Basketball / Frank Muller will mit dem T71 ein letztes Mal angreifen
Auch in seiner letzten Saison ist Frank Muller nur schwer zu stoppen. Erst am Mittwoch ließ der 33-Jährige den T71 Düdelingen in letzter Sekunde aufatmen und führt weiterhin die Statistiken in der Total League an.
Es blieben noch 24 Sekunden am Mittwoch zu spielen: Im Duell zwischen dem Racing und Düdelingen stand es 77:77, dem T71 blieb noch ein letzter Angriff, um einer Verlängerung zu entgehen. Tom Schumacher spielte die Uhr clever runter, doch sein Versuch wenige Sekunde vor dem Ende der regulären Spielzeit scheiterte. So schlug einmal mehr die Stunde von Frank Muller: Der Düdelinger Routinier sicherte sich den offensiven Rebound, setzte sich unter den Brettern gleich gegen drei Gegenspieler durch und schaffte einen allerletzten Wurf. Mit der Schlusssirene landete der Ball schließlich im Korb und sämtliche Spieler des T71 stürmten auf den 33-Jährigen zu. Es war nicht zu übersehen, dass den Düdelingern eine große Last von den Schultern gefallen war.
„Die Erleichterung war groß“, erklärte auch Frank Muller. „Im Moment spielen wir wirklich nicht so gut, das muss man zugeben. Wir müssen kämpfen, um oben dranzubleieben. Nach der enttäuschenden Niederlage gegen Contern war es enorm wichtig, nicht auch noch gegen den Racing zu verlieren.“ Auch für die Moral von Muller war der „Buzzer-Beater“ wichtig, wie er betonte: „Am Mittwoch war ich mit meiner Leistung sicherlich nicht zufrieden, da tut so ein entscheidender Wurf wirklich gut.“ Dass er und seine Teamkollegen sich in den nächsten Wochen steigern müssen, daran gibt es für Muller aber keinen Zweifel, vor allem, wenn man nach der Qualifikation auf einem der beiden ersten Ränge stehen möchte, die auch ein Freilos fürs Viertelfinale mit sich bringen. „Ein gutes Team macht irgendwie auch aus, dass es solch schlechte Spiele gewinnt und den Kopf noch aus der Schlinge zieht. Doch gegen Contern hat man gesehen, dass dies auch nicht immer der Fall ist.“
Intensive Wochen
Fest steht, dass drei der vier Niederlagen des T71 in der laufenden Saison in den letzten sechs Partien erfolgten. Nachdem sich die Spieler aus der „Forge du Sud“ im März Walferdingen und Ettelbrück geschlagen geben mussten, folgte am letzten Wochenende die überraschende Niederlage gegen Contern. Auch gegen die Hauptstädter, die zurzeit den neunten Rang belegen und nur noch geringe Chancen auf den Einzug in das Titel-Play-off haben, lag Düdelingen über weite Strecken in Rückstand. Es sind sicherlich auch die geringen Rotationsmöglichkeiten, die beim aktuell doch enorm straffen Zeitplan in der Total League der Herren, ihren Tribut fordern. Besonders bei den Routiniers Muller und Schumacher, die nach der laufenden Spielzeit bekanntlich ihre aktive Karriere beenden werden. Dennoch will Muller dies nicht als Ausrede gelten lassen: „Es ist schon sehr intensiv im Moment, mit den ganzen englischen Wochen. Dass dann auch noch Spieler verletzungsbedingt fehlen, spürt man schon. Doch man kann es eben nicht ändern und auch die Konkurrenz muss ja dieses Pensum absolvieren.“ Dass es zurzeit auf seiner Position unter dem Korb keinen weiteren luxemburgischen Spieler im Kader des T71 gibt, war für Muller ebenfalls bereits vor seiner letzten Saison klar: „Ich will mich deswegen auch nicht beklagen, ich bin ja auch froh, wenn ich viel spielen darf. Für mich gilt es einfach auch, ein letztes Mal anzugreifen.“
Dass der langjährige T71-Leistungsträger in seiner letzten Saison nicht zu bremsen ist, wird nicht nur auf dem Parkett, sondern auch in den Statistiken deutlich. Unter den sogenannten JICL-Spielern wird der 33-Jährige zurzeit als MVP („Most valuable player“) gewertet. Dabei kommt er bis dato auf einen Schnitt von 15,9 Punkten und 11,2 Rebounds pro Partie. Er ist ebenfalls derjenige, der am häufigsten gefoult wird. „Ich kriege das schon mit, werde auch darauf angesprochen, doch mein Fokus liegt keinesfalls darauf.“ Dennoch ist er froh, dass er solche Statistiken abliefern kann, vor allem, wenn es dem Team hilft: „Aber man muss auch betonen, dass die Statistiken nicht alles wiedergeben. Es kommt auch vor, dass diese richtig gut sind, ich aber mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden bin.“
Am Karriereende nach der Saison 2020/21, daran gibt es für den Sportpsychologen, der zurzeit beim „Sportlycée“ angestellt ist, aber dennoch nichts zu rütteln, auch wenn es nicht immer leichtfällt, ohne Zuschauer zu spielen. „Ich bin dankbar, dass wir überhaupt weiterspielen dürfen. Nachdem schon die letzte Saison abgebrochen wurde, wäre es das dann gewesen.“ Verabschieden würde sich der 33-Jährige, der mit dem T71 fünfmal die Meisterschaft und viermal den Pokalsieg feiern durfte, am liebsten natürlich mit einem letzten Titel, pünktlich zum 50. Vereinsjubiläum. „Es wäre der perfekte Abschluss.“ Bis dahin stehen aber noch so einige Begegnungen auf dem Programm und leicht wird der weitere Saisonverlauf auf keinen Fall. Vielleicht wird die Nachricht, dass auch Coach Ken Diederich den Verein nach dieser Spielzeit verlassen wird, das Team noch einmal zusätzlich motivieren: „Für mich wird sich dadurch nicht viel ändern, da ja auch mein Abschied schon feststeht. Vielleicht wird es aber Spieler wie Kevin (Moura), Jo (Hoeser) oder unsere beiden Profis noch einmal pushen.“ Die Entscheidung von Diederich kann Muller jedoch nachvollziehen: „Ich denke, dass er sich dazu schon einige Gedanken in den letzten Wochen gemacht hat. Es ist nicht einfach, so etwas in der Saison zu entscheiden, doch er wollte da wohl auch dem Verein gegenüber Klarheit schaffen.“
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