Kultur mit wenig Geld / Frankreich und Luxemburg wollen Esch2022 weiterentwickeln
Acht französische Gemeinden und deren elf Nachbargemeinden im Süden Luxemburgs wollen sich kulturell enger austauschen und Menschen zusammenbringen. Das Erbe der Kulturhauptstadt Esch2022 soll bewahrt und ausgebaut werden. Nachhaltigkeit ist ein Stichwort. Mit 1,5 Millionen Euro für drei Jahre scheint das Budget allerdings eher knapp berechnet.
Menschen zusammenzubringen, über Grenzen hinweg, ist ein hehres Ziel – immer noch. Wer sich kennenlernt, das wissen wir, baut Vorurteile ab. Geselligkeit fördert Freundschaften. In dem Sinne planen die elf im Syndikat Pro-Sud zusammengeschlossenen Gemeinden im Süden Luxemburgs gemeinsam mit acht französischen Nachbargemeinden einen besseren, vor allem aber nachhaltigeren Austausch.
Die insgesamt 19 Gemeinden haben bereits im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022 zusammengearbeitet. Allen Unkenrufen zum Trotz trägt dieses Kulturevent nun seine Früchte. Das freut unter anderem Nancy Braun. Die ehemalige Direktorin des Kulturhauptstadt-Projektes hat stets betont, dass Esch2022 „nur“ den Impuls für eine engere Kooperation liefern möchte. Die Saat im Boden müsse gegossen werden, damit nachhaltig daraus etwas entstehe.
Klare Ziele, wenig Mittel
Diese von Esch2022 geforderte Nachhaltigkeit soll nun im Rahmen eines von der Europäischen Union finanziell unterstützten Interreg-Projektes gefördert werden. Am Dienstagmorgen wurde das Projekt im Kulturzentrum „L’Arche“ in Villerupt vorgestellt. Mit einem Gesamtbudget von rund 1,5 Millionen für drei Jahre, also eine halbe Million pro Jahr, zielt die Initiative darauf ab, ein grenzüberschreitendes Kulturprogramm sowie Instrumente zur Förderung des gemeinsamen Kultursektors zu etablieren. Dabei geht es wie gesagt darum, Menschen zusammenzubringen.
Die Ziele sind klar definiert: Das Erbe von Esch2022 soll bewahrt und weiterentwickelt werden. Gut daran ist, dass überhaupt etwas geschieht. Die zur Verfügung gestellten Mittel scheinen aber nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Allerdings kann und soll das Geld zumindest ansatzweise dazu dienen, das Schienennetz der interkommunalen Zusammenarbeit auszubauen. Jede einzelne der 19 Gemeinden müsse dabei Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag zum Projekt liefern, sagt Christian Weis, Bürgermeister von Esch. Die Gemeinden auf französischer Seite scheinen dabei hungriger und offener für Neues als die elf Pro-Süd-Gemeinden. Nun denn, abwarten.
Unterm Strich muss man nun positiv bewerten, dass die von Esch2022 gelieferten Impulse erkannt und als gut befunden wurden. Dass der kulturelle Austausch umweltfreundlicher werden soll, klingt gut. Es bleibt abzuwarten, wie sich das in der Praxis bemerkbar macht. Dass es Schulungen, Arbeitsgruppen und solches geben soll, klingt ebenfalls positiv. Aber auch hier heißt es abwarten. Gleiches gilt für die Vernetzung, Unterstützung und Ausbildung der kulturellen Akteure. Einwenden muss man dabei dann aber, dass eine halbe Million Euro pro Jahr während drei Jahren wohl kaum ausreicht, nachzuholen, was in der Vergangenheit versäumt wurde.
Volksfeste statt Kulturprojekt?
Auf die im Rahmen des Projektes geplanten zahlreichen Veranstaltungen, wie Konzerte oder Märkte, wollen wir an dieser Stelle nicht ein gehen, da sie von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen erst in ein bis drei Jahren stattfinden werden. Statt auf Umweltbilanzen oder ähnliches sollten sich die Macher dieses Projektes lieber darauf konzentrieren, Geselligkeit und Kultur auf der einen oder anderen Seite der Grenze unters Volk zu bringen. Ein gemeinsamer Event-Kalender, im digitalen Zeitalter sicherlich kein Problem, scheint eine Lösung. Aber wer soll’s machen? Diese Frage bleibt bislang unbeantwortet.
Warum nicht einfach mal grenzüberschreitende Volksfeste organisieren und Reklame dafür machen, statt hochtrabende Kulturprojekte anzukündigen? Berechtigte Frage. Klar ist allerdings, dass es für Volksfeste kaum europäische Unterstützung geben würde. Ein Fehler.
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