Antwort fragt er gleich, ob ich denn seinen Kommunikationsberater und ehemaligen Tageblatt-Journalisten Damien Valvasori kennen würde. Schnell verwickelt der DP-Politiker einen in etwas Smalltalk, um die Wartezeit zu überbrücken. Vom tiefblauen Anzug blitzt eine Anstecknadel mit den Fahnen Luxemburgs und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Ein gemütliches Reiseoutfit sieht anders aus, doch das hat seinen Grund. Hinter Delles lächelt der Erbgroßherzog Guillaume, während eine Stewardess dessen Anzugjacke entgegennimmt. Bei Reisen mit einem Mitglied der großherzoglichen Familie hat alles einen geregelten, ja fast schon steifen Rahmen. Dass das eigentlich nicht dem Naturell des „sexy Lexi Delli“ entspricht, wie ihn Xavier Bettel einst nannte, offenbart sich während der restlichen Mission.
Kindliche Begeisterung
Während der drei Tage in Dubai haben Luxemburger Betriebe einerseits das Label „made in Luxembourg“ vertreten und bei den „Luxembourg Tourism Days“ die Vorzüge des Landes vorgestellt. An der Seite vom Erbgroßherzog noch recht formell, blüht Delles regelrecht auf, als er ungezwungen und mit fast kindlicher Begeisterung das Gespräch mit „Péckvillercher“-Veteran Usch, der „Eppelpress“ oder anderen Vertretern des Luxemburger Tourismussektors suchen konnte, nachdem Erbgroßherzog Guillaume relativ kurzfristig zu einer Audienz nach Abu Dhabi gereist war. „Ich will noch mal mit den Ausstellern ein paar Worte wechseln“, lässt Delles seine Kabinettsmitglieder nach der Tour mit dem Erbgroßherzog unten im Souvenirshop des Luxemburger Pavillon wissen, bevor er wieder im Aufzug verschwindet und sich seinen Weg zurück zu den Ausstellern bahnt.
Wenn der ehemalige Lehrer Lex Delles, der seine Politikerlaufbahn in Mondorf startete, denn eine Verschnaufpause einlegt, ist es meist, um eine Zigarette zu rauchen. In Dubai hat er stets ein kleines Entourage um sich, seine Beraterin Françoise Schlink und sein Bodyguard René Klensch weichen ihm kaum von der Seite. Beim Rauchen in den dazu vorgesehenen Raucherzonen auf der Expo oder vor dem Hoteleingang sieht es jedoch eher aus, als würden gute Freunde miteinander in eine anregende Diskussion verstrickt sein, als dass hier Entscheidungsträger eines Landes beisammen stehen würden.
Profi trotz Späßchen
Mit den anwesenden Journalisten erlaubt sich der Tourismusminister dann auch das eine oder andere Späßchen, flachst mit ihnen beim Eintreffen im Hotel oder nach dem Pressebriefing, nachdem man gemeinsam zwölf Stunden in der brütenden Wüstensonne unterwegs gewesen ist. Die Pressebesprechungen, die bei manchen Ministern in ihrer zweiten Amtszeit zur langweiligen Routine mutiert sind, versucht der junge Politiker mit dem einen oder anderen Scherz aufzulockern. „Dann sind wir hierhergefahren, wir haben uns hier hingesetzt und ich habe ein Glas Wasser getrunken“, beendet der Minister seine Ausführungen stets am Ende des Tages. „Noch Fragen?“ Auch nach der Fragerunde rauscht der Minister nicht gleich ab, bleibt vor Ort und es wirkt, als würde er das schon fast gemütliche Beisammensitzen nach dem Trubel genießen. Viel Zeit bleibt jedoch nicht, der nächste Termin bei einem Abendessen ruft sogleich.
Dass hinter dem Spaßmacher aber durchaus ein knallharter Politiker steckt, der das Tagesgeschäft bestens beherrscht, zeigt sich nicht zuletzt beim Interview, das das Tageblatt während der Dubai-Reise mit dem Minister führt. Ruhig und gelassen antwortet Delles auf die Fragen und nimmt sich, wenn nötig, die Zeit, sich seine Sätze zurechtzulegen. Dass er nicht zum ersten Mal über die ihm gestellten Fragen spricht, wird recht schnell deutlich. Selten kommt der Politiker ins Stottern, kennt die Themen aus dem Effeff. Nur beim Thema Menschenrechte verlässt Delles seine Komfortzone, braucht etwas länger, um zu antworten und versucht das Ganze elegant zu lösen, indem er auf die eigentliche Zielsetzung seiner Mission in Dubai verweist. Es liege am Außenministerium und der Europäischen Kommission, weitere Schritte in die Richtung zu unternehmen. Sobald dann das eigentliche Interview beendet ist, wird aus dem besonnen Minister wieder der kameradschaftliche Nachbar von nebenan, der von seinen Erfahrungen und Erlebnissen des vergangenen Urlaubes berichtet.
Es ist dieses Nahbare, das den DP-Politiker ausmacht. Wie Delles einmal im Tageblatt erklärte, stemme er sich gegen einen überhöhten, elitären Politikerbegriff. Für ihn sei es nicht einmal ein Beruf, sondern vielmehr eine Haltung. Die Haltung gegenüber der Gesellschaft mache aus einem Bürger einen Politiker. Es scheint, als wolle der DP-Minister in einer für die liberale Partei doch skandalgeprägte Zeit um den „Copy-Paste-Premier“ Xavier Bettel mit dem guten Beispiel vorangehen und zeigen, wie es anders gehen kann. Und man ist geneigt, es dem Politiker aus Mondorf abzukaufen.
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„Copy-Paste -Student“! Nicht Premier. Denn: Vielleicht findet man bei Delles auch etwas,wenn man nur tief genug gräbt? Wer weiß und wer will das wissen?