Research Luxembourg / Forscher: Mutationen könnten zu neuer Welle führen – ihre Verteilung in Luxemburg ist aber eher ungewiss
Die Ansteckungszahlen in Luxemburg waren zwar lange im Fallen, aber dann wurde daraus erst eine Seitwärtsbewegung – die jetzt offenbar in einen neuen Anstieg der Zahlen übergeht. Schuld daran dürften die Mutationen sein, die sich leichter verbreiten. Selbst bei Beibehaltung der geltenden Regeln sehen die Forscher von der „Task Force Research Luxembourg“ das Land vor einer neuen Welle, die im Mai ihren Höhepunkt haben wird. Allerdings fehlen auch noch wichtige Daten zum neuen Alphatier im Virus-Rudel.
Das Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen in Luxemburg war für Beobachter nicht ganz leicht zu interpretieren: Nach dem bisherigen Höhepunkt der Fallzahlen Anfang November ging es zunächst in mehreren Etappen klar und deutlich abwärts. Allerdings verlangsamte sich diese Abwärtsbewegung immer mehr, bis sie, etwa ab Anfang Februar, zur Stagnation der Zahlen wurde.
Bald schon könnte aus dieser „Seitwärtsbewegung“ aber wieder eine klare und deutliche Steigerung werden – und damit die nächste lokale Welle der Pandemie entstehen. Das befürchtet jedenfalls Dr. Alexander Skupin, unter dessen Leitung die „Research Luxembourg Covid-19 Task Force“ regelmäßig den voraussichtlichen weiteren Verlauf der Fallzahlen darstellt.
Der neueste Report legt durchaus erneute Besorgnis nahe, denn dort heißt es: „Die Entwicklung in der aktuellen Woche zeigt, dass sich die Dynamik der Epidemie immer noch auf einem volatilen Niveau befindet, mit Potenzial für einen epidemischen Rebound.“ Und dieses Ansteigen (Rebound) muss derzeit ernsthaft befürchtet werden – wegen des Einflusses von Virusvarianten, die stärker ansteckend sind als bisher in Luxemburg umgehende Versionen.
Ohne deren Vorkommen wäre von einem zwar langsamen, aber doch stetigen Rückgang der Fallzahlen auszugehen, schreiben die Forscher. Die hierfür aktualisierte Projektion sieht so aus:
Hier wird mit der orangefarbenen, gepunkteten Linie der Verlauf der Fallzahlen seit März nachgezeichnet – woran sich, in Blau, die Voraussage zu den Fallzahlen anschließt: Zwar gibt es eine gewisse Spannbreite, es ist nun mal nur eine Vorhersage, aber die Linie nähert sich, klar erkennbar, bis zum September der Null-Linie an.
Das nicht unwesentliche Problem: In dieser Modellrechnung ist die leichtere Übertragbarkeit von Virus-Mutationen wie B.1.1.7 gar nicht berücksichtigt. „Man geht aber derzeit von einer 30 bis 40 Prozent höheren Übertragbarkeit aus“, erklärt Skupin gegenüber dem Tageblatt. Skupin und sein Team haben die Projektion aktualisiert – unter der Annahme, dass Ende Januar 16 Prozent aller in Luxemburg umlaufenden Coronaviren von der „britischen“ Variante B.1.1.7 seien und dass diese 37 Prozent ansteckender sei als die bisher vorherrschende Variante. Diese Daten könnten ein besseres Fundament bekommen als die derzeitigen Schätzungen (dazu später mehr). Die entstehende Projektion ist aber so eindeutig wie alarmierend:
Jetzt fällt die blaue Projektionslinie nämlich nicht mehr in Richtung Nulllinie ab, sondern schwingt sich zu neuen Höhen auf – in der vorliegenden Version werden Anfang Mai wieder 500 Fälle pro Tag erreicht – was übrigens noch nicht einmal der Worst Case ist. Eine andere Ausführung der bereits Anfang Februar erstellten Projektion kam sogar auf weit mehr als 600 Fälle pro Tag – dann wurde allerdings eine „dreiprozentige Abnahme der sozialen Interaktionen“ eingerechnet. Schließlich waren beispielsweise die Schulen in Luxemburg kurzzeitig geschlossen, bevor die Karnevalsferien einsetzten. „Die daraus folgende Projektion gibt auch besser wieder, was wir in den vergangenen zwei Wochen in der Realität beobachtet haben“, sagt Skupin. Von einem Anstieg der Fallzahlen sei jetzt jedenfalls wohl auszugehen: „Vermutlich hatten wir wohl vor zwei bis drei Wochen einen Wendepunkt in der Dynamik.“
Unsichere Zahlen, laxer Umgang mit Regeln
Doch auch die „mildere“ Projektion bedeutet immer noch einen starken Anstieg der Fallzahlen – selbst dann, wenn die bisherigen Maßnahmen im Großen und Ganzen beibehalten werden. Müssen jetzt also neue, strengere her?
„Wenn wir alle uns an die bestehenden Maßnahmen halten würden, hätten wir das Problem nicht“, schätzt der Datenanalyst und Biophysiker. Sinnvoller als die Einführung komplett neuer Maßnahmen sei es wohl, „den Teil der Gesellschaft zu erreichen, der momentan die Regeln sehr lax auslegt“. Insgesamt könne es sinnvoll sein, „die Stellschrauben zu finden, die es der Bevölkerung leichter machen, sich an die bestehenden Regeln zu halten“.
Auffallend: Mehrfach wird in der Studie erklärt, dass „derzeit keine repräsentativen Daten über die Prävalenz der ansteckenderen UK-Virus-Variante verfügbar“ seien. Dabei prüft Luxemburg durchaus viele positive Proben auf die genau vorliegende Variante: Während das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) empfiehlt, wenigstens zehn Prozent aller positiv getesteten Proben entsprechend zu analysieren, seien es in Luxemburg sogar 30 Prozent, bei denen das so gemacht wird, erklärt Skupin. Das liege daran, dass die sequenzierten Proben nicht rein zufällig ausgesucht werden, sondern etwa aus der näheren Untersuchung eines Clusters stammen können, womit ein „Bias“, also eine statistische Verzerrung einträte. „Wir hoffen, dass nächste Woche repräsentative Daten kommen“, erklärt Skupin auf Anfrage des Tageblatt.
Denn, so heißt es im Report: Das fehlende Wissen um die reale Häufung der gefürchteten Mutationen führt dazu, dass „die Einschätzung der Zahlen mit hoher Unsicherheit behaftet“ ist.
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Anstatt Panikmacherei sollen se einfach de Sputnik kaafe goen. Dat wär emol eppes Positives. Awer emmer dei Task Force mat Panikmacherei. Ass dat gewollt a wan jo da fannen ech dat eng riese Sauerei.
Das Leben wird zum Tod führen! Irgendwann.
Das wort FORSCHEN ist ein langanhaltener Zeitbegriff der mit Zufall nichts zu tun hat.
Wenn ich dann In diesem Zusammenhang lese « Die Infektionsgeschehen der VERGANGENEN. WOCHEN in Luxemburg war für Beibachter ( Forscher ?) nicht leicht zu « interpretieren »(sic) , dann schliesse ich daraus , dass man daraus nichts Konkretes schliessen und schon gar nicht behaupten sollte. Die darauffolgende kurzfristig bedingte « Forschung » erpare ich mir.
« ..könnte und ungewiss… ». Danke für die Info